Alpine Solaranlage Ovra Solara Magriel Disentis Mustér, 9 MW Leistung, 14,6 GWh, Strom für 3000 Haushalte.
16.5.2025
Das alpine Solarprojekt «Ovra Solara Magriel» der Axpo auf rund 2100 Metern über Meer im Skigebiet Disentis hat kürzlich von der Bündner Regierung die Baubewilligung erhalten. Die geplante Anlage soll auf einer Fläche von 13,5 Hektaren oder 80'000 Quadratmetern im Gebiet Magriel nahe des Gipfels La Muotta errichtet werden.
Die vielleicht wichtigste Idee hinter «Ovra Solara Magriel» ist die Produktion von dringend benötigtem Winterstrom. Die Schweiz steht in den Wintermonaten oft vor der Herausforderung, ihren Strombedarf vollständig zu decken und ist in dieser Zeit stärker von Importen abhängig. Alpine Solaranlagen wie diese sind besonders wertvoll, da sie oberhalb der oft dichten Nebeldecke liegen und so auch im Winter viel Sonnenlicht einfangen können.
Die Anlage in Disentis/Mustér ist gezielt darauf ausgelegt, einen signifikanten Anteil ihrer Produktion im Winter zu liefern, der auf etwa 5 GWh pro Jahr beziffert wird. Diese Winterproduktion soll dazu beitragen, die Versorgungssicherheit des Landes zu gewährleisten und die Abhängigkeit vom Ausland zu verringern. Eine sehr konkrete und lokal verankerte Idee des Projekts ist die Versorgung der Bergbahnen im Skigebiet Disentis. Die geplante Anlage soll den gesamten jährlichen Strombedarf für den Betrieb der Bergbahnen vollständig mit lokal produziertem Solarstrom decken können. Dies schafft eine direkte Verbindung zwischen der Energieerzeugung vor Ort und einem wichtigen lokalen Verbraucher, der für den Tourismus und die Wirtschaft der Region essentiell ist. Die Idee, die Anlage in einem bereits touristisch genutzten Gebiet auf rund 2100 Metern Höhe zu errichten, verfolgt ebenfalls einen strategischen Ansatz. Einerseits soll dadurch der Eingriff ins Landschaftsbild minimiert werden. Andererseits ermöglicht die Nutzung der bereits vorhandenen Infrastruktur, insbesondere des Stromnetzes im Skigebiet, eine effiziente Anbindung ans Netz und vereinfacht den Bau der Solaranlage.
"Solarexpress" bedeutet schnelle Realisierung.
Das Projekt basiert auf Artikel 71a des Energiegesetzes, dem sogenannten «Solarexpress». Die Idee hinter diesem dringlichen Bundesgesetz, das bis Ende 2025 befristet ist, war es, die Realisierung von hochalpinen Photovoltaik-Grossanlagen möglichst rasch und unkompliziert zu ermöglichen, um die Stromversorgung im Winter kurzfristig zu sichern. Der «Solarexpress» bietet dafür ein vereinfachtes Bewilligungsverfahren und die Möglichkeit zusätzlicher Fördermittel, was die schnelle Umsetzung der Idee erst ermöglicht.
«Ovra Solara Magriel» ist zudem Teil der umfassenderen Solaroffensive der Axpo, die den Zubau von Solarkapazität in der Schweiz forcieren will. Die Idee hierbei ist, die Energiewende voranzutreiben und den notwendigen Zubau inländischer Stromkapazitäten, insbesondere im Hinblick auf die erwartete Zunahme des Strombedarfs, zu beschleunigen. Interessanterweise steht die geplante Anlage nur wenige Meter Luftlinie von einem früheren Solarprojekt entfernt, das die Axpo-Vorgängerin NOK bereits 1993 realisierte – damals das grösste Solarkraftwerk der Schweizer Alpen. Dies zeigt, dass die Idee, die Sonnenkraft in dieser alpinen Region zu nutzen, bereits eine längere Geschichte hat.
Einer der Hauptvorteile des Standorts hoch über der Surselva ist, dass er sich in einem sonnenverwöhnten Gebiet oberhalb der Nebelgrenze befindet. Dies ist ideal, um die Kraft der Bündner Bergsonne zur Erzeugung von Winterstrom zu nutzen. Während Solaranlagen im Mittelland oft mit Nebel und geringerer Sonneneinstrahlung zu kämpfen haben, profitieren alpine Anlagen von klaren Bedingungen und direkter Sonneneinstrahlung.
Öffentlichkeitsbeteiligung, politische Debatten und gesellschaftliche Akzeptanz.
Ein
zentraler Schritt auf dem Weg zur Realisierung war die Zustimmung der
Stimmberechtigten der Gemeinde Disentis/Mustér. Die Gemeinde hatte dem Vorhaben
bereits am 22. Oktober 2023 zugestimmt. Diese lokale demokratische Legitimation
ist ein entscheidender Faktor für die gesellschaftliche Akzeptanz des Projekts
vor Ort. Die geplante Anlage soll den jährlichen Strombedarf der Bergbahnen im
Skigebiet komplett mit lokalem Solarstrom decken können.
Obwohl der «Solarexpress» ein vereinfachtes Bewilligungsverfahren ermöglichte, bleibt die politische und regulatorische Landschaft komplex. Für den Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion nach 2025 bleiben tragfähige Rahmenbedingungen wichtig. Ohne regulatorische Anpassungen gelten laut Axpo weiterhin hohe gesetzliche Hürden für grosse Freiflächenanlagen. Es besteht die Forderung nach langfristig ausgerichteten und sicheren Rahmenbedingungen sowie der Vereinfachung und Beschleunigung von Bewilligungsverfahren, um den Zubau inländischer Stromkapazitäten voranzutreiben.
Die Erfahrungen mit anderen geplanten alpinen Solarprojekten der Axpo zeigen, dass die Akzeptanz und Realisierung nicht garantiert sind. Mehrere Projekte, darunter «Alpin Solar Ybrig» in Oberiberg sowie «Ovra Solara Camplauns» und «Ovra Solara Rueun» in Ilanz/Glion, mussten beerdigt werden, nachdem sie von den Stimmbürgern der jeweiligen Gemeinden abgelehnt wurden. Das Projekt «Glarus Süd Solar» wurde aufgrund von Naturgefahren, eingeschränkter Umweltverträglichkeit und zu geringem Energieertrag eingestellt. Dies unterstreicht, dass jedes Projekt individuell auf Akzeptanzfragen stösst und lokale Gegebenheiten sowie öffentliche Meinung eine grosse Rolle spielen.
Umgang mit Landschaftsbild und Nutzungskonflikten.
Die geplante Anlage in Disentis/Mustér soll in einem bereits touristisch genutzten Gebiet auf rund 2100 Metern Höhe errichtet werden. Die Axpo argumentiert, dass die Nutzung der bestehenden Infrastruktur im Skigebiet, wie beispielsweise das Stromnetz, den Bau vereinfacht und der Eingriff ins Landschaftsbild minimal sei. Die Integration in ein bestehendes Nutzungsgebiet ist oft ein Argument, um Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die unberührte Natur und damit die gesellschaftliche Akzeptanz zu adressieren. Die Solaranlage «Ovra Solara Magriel» in Disentis/Mustér konnte durch die lokale Zustimmung der Stimmberechtigten und die politische Grundlage des «Solarexpress» einen wichtigen Schritt zur Realisierung machen.
Herausforderungen bei der Planung.
Ein zentraler Punkt bei der Planung von «Ovra Solara Magriel» ist die Nutzung von Artikel 71a des Energiegesetzes, bekannt als «Solarexpress». Diese Grundlage wurde vom Bundesparlament geschaffen, um die Realisierung von hochalpinen Photovoltaik-Grossanlagen möglichst rasch und unkompliziert zu ermöglichen. Das Gesetz ist jedoch bis Ende 2025 befristet. Diese Befristung stellt eine grundlegende Planungsunsicherheit dar. Während Projekte, die unter den «Solarexpress» fallen und vor Ablauf der Frist bewilligt werden, von vereinfachten Verfahren profitieren, ist unklar, wie der Ausbau nach 2025 gestaltet wird. Axpo und andere Akteure betonen daher eindringlich die Notwendigkeit tragfähiger und langfristig ausgerichteter Rahmenbedingungen. Ohne solche Anpassungen gelten weiterhin hohe gesetzliche Hürden für grosse Freiflächenanlagen. Die Forderung nach Vereinfachung und Beschleunigung der Bewilligungsverfahren bleibt eine zentrale Herausforderung für die gesamte Branche, um den dringend benötigten Zubau inländischer Stromkapazitäten zu gewährleisten.
Die alpine Umgebung bietet zwar Vorteile bei der Stromproduktion, insbesondere im Winter, birgt aber auch spezifische Planungsherausforderungen. Die geologische Stabilität, Auswirkungen auf Flora und Fauna sowie die tatsächliche Eignung des Standorts für eine effiziente Stromproduktion sind allgemeine Herausforderungen bei der Planung von Anlagen in alpinen Lagen, auch wenn sie im Fall von «Ovra Solara Magriel» anscheinend erfolgreich bewältigt oder als akzeptabel beurteilt wurden, um die Baubewilligung zu erhalten. Aber auch die Logistik des Baus auf 2100 Metern Höhe stellt erhöhte Anforderungen an die Planung, selbst wenn die Nutzung bestehender Infrastruktur wie dem Stromnetz im Skigebiet den Prozess vereinfachen soll.
Umweltverträglichkeit.
Die geplante Anlage soll auf rund 2100 Metern Höhe in einem bereits touristisch genutzten Gebiet im Skigebiet Disentis errichtet werden. Die Integration in ein bestehendes Nutzungsgebiet, welches bereits über Infrastruktur verfügt, soll den Eingriff ins Landschaftsbild minimieren. Zudem vereinfacht die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur, wie beispielsweise des Stromnetzes, den Bau der Solaranlage. Dieser Ansatz zielt darauf ab, Bedenken hinsichtlich der Beeinträchtigung unberührter alpiner Naturräume zu adressieren.
Die Bedeutung der Umweltverträglichkeit bei alpinen Solarprojekten wird auch durch Beispiele anderer geplanter Anlagen unterstrichen. Obwohl die Befürworter des Projekts «Ovra Solara Magriel» den Eingriff als minimal bezeichnen und die Nutzung eines bereits erschlossenen Gebiets hervorheben, gibt es auch kritische Stimmen zur optischen Wirkung grosser Solaranlagen in den Bergen.
Wirtschaftliche Aspekte.
Ein direkter wirtschaftlicher Nutzen auf lokaler Ebene ist die geplante Versorgung der Bergbahnen im Skigebiet Disentis. Die Anlage soll den jährlichen Strombedarf der Bergbahnen komplett mit lokalem Solarstrom decken können. Dies schafft eine direkte Verbindung zwischen der Energieerzeugung und einem wichtigen lokalen Wirtschaftsaktor. Auch wenn die Bergbahnen einen Teil davon nutzen, wird der übrige Strom ins Netz eingespeist und steht somit für den allgemeinen Verbrauch zur Verfügung. Die Nutzung der bestehenden Infrastruktur, wie dem Stromnetz im Skigebiet, vereinfacht dabei den Bau der Solaranlage und die Einspeisung.
Wirtschaftlich relevant ist auch die Nutzung der bereits bestehenden Infrastruktur, wie zum Beispiel des Stromnetzes im Skigebiet, da dies den Bau der Solaranlage vereinfacht. Dies wird Planungs- und Baukosten reduzieren. Die hohe Lage oberhalb der Nebelgrenze ist zudem ideal für die Stromproduktion im Winter, was den wirtschaftlichen Ertrag pro installierter Leistung in den kalten Monaten erhöht. Eine ausreichende wirtschaftliche Rentabilität, basierend auf dem erwarteten Energieertrag, ist eine grundlegende Voraussetzung. Obwohl die Baubewilligung für «Ovra Solara Magriel» vorliegt, prüft Axpo nun die nächsten Schritte wie die finale Investitionsentscheidung und die detaillierte Realisierungsplanung.
Genehmigungsprozess.
Bevor die Baubewilligung erteilt wurde, musste das Projekt mehrere Schritte durchlaufen:
- Zustimmung der Gemeinde: Die Stimmberechtigten der Gemeinde Disentis/Mustér haben dem Vorhaben am 22. Oktober 2023 zugestimmt. Diese lokale Zustimmung ist ein entscheidender erster Schritt für Projekte dieser Art.
- Umweltverträglichkeitsprüfung: Laut einer Mitteilung aus Mai 2023 sollte die Baueingabe erst nach Abschluss der Umweltverträglichkeitsprüfung im Sommer Ende desselben Jahres erfolgen. Dies deutet darauf hin, dass eine formelle Bewertung der potenziellen Umweltauswirkungen ein notwendiger Teil des Prozesses war, bevor das Baugesuch eingereicht wurde. Die Tatsache, dass die Bewilligung später erteilt wurde, impliziert, dass die UVP und die Baueingabe erfolgreich bearbeitet wurden.
- Baubewilligung durch den Kanton: Die Bündner Regierung, also die Regierung des Kantons Graubünden, hat dem alpinen Solarprojekt «Ovra Solara Magriel» am 23. Januar 2025 die Baubewilligung erteilt. Dies war der letzte formale Schritt auf kantonaler Ebene, der grünes Licht für den Bau gab.
- Baustart: Ursprüngliche Planungen (Stand Mai 2023) sahen einen Baustart im Frühjahr 2024 oder, bei Vorliegen der behördlichen Genehmigungen, im Verlaufe des Jahres 2024 vor. Spätere Aussagen (nach der Gemeindezustimmung im Oktober 2023) erwähnten einen möglichen Baustart im Frühjahr 2025 im Falle eines positiven Entscheids zum Baugesuch.
- Teilinbetriebnahme: Eine erste Teilinbetriebnahme der Anlage war ursprünglich für Herbst 2025 vorgesehen.
- Vollständige Inbetriebnahme: Die vollständige Inbetriebnahme ist voraussichtlich Herbst 2026 oder Herbst 2027.
Visualisierung © Copyright Ovra Solara Magriel SA.,
Axpo (Axpo Holding AG, Axpo Solutions AG).
Integration in das lokale Energienetz.
Die Nutzung der bestehenden Infrastruktur im Skigebiet, insbesondere des Stromnetzes, vereinfacht den Bau der Solaranlage. Die Anbindung an das vorhandene Stromnetz im Skigebiet war ein wesentlicher Faktor für die Realisierung des Projekts. Eine direkte Anbindung reduziert in der Regel den Aufwand und die Kosten für den Netzanschluss im Vergleich zu Standorten ohne entsprechende Infrastruktur. Die Integration in das lokale Energienetz ist eng mit dem Primärnutzer der Anlage, den Bergbahnen im Skigebiet Disentis, verbunden. Das Konzept der direkten Versorgung der Bergbahnen ist eine starke lokale Integration. Der Strom wird dort erzeugt, wo er in grossen Mengen benötigt wird, insbesondere für den energieintensiven Betrieb der Bergbahnen im Winter.
Technische Daten.
- Name: Alpine Solaranlage «Ovra Solara Magriel»
- Standort: Im Skigebiet Disentis, Nahe des Gipfels La Muotta im Gebiet Magriel
- Höhe: auf rund 2100 Metern über Meer (m.ü.M.)
- Fläche: rund 13,5 Hektaren
- Anlagentyp: Freiflächenanlage
- Anzahl Solarmodule/Solarpaneele: geplant sind 20'570 Solarpaneele
- Installierte Leistung: 9 MW
- Jährliche Stromproduktion: 14,6 GWh
- Entspricht Stromverbrauch von: rund 3000 Haushalten
- Winterstromanteil: ca. 5 GWh pro Jahr
Investoren der alpinen Solaranlage Ovra Solara Magriel Disentis Mustér.
Der zentrale Akteur bei der Planung und Realisierung der alpinen Solaranlage «Ovra Solara Magriel» ist der Schweizer Stromkonzern Axpo. Axpo ist im Bereich Produktion & Verteilung und Energielösungen tätig, darunter auch Solarenergie. Das Projekt «Ovra Solara Magriel» ist Teil der Solaroffensive, die Axpo im Herbst 2022 lanciert hat. Im Rahmen dieser Offensive plant Axpo den Zubau von 1,2 Gigawatt Solarkapazität in der Schweiz bis 2030, was einer Jahresproduktion von 1,5 Terawattstunden entspricht. Axpo will dadurch die inländischen Stromkapazitäten aus erneuerbaren Energiequellen deutlich erhöhen. Axpo hat das Projekt «Ovra Solara Magriel» geplant und auch die Baubewilligung dafür erhalten.
Betreiber/Projektgesellschaft:
- Axpo (Axpo Holding AG, Axpo Solutions AG)
- Ovra Solara Magriel SA, handelnd durch die Axpo Solutions AG. Die Ovra Solara Magriel SA ist eine Tochter des Stromkonzerns Axpo oder steht hinter Axpo.
- Axpo Solutions AG und die Bergbahnen Disentis AG wollen die Anlage realisieren und gründen dafür die Kraftwerksgesellschaft Ovra Solara Magriel AG mit Sitz in Disentis/Mustér.
Die Bergbahnen Disentis sind nicht nur Partner bei der Realisierung, sondern auch der primäre Stromabnehmer der produzierten Energie. Die Solaranlage ist darauf ausgelegt, den jährlichen Strombedarf der Bergbahnen im Skigebiet Disentis künftig komplett mit lokalem Solarstrom zu bedienen. Die Anlage soll bedarfsgerecht den Strom dort produzieren, wo er benötigt wird, was bedeutet, grünen Strom direkt am Ort des Verbrauchs zu liefern. Dies ist nicht nur umwelt- sondern auch netzwerktechnisch ein sinnvoller Ansatz. Die Bergbahnen haben im Winter ihren Spitzenbedarf an Strom, während die Solaranlage auch in den sonnenreichen Sommermonaten viel Strom produziert. Der nicht von den Bergbahnen verbrauchte Strom wird ins überregionale Netz eingespeist.
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