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Erhöhung des Grimselsees, neues Fassungsvermögen von 170 Mio. Kubikmeter für neu 510 Gigawattstunden.

Erhöhung des Grimselsees, neues Fassungsvermögen von 170 Mio. Kubikmeter für neu 510 Gigawattstunden.

Durch die geplante Erhöhung der beiden Staumauern Seeuferegg und Spitallamm um 23 Meter kann das Fassungsvermögen von bisher 94 Millionen Kubikmeter auf 170 Millionen Kubikmeter gesteigert werden. Diese Vergrösserung des Energiespeichers ist wichtig für eine sichere Stromversorgung im Winter. Der Energieinhalt des Sees steigt von 270 Gigawattstunden auf 510 Gigawattstunden.

© Copyright Kraftwerke Oberhasli AG (KWO)

Jährlich fliessen rund 210 Millionen Kubikmeter Wasser in den Grimselsee, wovon derzeit nur knapp die Hälfte, nämlich 94 Millionen Kubikmeter gespeichert werden können. Da der Wasseranfall für den Betrieb der Kraftwerke hauptsächlich in den Sommermonaten erfolgt, wenn oft bereits überschüssige Energie aus neuen erneuerbaren Energien verfügbar ist, ist es versorgungstechnisch sinnvoll, den grösseren Teil des Wassers in die Wintermonate zu verlagern. Im Winter ist die Schweiz zur Deckung ihres Strombedarfs auf Nettoimporte aus dem Ausland angewiesen, weshalb die Verlagerung der Stromproduktion in diese Zeit wichtig ist.

Allein die zusätzliche Speicherkapazität von rund 240 GWh durch das Projekt deckt 12 % des vom Bund angestrebten Ziels von 2 TWh zusätzlichem Winterspeicher bis 2040 ab. Das Projekt leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur Übernahme von Netzausgleichs- und -stützungsmassnahmen sowie Systemdienstleistungen wie die Leistungsvorhaltung für verschiedene Regelungsstufen.

Die Vergrösserung des Grimselsees gehört zu den Wasserkraftprojekten, die gemäss dem Runden Tisch Wasserkraft und dem neuen Stromgesetz in erster Priorität realisiert werden sollen. Die neue Spitallamm-Staumauer wurde bereits so konzipiert, dass sie um weitere 23 Meter erhöht werden kann, um diese Vergrösserung zu ermöglichen. Die alte Staumauer Spitallamm wird dabei eingestaut und die alte Seeuferegg-Sperre müsste ebenfalls erhöht werden. Der gesamte Prozess für das Konzessionsgesuch dauert voraussichtlich anderthalb bis zwei Jahre.

25.12.2024

Seeabsenkung Grimselsee Winter 2024/25 - Erster Teil


12.2.2025

Seeabsenkung Grimselsee Winter 2024/25 - Zweiter Teil


20.3.2025

Seeabsenkung Grimselsee Winter 2024/25 - Dritter Teil


30.4.2025

Seeabsenkung Grimselsee Winter 2024/25 - Vierter Teil


Seit 2019 baut die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) an der Grimsel die neue Ersatzstaumauer «Spitallamm». Anfang September 2024 wurde der letzte Beton in die Mauer eingebracht und die Mauer anschliessend fertiggestellt. In einem letzten Schritt müssen nun der See und die neu gebauten Anlagen miteinander verbunden werden. Um diese Arbeiten durchzuführen, hat die KWO den Grimselsee Anfang Dezember kontrolliert komplett geleert. Die KWO nutzt zudem die Wintermonate und den Umstand, dass kein Wasser im See ist, für umfangreiche Revisions- und Sanierungsarbeiten an den Wasserkraftanlagen im Grimselgebiet.

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Die Kraftwerke Oberhasli (KWO) brauchten eine neue Ersatzstaumauer «Spitallamm» aus mehreren Gründen.

 



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Strukturelle Probleme der alten Staumauer.

Die alte Spitallamm-Staumauer, die seit 1932 das Wasser des Grimselsees speicherte, wies Risse auf. Zudem gab es Hauptprobleme mit Ablösungserscheinungen zwischen dem Massenbeton und der wasserseitigen Vorsatzschale. Auch wenn es in früheren Zeiten bereits Ausbesserungsarbeiten gab, lagen gesamtheitlich immer noch Probleme vor. An der Mauer gab es auch Anzeichen für eine Alkali-Aggregat-Reaktion, sogar im Massenbeton. Dieses Phänomen kann das Betongefüge zerstören. Die fast 100-jährige Mauer war sanierungsbedürftig.

Hoher Aufwand und Einnahmeverluste bei Sanierung.

Für eine Sanierung der bestehenden Mauer wäre es unabdingbar gewesen, den Grimselsee über einen langen Zeitraum abzulassen. Dies hätte enorme Kosten bzw. Einnahmeausfälle nach sich gezogen. Der Aufwand einer mehrjährigen Instandsetzung der bestehenden Sperre mit dem grossen Nachteil mehrerer bzw. mehrjähriger Seeabsenkungen machte die Entscheidung für einen Neubau nachvollziehbar. Auch eine Sanierung hätte grosse Mengen Beton erfordert.

Vorbereitung für die geplante Seeerhöhung.

Das Projekt zur Vergrösserung des Grimselsees gehört zu den Wasserkraftprojekten, die in erster Priorität realisiert werden sollen, um die Stromversorgung im Winter zu sichern. Die neue Spitallamm-Staumauer ist mit 113 Metern praktisch gleich hoch wie die alte, wurde aber so berechnet und konzipiert, dass sie um weitere 23 Meter erhöht werden kann. Eine Erhöhung der beiden Staumauern Seeuferegg und Spitallamm um 23 Meter würde das Fassungsvermögen des Grimselsees von heute 94 Millionen Kubikmetern auf 170 Millionen Kubikmeter steigern und den Energieinhalt von 270 auf 510 Gigawattstunden erhöhen. Dies ermöglicht die Speicherung von mehr Wasser, insbesondere für die Wintermonate, wenn die Schweiz auf Nettoimporte angewiesen ist.

Ermöglichung gleichzeitiger Betriebsführung und Bauarbeiten.

Die alte Mauer diente während des Neubaus als Fangedamm, was bedeutete, dass der Grimselsee während der Bauzeit des Neubaus gestaut bleiben konnte und somit weiterhin für die Stromerzeugung zur Verfügung stand. Dies war ein entscheidendes Element für die Stromerzeugung und Bewirtschaftung der Anlagen der KWO.

Nutzung der Seeentleerung für umfangreiche Wartungsarbeiten.

Die Entleerung des Grimselsees im Winter 2024/25 war nötig, um die neue Spitallamm-Staumauer mit einem neuen Grundablass in Betrieb nehmen zu können. Diese seltene Seeabsenkung (die letzte war 18 Jahre zuvor) wurde gleichzeitig genutzt, um dringend notwendige Reparaturen sowie verschiedenste Sanierungs- und Revisionsarbeiten an den Kraftwerksanlagen, wie Druckstollen, Ein- und Auslässe, Drosselklappen und Revisionsschützen durchzuführen. Franz Thöni von der KWO bezeichnete dies als das grösste Unterhaltsprojekt in der Geschichte der KWO.

Neuer Grundablass und Anschluss an Pumpspeicherwerk Grimsel 4.

Der alte Grundablass, der durch die alte Mauer ging, war verlandungsgefährdet und wird mit der alten Mauer ausser Betrieb gesetzt. Stattdessen wurde ein neues Einlaufbauwerk gebaut, das erhöht liegt, um künftiger Verlandung vorzubeugen. Dieses vereint zwei Funktionen: den neuen Grundablass-Stollen und den Anschluss an das geplante Pumpspeicherwerk Grimsel 4. 

Erhalt der alten Staumauer als Kulturobjekt.

Die Spitallammsperre ist im Kulturgüterschutz-Inventar als A-Objekt aufgeführt und der Denkmalschutz stuft sie als erhaltenswert ein. Mit dem Konzept des Neubaus bei gleichzeitigem Erhalt der alten Sperre bleibt das Objekt bestehen, auch wenn es nach der Inbetriebnahme der neuen Mauer zum grössten Teil im See versinkt. Die neue Mauer wurde direkt vor die Luftseite der alten gesetzt, was praktisch keine weitere Landschaft in Anspruch nahm und zu keinen Projekteinsprachen wegen Landschaftsverbrauch führte. Nach der Inbetriebnahme der neuen Mauer wird die alte Mauer geflutet. Ein Ausgleichsstollen wurde durch die alte Mauer getrieben, um den Wasserspiegelausgleich zwischen Seebecken und Zwischenraum sicherzustellen und zu verhindern, dass die alte Mauer einem einseitigen Wasserdruck ausgesetzt ist.


Wie wurde die Erhöhung der beiden Staumauern geplant?

 

Ein Schlüsselelement dieser Planung ist der Ersatz der alten Spitallamm-Staumauer. Die fast 100-jährige alte Mauer, die seit 1932 Wasser speicherte, wies Risse auf und hatte Probleme mit Ablösungserscheinungen sowie Anzeichen einer Alkali-Aggregat-Reaktion, die das Betongefüge zerstören kann. Eine Sanierung wäre sehr aufwendig gewesen, hätte die Entleerung des Sees über lange Zeiträume erfordert und zu Einnahmeverlusten geführt.

Daher wurde beschlossen, eine neue Spitallamm-Staumauer zu bauen. Diese neue Mauer, die 2025 in Betrieb geht, ist mit 113 Metern praktisch gleich hoch wie die alte. Wichtig ist jedoch: Die neue Mauer wurde von Anfang an so berechnet und konzipiert, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt um weitere 23 Meter erhöht werden kann. Sie ist damit die bauliche Voraussetzung für die geplante Seeerhöhung an dieser Stelle. Die alte Mauer bleibt bestehen und wird nach der Inbetriebnahme der neuen Mauer geflutet.

Die zweite benötigte Anpassung betrifft die Seeuferegg-Sperre. Diese Gewichtsstaumauer, die gleichzeitig mit der alten Spitallamm-Mauer gebaut wurde, muss gemäss Planung lediglich erhöht und nicht nennenswert saniert werden. Die Planung sieht also vor, die bestehende Seeuferegg-Mauer aufzustocken.

Die KWO hat die geplante Vergrösserung des Grimselsees bereits im Jahr 2010 mit einem Konzessionsgesuch eingereicht. Im Mai 2024 wurde ein aktualisiertes Konzessionsgesuch bei den kantonalen Behörden eingereicht. Ein wichtiger Grund für die zweite Eingabe war, dass nun die neue und nicht mehr die bestehende Spitallamm-Mauer erhöht werden wird, was neue Berechnungen und bauliche Anpassungen in der Planung zur Folge hat.

Der Planungsprozess für das Konzessionsgesuch ist lang und umfasst unter anderem eine Auflage- und Einsprachefrist, Stellungnahmen der KWO zu Einsprachen sowie Berichte der kantonalen Ämter. Kernstück ist die Schutz- und Nutzungsplanung, die vom Bundesrat genehmigt werden muss. Der gesamte Prozess wird voraussichtlich anderthalb bis zwei Jahre dauern.

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Die KWO hat den Planungsprozess für die Vergrösserung des Grimselsees im Rahmen eines "Grimsel-Dialogs" eng mit verschiedenen Akteuren abgestimmt. Von Mai 2023 bis Juni 2024 tauschten sich Umweltschutzverbände (WWF, Pro Natura, Aqua Viva, SL-FP, SFV, BKFV, lokale Fischer), der SAC, betroffene Gemeinden und kantonale Behörden aus. Dabei wurden insbesondere die Mindestrestwassermengen und die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen zur Kompensation der Auswirkungen auf Natur und Landschaft verhandelt. Dieser Dialog führte zu einer gemeinsamen Vereinbarung über das künftige Restwasserregime und die gesetzlich vorgeschriebenen Massnahmen, was von den Beteiligten als Erfolg und wichtiger Schritt bezeichnet wurde. Verhandlungen über zusätzliche Ausgleichsmassnahmen laufen parallel zum Konzessionsverfahren weiter.

Im aktualisierten Konzessionsgesuch von 2024 wurden im Vergleich zur ersten Eingabe von 2010 mehr und umfassendere Untersuchungen zu Umwelt und Ökologie vorgenommen. Auf einem grossen Perimeter wurden Lebensräume und 20 Artengruppen untersucht, um den Ist-Zustand zu dokumentieren. Diese Erkenntnisse bildeten die Grundlage für die Festlegung der Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen. Gemäss den eingereichten Dossiers und der Prüfung durch Naturschutzorganisationen soll das Projekt umweltverträglich umsetzbar sein. Der Eingriff in das Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler (BLN) wird durch das erhebliche energiewirtschaftliche Interesse von nationaler Bedeutung legitimiert.

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Da sich die Landschaft seit dem ersten Gesuch 2010 verändert hat und das Gebiet sensibel ist (u.a. Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung, BLN), waren für das aktualisierte Gesuch von 2024 mehr und umfassendere Untersuchungen zu Umwelt und Ökologie nötig. Auf einem grossen Perimeter wurden Lebensräume und 20 Artengruppen untersucht, um den Ist-Zustand zu dokumentieren. Dies war ein aufwändiger Teil der Planung.

Das Projekt liegt in einem Gebiet, das sowohl als kantonales Naturschutzgebiet als auch als BLN-Gebiet ausgewiesen ist. Dies führt immer wieder zu Diskussionen und Planungsunsicherheiten hinsichtlich Schutz oder Nutzung. Der Eingriff in das BLN-Objekt ist zwar durch das energiewirtschaftliche Interesse von nationaler Bedeutung legitimiert, erfordert aber sorgfältige Planung und umfassende Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen.

Die Erhöhung des Seespiegels um 23 Meter bedingt auch die Verlegung der Grimselpassstrasse auf einer Länge von rund 700 Metern. Auch Wanderwege am Seeufer müssen verlegt werden. Die Planung dieser Anpassungen ist Teil des Gesamtprojekts. Ein Teil des Gletschervorfelds des Unteraargletschers, das auch einen Teil des Grimselseeufers bildet, wäre durch den Höherstau betroffen und würde versinken. Der Umgang mit diesem ökologisch sensiblen Bereich ist eine Planungsherausforderung.

Die geplanten Investitionskosten für das gesamte Vergrösserungsprojekt werden auf rund CHF 307 Millionen (Stand 2025) geschätzt. Die finanzielle Planung und Sicherstellung dieser Mittel ist ebenfalls eine grosse Herausforderung.

Herausforderungen.

Die eigentliche bauliche Aufstockung hat noch nicht stattgefunden. Insbesondere die Bauarbeiten für die neue Spitallamm-Mauer im Winter (Vorbereitung für Inbetriebnahme) waren extremen Bedingungen ausgesetzt. Die steilen Bergflanken bergen Lawinenrisiken, was ständige Überwachung und im Bedarfsfall Unterbrechungen der Arbeiten und Sperrung von Strassenabschnitten erfordert. Starke Winde und Kälte: Das Wetter im Grimselgebiet stellt eine grosse Herausforderung dar. Logistische Herausforderungen bei der Bauausführung (der neuen Mauer): Aufgrund der abgeschiedenen Lage und der im Winter geschlossenen Passstrasse ist der Material- und Personaltransport sehr aufwendig. Es müssen unterirdische Stollen, Seilbahnen und Helikopter genutzt werden. Material musste teilweise bereits im Sommer vorrätig angeliefert werden. Die Koordination der verschiedenen Unternehmen und Arbeitsschritte auf einer Baustelle mit über 100 Personen ist eine grosse Herausforderung.

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Es gab Unvorhergesehene Probleme nach Seeentleerung. Die vollständige Entleerung des Sees (für die Inbetriebnahme der neuen Mauer und Revisionen) brachte Überraschungen zum Vorschein. Dazu gehörte eine geborstene Schütze am Einlauf des Umleitstollens, die ausserplanmässig ersetzt werden musste, sowie Betonschäden im Unterwasserstollen vom Kraftwerk Grimsel. Diese erforderten die kurzfristige Planung und Umsetzung von Sanierungsprojekten parallel zu den laufenden Arbeiten.

Die Erstellung der 113 Meter hohen Mauer erforderte den Einsatz verschiedener Betonsorten, das Management der Hydratationswärme mit Kühlschlangen (ca. 50 km), die Abdichtung der Fugen unter hohem Druck (ca. 40 bar Verpressmörtel) und die Installation komplexer Überwachungssysteme (Kontrollgänge, Pendelschächte, Messgeräte). Auch die Dimensionen der zu revidierenden Anlagenteile (z.B. Drosselklappe mit 53 Tonnen Gewicht) und deren Transport oder Revision vor Ort bei schlechter Zugänglichkeit stellen Herausforderungen dar. Die geplante Seeerhöhung erfordert die Verlegung der Grimselpassstrasse auf rund 700 Metern Länge sowie die Verlegung von Wanderwegen.

Obwohl die alte Spitallamm-Mauer durch die neue ersetzt wird, bleibt sie bestehen und wird geflutet. Ein Ausgleichsstollen musste durch die alte Mauer gebohrt werden, um den Wasserspiegelausgleich zwischen Seebecken und dem Zwischenraum zwischen den Mauern sicherzustellen. Dies ist eine Sicherheitsmassnahme, damit die alte Mauer nicht einseitig dem Wasserdruck ausgesetzt ist.

Vorteile der Erhöhung der beiden Staumauern Seeuferegg und Spitallamm um 23 Meter.

Das konkrete Ziel ist, das Fassungsvermögen des Grimselsees von heute 94 Millionen Kubikmeter auf neu 170 Millionen Kubikmeter zu steigern, was einer Vergrösserung um 76 Millionen Kubikmeter entspricht. Dadurch erhöht sich der Energieinhalt des Stausees von 270 Gigawattstunden (GWh) auf 510 GWh. Dies ist ein immenser Energiezuwachs.

Ein zentraler Vorteil ist, dass die zusätzliche Speicherkapazität für eine sichere Stromversorgung im Winter wichtig ist. Der Grossteil des jährlichen Wasserzuflusses in den Grimselsee (rund 210 Mio. m³) fällt derzeit im Sommer an. Da im Sommer durch neue erneuerbare Energien wie Solar- und Windenergie oft schon viel, teils sogar überschüssige Energie im Netz vorhanden ist, ist es versorgungstechnisch sinnvoll, diesen grösseren Teil des Wassers in die Wintermonate zu verlagern. Im Winter ist die Schweiz zur Deckung ihres Strombedarfs oft auf Nettoimporte aus dem Ausland angewiesen, und Versorgungslücken sind wahrscheinlicher. Die Erhöhung ermöglicht es, den im Sommer anfallenden Niederschlag zu speichern und für die Verstromung im Winter zur Verfügung zu stellen.

Das Projekt gehört zu den Wasserkraftprojekten, die gemäss dem Runden Tisch Wasserkraft und dem neuen Stromgesetz in erster Priorität realisiert werden sollen. Ziel des Bundes ist, bis 2040 zwei Terawattstunden (TWh) mehr Winterspeicher mit Wasserkraft zu schaffen. Allein mit der zusätzlichen Speicherkapazität von rund 240 GWh decken die KWO 12% dieses vom Bund angestrebten Ziels ab. Auch aus kantonaler Sicht ist es ein wichtiges Projekt zur Erreichung der energiewirtschaftlichen Ziele.

Das Projekt leistet einen wesentlichen Beitrag, um vermehrt Netzausgleichs- und -stützungsmassnahmen sowie Systemdienstleistungen (Leistungsvorhaltung für die Primär-, Sekundär- und Tertiärregelung) zu übernehmen. Die Pumpspeicherwerke, einschliesslich des im Bau befindlichen Grimsel 4, können verwendet werden, um bei Stromüberschüssen Wasser in höher gelegene Seen zu pumpen und später bei Bedarf wieder zur Stromerzeugung abzulassen. Die Anlagen können sehr schnell zugeschaltet werden, um Netzausgleich zu schaffen, wenn Stromverbrauch und Angebot nicht übereinstimmen.

Die natürlichen Voraussetzungen für die Schaffung von zusätzlichem Speichervolumen an der Grimsel werden als optimal beschrieben: ein langes, flaches Tal mit einer engen Sperrstelle und günstige Felsverhältnisse mit bekannter Geologie.

Obwohl das Projekt Eingriffe in Natur und Landschaft bedeutet, wird argumentiert, dass es einen immensen Energiezuwachs bei relativ überschaubaren Eingriffen mit sich bringt. Das Konzept des Neubaus der Spitallamm-Mauer direkt vor der alten Mauer nutzte die Nähe zum Bestand, was Vorteile brachte und keine zusätzliche Landschaft in Anspruch nahm, was wiederum zu keinen Projekteinsprachen aus diesem Grund führte.

Technische Daten.

  • Höhe der Erhöhung: Beide Staumauern (Seeuferegg und Spitallamm) sollen um 23 Meter erhöht werden.
  • Zukünftige Höhe der Spitallamm-Staumauer: 136 Meter (ursprüngliche neue Höhe 113m plus 23m Erhöhung).
  • Zukünftige Höhe der Seeuferegg-Staumauer: Rund 63 Meter (wird erhöht, muss aber nicht nennenswert saniert werden).
  • Aktuelles Fassungsvermögen des Grimselsees: 94 Millionen Kubikmeter.
  • Zukünftiges Fassungsvermögen des Grimselsees (nach Erhöhung): 170 Millionen Kubikmeter.
  • Steigerung des Fassungsvermögens: 76 Millionen Kubikmeter, was einer Vergrösserung um über 80% entspricht (fast eine Verdoppelung).
  • Aktueller Energieinhalt des Grimselsees: 270 Gigawattstunden (GWh).
  • Zukünftiger Energieinhalt des Grimselsees (nach Erhöhung): 510 Gigawattstunden (GWh).
  • Steigerung des Energieinhalts: 240 Gigawattstunden (GWh).
  • Zukünftiges maximales Stauziel: Rund 1932 Meter über Meer.

Erforderliche Infrastrukturanpassungen:

  • Verlegung der Grimsel-Passstrasse auf rund 700 Metern Länge.
  • Verlegung von Wanderwegen, insbesondere am Nordufer des Sees.
  • Konstruktive Auslegung der neuen Spitallamm-Mauer: Sie wurde bereits so gebaut, dass eine spätere Erhöhung um 23 Meter statisch und konstruktiv möglich ist.

Eckdaten:

  • Geplante Bauzeit für die Erhöhung: 6 Jahre.
  • Geschätzte Investitionskosten (Projektstand 2025): Rund CHF 307 Mio..


Wann füllt sich der Grimselsee wieder?

Der Grimselsee wurde für umfangreiche Bau- und Revisionsarbeiten im Winter 2024/2025 vollständig entleert. Die Absenkung startete Anfang Dezember 2024. Die Wiederbefüllung des Stausees begann Mitte April 2025.

Genauer gesagt, wurden die Schieber des Spülstollens und des Umleitstollens, die das Wasser während der Entleerung und Bauphase abgeleitet hatten, am 15. April 2025 geschlossen, einen Tag früher als geplant. Damit konnte der See beginnen, sich wieder zu füllen. Diese Phase des erstmaligen Auffüllens hinter der neu gebauten Spitallamm-Staumauer wird als «Ersteinstau» bezeichnet.

Der Pegel des Grimselsees steigt zurzeit mit bis zu acht Zentimetern pro Stunde an. Schmelzwasser, insbesondere von jüngstem Neuschnee, beschleunigt das Ansteigen des Speicherseepegels. Während des Ersteinstaus wird die neue Staumauer intensiv überwacht und vermessen. Der Seespiegel wird dazu auf verschiedenen Zwischenstufen mit den Kraftwerken möglichst konstant gehalten.

Der See soll sich stufenweise bis Ende August 2025 ganz auffüllen. Der "Normalbetrieb" hinter der neuen Spitallamm-Staumauer wird ab Anfang des Jahres 2026 erwartet.

Disclaimer / Abgrenzung

Stromzeit.ch übernimmt keine Garantie und Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der in diesem Bericht enthaltenen Texte, Massangaben und Aussagen.

Mit bestem Dank für die Videos und die Genehmigung für die Screenshot-Bilder aus den Videos:
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