SNL Schifffahrtsgesellschaft des Luganersees - Umstellung Flotte von 13 Schiffen bis 2035 auf Elektroantrieb.
2.7.2025
Eine Bootsfahrt ohne den typischen Dieselgeruch, ohne dröhnende Motoren und ruckelnde Rümpfe.
Genau diese "neue Mobilität" auf dem Wasser ist die treibende Idee hinter der ehrgeizigen „Green Mobility Vision“ der Società Navigazione del Lago di Lugano (SNL), die im Rahmen des „Projekt 20-35“ (oder „Projekt Venti35“) bis zum Jahr 2035 die gesamte Flotte von 13 Schiffen vollständig elektrifizieren und emissionsfrei betreiben will. Doch wie wurde diese umfassende Vision entwickelt und in die Tat umgesetzt? Es ist weit mehr als nur ein Schiffsaustausch; es ist eine strategische Transformation des gesamten Mobilitätskonzepts für die Region Tessin.
Die Initialzündung: Eine Vision für die Zukunft.
Die Idee entstand aus dem klaren Bewusstsein, dass eine nachhaltige und moderne Schifffahrt für künftige Generationen von grundlegender Priorität ist. Der SNL-Präsident Agostino Ferrazzini betonte dies als wesentliche Aufgabe. Das Projekt wurde 2020 offiziell gestartet. Ziel war es, nicht nur die CO2-Emissionen zu reduzieren, sondern auch die Lärmbelästigung und Wasserverschmutzung zu verringern sowie langfristig die Betriebskosten zu senken.
Die Schifffahrtsgesellschaft des Luganersees, SNL, plant, ihre gesamte Flotte von 13 Schiffen bis 2035 auf Elektroantrieb umzustellen, laut SNL. Das erste vollelektrische Schiff, die "Ceresio", ist bereits im Einsatz und wird durch Elektromotoren und Lithium-Batterien angetrieben. Das Ziel ist eine emissionsfreie Schifffahrt auf dem Luganersee bis 2035.
Die Elektrifizierung der Schifffahrt in Lugano umfasst folgende Aspekte:
- Umstellung
der Flotte.
Die SNL plant, alle 13 Schiffe auf Elektroantrieb umzurüsten, um eine umweltfreundliche Schifffahrt zu gewährleisten. - Erstes
vollelektrisches Schiff.
Die "Ceresio" ist das erste Schiff der SNL, das mit einem vollelektrischen Antrieb ausgestattet wurde und seit September 2021 im Einsatz ist, berichtet ticino.ch. - Schnelles
Aufladen.
Die "Ceresio" ist ein Schnellladeboot, das an speziellen Ladestationen in der Werft und an der Anlegestelle Lugano Centrale schnell aufgeladen werden kann. - Leistungsstarke
Batterien.
Im Bauch der "Ceresio" befinden sich zwei 225-kW-Elektromotoren und Lithium-Batterien mit einem Gewicht von 6000 kg, laut Blick. - Zukünftige
Entwicklung.
Neben der "Ceresio" werden weitere Schiffe der SNL umgerüstet, um bis 2035 eine vollelektrische Flotte zu erreichen.
Die Idee hinter der Umstellung der Flotte von 13 Schiffen auf Elektroantrieb.
Die Elektrisierung der Schifffahrt: SNLs "Green Mobility Vision" und das "Projekt 20-35".
Die Società Navigazione del Lago di Lugano (SNL) verfolgt eine weitreichende und zukunftsweisende Strategie: die vollständige Elektrifizierung und den emissionsfreien Betrieb ihrer gesamten Flotte bis zum Jahr 2035. Dieses ehrgeizige Vorhaben, bekannt als „Projekt 20-35“ oder „Projekt Venti35“, zielt darauf ab, die Schifffahrt im Tessin grundlegend zu transformieren und als Modell für die gesamte Schweiz zu dienen. Die Idee hinter dieser umfassenden Umstellung, die von Baumüller als Antriebs- und Automatisierungsspezialist unterstützt wird, ist vielschichtig und geht weit über eine reine Modernisierung der Flotte hinaus.
Primäre Ziele und die Vision hinter der „Green Mobility Vision“:
Null Emissionen und Umweltschutz: Das übergeordnete Ziel ist die drastische Reduzierung der CO2-Emissionen durch den Ersatz von fossil betriebenen Schiffen durch elektrische Antriebe. Dies beinhaltet auch eine signifikante Verringerung der Lärmbelästigung und der Wasserverschmutzung auf den Seen, die bisher durch Dieselmotoren verursacht wurden. Präsident Agostino Ferrazzini betont, dass dies eine grundlegende Priorität darstellt, um künftigen Generationen eine nachhaltige und moderne Schifffahrt zu gewährleisten.
Verlagerung des Pendlerverkehrs: Ein wichtiges Ziel ist die Reduzierung des Strassenverkehrs, indem Mobilität von der Strasse (Privatfahrzeuge) auf das Schiff als öffentliches Verkehrsmittel verlagert wird. Die Integration der Tessiner Seen in den Tarifverbund „Arcobaleno“ ist hierbei ein Schlüsselfaktor, um die Attraktivität und Effizienz des öffentlichen Verkehrs per Schiff zu steigern.
Förderung der Elektromobilität in der Region: Das Projekt soll auch die Elektrifizierung von Privatschiffen fördern, indem Ladestationen an den Anlegestellen errichtet werden. Die Infrastruktur an Land wird als „treibende Kraft“ für die Umstellung auf elektrische Schifffahrt für alle Bootstypen gesehen.
Wirtschaftliche Effizienz und Innovation: Die SNL strebt eine Reduzierung der Betriebskosten an. Darüber hinaus soll ein technologisches Kompetenzzentrum für nachhaltige Seemobilität im Tessin geschaffen werden, das neue berufliche Kompetenzen und Arbeitsplätze generiert. Die Zusammenarbeit mit Partnern wie Baumüller ist dabei essenziell.
Tourismusförderung und Modellcharakter: Das Projekt soll den Kanton Tessin als „GRÜNES“ Reiseziel positionieren und die Seen durch eine nachhaltige Schifffahrt aufwerten. Die SNL möchte zudem als Vorbild für andere Schifffahrtsunternehmen und Seen in der Schweiz dienen, um die Elektrifizierung auf Bundesebene voranzutreiben. Hierfür wurde auch der Verband „Green Swiss Lakes“ gegründet, um Know-how zu teilen.
Primäre Ziele "Green Mobility Vision".
Das ehrgeizige Vorhaben strebt danach, die Schifffahrt im Tessin nachhaltig zu gestalten und als Vorbild für die gesamte Schweiz zu dienen. Primäre Ziele und Vorteile der "Green Mobility Vision" sind:
Null Emissionen und Umweltschutz: Das Hauptziel ist die Reduzierung der CO2-Emissionen durch den Ersatz von fossil betriebenen Schiffen durch elektrisch angetriebene Fahrzeuge, um bis 2050 auf Null-Emissionen zu kommen. Dies beinhaltet auch eine Verringerung der Lärmbelästigung und der Wasserverschmutzung.
Verlagerung des Pendlerverkehrs: Das Projekt zielt darauf ab, den Pendlerverkehr zu reduzieren, indem Mobilität von der Strasse (Privatfahrzeuge) auf das Schiff (öffentliche Verkehrsmittel) verlagert wird.
Förderung der Elektromobilität: Es wird die Elektrifizierung von Privatschiffen gefördert, indem Ladestationen an Anlegestellen eingerichtet werden.
Wirtschaftliche Effizienz: Die Betriebskosten sollen reduziert werden.
Kompetenzentwicklung und neue Arbeitsplätze: Es sollen ein technologisches Kompetenzzentrum für nachhaltige Seemobilität im Tessin geschaffen und neue Arbeitsplätze sowie berufliche Kompetenzen (z.B. über die SNL Academy für Piloten und Matrosen) generiert werden.
Tourismusförderung: Das Projekt soll den Kanton Tessin als „GRÜNES“ Reiseziel positionieren und die Seen durch nachhaltige Schifffahrt aufwerten.
Integration in den öffentlichen Verkehr: Ein wichtiges Ziel ist die Integration der Tessiner Seen in die Tarifverbund „Arcobaleno“, um den öffentlichen Verkehr und den Tourismus zu unterstützen und die Serviceeffizienz der SNL zu steigern.
Roadmap und Umsetzung:
Pilotprojekt MNE Vedetta.
Die Entwicklung begann nicht bei Null. Bereits im
Jahr 2016 wurde die MNE Vedetta 1908 vollständig elektrifiziert. Sie gilt als
das erste vollelektrische Linienschiff der Schweiz und diente als wichtiger
Referenzpunkt für den Wandel. Sie wird für die Sommerschifffahrtssaison auf der
"E-Vedetta Tour" eingesetzt.
Pilotprojekt MS Ceresio.
Der eigentliche Projektstart von „Venti35“ war die
Elektrifizierung der MS Ceresio 1931. Dieses historische Schiff, das 1931 mit
Dieselantrieb gebaut wurde, wurde einer umfangreichen Umrüstung unterzogen
(„Retrofit“). Sie wurde im Sommer 2021 in Betrieb genommen und ist das erste
vollelektrische Linienschiff im Kanton Tessin mit einer Kapazität von über 200
Passagieren. Die MS Ceresio wird von zwei 180 kW Elektromotoren angetrieben und
verfügt über eine Batteriekapazität von 840 kWh. Sie kann in nur 20 Minuten
vollständig aufgeladen werden, wofür ein 4 MW Trafo (andere Quellen nennen 1,6
MW oder 1,5 MW) an der Ladestelle installiert ist. Die tatsächliche Nutzung
zeigt, dass Betriebszeiten von etwa 6-7 Stunden möglich sind, was deutlich
besser ist als die ursprünglichen Vorgaben.
Flottenumrüstung: Das Projekt sieht die Modernisierung der bestehenden Flotte mit modernen, ökologischen und leistungsfähigen Motoren sowie die Auswahl neuer Hightech-Schiffe vor.
Ladeinfrastruktur: Die Schaffung von elektrischen Auflade-Infrastrukturen an Land ist entscheidend. Die Hauptladestationen am Ceresio-See befinden sich bei der SNL-Werft, in Lugano Centrale und in Melide. Ein neuer Schnellladesteg in Lugano-Centrale, der am 23. Mai 2024 eingeweiht wurde, kann eine Leistung von 1,5 Megawatt liefern und ein Schiff in etwa 20-25 Minuten aufladen.
Die "Green Line": Es wird die erste vollständig elektrische Linie auf dem Luganersee, die "Green Line", starten. Sie wird von der MNE Ceresio befahren und Lugano, Gandria und San Rocco verbinden, um einen 100% nachhaltigen öffentlichen Nahverkehr in Lugano zu gewährleisten.
Ausweitung auf andere Seen: SNL plant, die Elektrifizierung auf Bundesebene zu fördern und andere Seen sowie Schifffahrtsunternehmen in der Schweiz zu unterstützen, ihre Schiffe umzurüsten oder neue emissionsfreie Schiffe zu integrieren und die notwendige Ladeinfrastruktur aufzubauen. Eine Elektroflotte ist auch für den Schweizer Teil des Lago Maggiore geplant.
Zusammenarbeit und Verband: Zur Förderung der Elektrifizierung der Schweizer Seen und zur Weitergabe des Know-hows von SNL wurde der Verband „Green Swiss Lakes“ gegründet.
Die Partnerschaft zwischen Baumüller, einem Antriebs- und Automatisierungsspezialisten, und SNL ist dabei entscheidend für die Realisierung dieser Vision.
Herausforderungen bei der Entwicklung der Flottenumstellung.
Eine der grössten technischen Herausforderungen bestand darin, bestehende Schiffe, teils mit hohem Alter, von Diesel auf Elektroantrieb umzurüsten.
Anspruchsvolles Motorensystem:
Die Konstruktion und Integration der neuen Antriebssysteme inklusive Kühlung, Brandschutz und elektrischer Bilanz war aufwändig. Dabei musste sichergestellt werden, dass die neue elektrische Ausrüstung das Gewicht und den nutzbaren Raum auf dem Schiff optimiert. Der Umbau umfasste die vollständige Entfernung alter Dieselkomponenten und die Installation neuer elektrischer Antriebe. Es wurde sogar eine spezielle Lackierung verwendet, um den Wasserwiderstand und Ablagerungen zu reduzieren. Dies erforderte detaillierte technische Studien und Leistungstests des ausgewählten Schiffes, die Erfassung aller Masse, Gewichte und Leistungsdaten vor Beginn der Arbeiten sowie das Engineering des Antriebs- und Batteriesystems. Die Wahl und Integration der richtigen Elektromotoren und Batterien war entscheidend, um die nötige Leistung und Reichweite zu gewährleisten. Die MS Ceresio wurde mit zwei DST2-Elektromotoren von Baumüller mit einer Leistung von je 180 kW ausgerüstet und verfügt über eine Batteriekapazität von 840 kWh. Andreas Baumüller, Geschäftsführer der Baumüller Gruppe, hob die langjährige Erfahrung seines Unternehmens in der Ladeinfrastruktur und Elektrifizierung von Schiffsantrieben hervor, die sich sehr gut mit dem Konzept der SNL ergänzt. Die Batterien auf der MS Ceresio wiegen ca. 6,5 Tonnen. Obwohl das Leergewicht unverändert bleibt, ist eine mögliche Reduzierung der Verdrängung bei Volllast denkbar.
Optimierung von Gewicht und Effizienz:
Bei der Elektrifizierung von Schiffen ist das Gewicht der Batterien ein kritischer Faktor, der die Nutzlast und die Effizienz beeinflusst. Durch den Einsatz von DC-Schnellladung kann die notwendige Infrastruktur an Bord des Schiffes kleiner ausfallen und die Batteriekapazität auf dem Schiff reduziert werden. Dies spart Gewicht, verlängert die Fahrzeit und optimiert den nutzbaren Raum an Bord. Die tatsächliche Nutzung der MS Ceresio zeigte sogar, dass Betriebszeiten von ca. 6-7 Stunden möglich sind, da der tatsächliche Verbrauch aufgrund niedrigerer Fahrgeschwindigkeiten deutlich besser ist. Zudem wurde eine spezielle Lackierung verwendet, die den Wasserwiderstand sowie Algen- und Muschelablagerungen verringert, was zur Effizienzsteigerung beiträgt.
Gewährleistung von Sicherheit und Systemintegration:
Ein komplexes System wie ein elektrischer Schiffsantrieb erfordert eine sorgfältige Planung aller sicherheitsrelevanten Komponenten. Das Engineering-Verfahren umfasste die detaillierte Planung des Kühlsystems, des Brandschutzes, der elektrischen Bilanz und des Notfallsystems. Dies gewährleistet einen sicheren und zuverlässigen Betrieb der elektrischen Flotte. Durch die gezielte Bewältigung dieser technischen Herausforderungen setzt die SNL mit dem "Projekt 20-35" neue Massstäbe für die maritime Mobilität in der Schweiz und darüber hinaus. Die Lösungen, die für die Umstellung der MS Ceresio gefunden wurden, dienen als Modell für die weitere Elektrifizierung der Flotte und zeigen, wie emissionsfreier Schiffsverkehr erfolgreich umgesetzt werden kann.
Schnellladetechnologie:
Eine weitere Hürde war die Entwicklung und Implementierung einer Schnellladetechnologie, die es erlaubt, die MS Ceresio in nur 20 Minuten vollständig aufzuladen. Dies erforderte die Installation eines leistungsstarken 4 MW oder 1,6 MW Trafos an den Ladestellen. Die Schaffung dieser Schnellladestationen innerhalb der Landebrücken war mit einem erheblichen technologischen und finanziellen Aufwand verbunden. Der neue Landungssteg Lugano-Centrale, der am 23. Mai 2024 eingeweiht wurde, ist mit einer Schnellladekapazität von 1,5 Megawatt ausgestattet, die ein Schiff in etwa 20-25 Minuten wieder aufladen kann. Die Schaffung dieser Schnellladestation innerhalb der Landebrücke war mit einem erheblichen technologischen und finanziellen Aufwand verbunden und stellt einen Grundstein für nachhaltige Schifffahrt dar.
Aufbau einer robusten Ladeinfrastruktur an Land:
Netzausbau und Synergien: Die Elektrifizierung weiterer Landestellen wird notwendig sein, um eine vollständige Abdeckung des Sees zu gewährleisten. Die Infrastruktur soll zudem eine treibende Kraft für die Elektrifizierung von privaten Booten darstellen und somit der gesamten Region zugutekommen.
Integration in das Mobilitätssystem und kultureller Wandel:
Verlagerung des Pendlerverkehrs: Ein zentrales Ziel ist die Reduzierung des Strassenverkehrs, indem Mobilität von der Strasse auf das Schiff verlagert wird. Dies erfordert eine Integration der Tessiner Seen in den Tarifverbund „Arcobaleno“ und einen Wandel der Mentalität und Kultur in der Bevölkerung, den See als Alternative zum überlasteten Strassenverkehr zu nutzen.
Grenzüberschreitende Koordination:
Die grenzüberschreitenden Eigenschaften des Ceresio-Sees, der zwischen der Schweiz und Italien liegt, erfordern eine effiziente Anbindung an die Schienen- und Strassenverkehrsnetze auf beiden Seiten.
Entwicklung neuer Kompetenzen und Arbeitsplätze:
Kompetenzzentrum und Ausbildung: Das Projekt zielt auf die Schaffung eines technologischen Kompetenzzentrums für nachhaltige Mobilität im Seengebiet ab. Dies beinhaltet die Ausbildung neuer beruflicher Kompetenzen für angehende Schiffsführer und Matrosen im Bereich Elektrifizierung und nachhaltige Energien, was zu neuen Arbeitsplätzen führen soll.
Finanzierung und Partnerschaften:
Erhebliches Budget: Das Gesamtbudget für das Elektrifizierungsprojekt von 2020 bis 2035 beträgt 1'672'806 CHF. Davon werden 1'003'684 CHF vom Bundesamt für Verkehr (OFT) beigesteuert. Die Sicherstellung der Finanzierung ist für ein solch langfristiges und umfassendes Projekt unerlässlich.
Abhängigkeit von Partnern:
Die erfolgreiche Umsetzung hängt von der langfristigen Partnerschaft mit Spezialisten wie Baumüller ab, die innovative Antriebssysteme liefern, sowie von der finanziellen Unterstützung durch Partner wie Zurich Schweiz.
Vorbildfunktion und Skalierung:
Modell für die Schweiz: Die SNL möchte als Vorbild für andere Schifffahrtsunternehmen und Seen in der Schweiz dienen, um die Elektrifizierung auf Bundesebene voranzutreiben. Dafür wurde der Verband „Green Swiss Lakes“ gegründet, um Know-how zu teilen und die Entwicklung ökologisch nachhaltiger Technologien voranzutreiben. Das Bestreben, ein nationales Beispiel zu sein, bringt eine zusätzliche Verantwortung und Komplexität mit sich, da die Lösungen auch für andere Kontexte adaptierbar sein müssen.
Die Entwicklung des „Projekt 20-35“ ist somit ein komplexes Zusammenspiel aus technischer Innovation, Infrastrukturausbau, Finanzierungsmanagement und dem Bemühen, einen tiefgreifenden Wandel in der regionalen Mobilität und darüber hinaus anzustossen.
Vorteile der Umstellung auf Elektroantrieb.
Dieses ehrgeizige Vorhaben, das die SNL gemeinsam mit dem Antriebsspezialisten Baumüller umsetzt, hat eine Reihe signifikanter Vorteile, die weit über die unmittelbare Betriebsumstellung hinausgehen.
Massive Reduktion von Emissionen und Lärmbelastung:
Einer der offensichtlichsten und wichtigsten Vorteile ist das Ende des "Oldtimer-Feelings" auf dem See: Der Dieselgeruch, Abgase und das Dröhnen der Motoren gehören der Vergangenheit an. Die Umstellung auf vollelektrischen und emissionsfreien Betrieb führt zu einer erheblichen Reduzierung der CO2-Emissionen und einer Verringerung der Lärmbelästigung sowie der Wasserverschmutzung. Dies hat einen positiven Einfluss auf die Wasserqualität der Tessiner Seen und trägt massgeblich zum Kampf gegen den Klimawandel bei.
Wegweisende Technologische Innovation und Effizienz:
Die SNL setzt mit der Elektrifizierung neue Massstäbe für die Schifffahrt auf den Schweizer Seen.
Schnellladetechnologie:
Die Entwicklung einer Schnellladetechnologie, die es der MS Ceresio ermöglicht, in nur 20 bis 25 Minuten vollständig geladen zu werden, ist ein technologischer Durchbruch. Dies wird durch leistungsstarke Trafos (bis zu 4 MW oder 1,6 MW) an den Ladestellen erreicht, wie der neue Schnellladesteg in Lugano-Centrale zeigt, der Schiffe mit 1,5 Megawatt aufladen kann.
Optimierte Systemintegration:
Durch den Einsatz von DC-Schnellladung kann die notwendige Infrastruktur an Bord des Schiffes kleiner ausfallen, was die Batteriekapazität auf dem Schiff reduziert, Gewicht spart, die Fahrzeit verlängert und den nutzbaren Raum optimiert. Zudem tragen spezielle Lackierungen zur Verringerung des Wasserwiderstands und von Ablagerungen bei, was die Effizienz zusätzlich steigert
Infrastruktur-Booster für die gesamte Region:
Das Projekt umfasst den Aufbau einer umfassenden elektrischen Ladeinfrastruktur an Land, mit Hauptladestationen bei der SNL-Werft, in Lugano Centrale und in Melide. Diese Infrastruktur dient nicht nur der SNL-Flotte, sondern wird als „treibende Kraft für die Elektrifizierung von privaten Booten“ wirken, was der gesamten Region zugutekommt.
Wandel im Mobilitätssystem und Förderung des öffentlichen Verkehrs:
Ein wichtiges Ziel ist die Reduzierung des Strassenverkehrs, indem Mobilität von der Strasse auf das Schiff verlagert wird. Das Projekt „Venti35“ strebt die Integration der Tessiner Seen in den Tarifverbund „Arcobaleno“ an, um den öffentlichen Verkehr und den Tourismus zu unterstützen und die Servicepräsenz und -effizienz der SNL zu steigern. Dies kann zu einer effizienteren Anbindung an die Schienen- und Strassenverkehrsnetze führen und zur Entlastung des überlasteten Strassenverkehrs beitragen.
Schaffung neuer Kompetenzen und Arbeitsplätze:
Die Elektrifizierung der Flotte ist auch ein Motor für die regionale Wirtschaft und Bildung. Es zielt auf die Schaffung eines technologischen Kompetenzzentrums für nachhaltige Mobilität im Seengebiet ab. Dies beinhaltet die Ausbildung neuer beruflicher Kompetenzen für angehende Schiffsführer und Matrosen im Bereich Elektrifizierung und nachhaltige Energien, was zu neuen Arbeitsplätzen führen soll.
Vorbildfunktion und nationale Strahlkraft:
Die SNL möchte als Vorbild für andere Schifffahrtsunternehmen und Seen in der Schweiz dienen, um die Elektrifizierung auf Bundesebene voranzutreiben. Hierfür wurde der Verband „Green Swiss Lakes“ gegründet, um Know-how zu teilen und die Entwicklung ökologisch nachhaltiger Technologien zu fördern. Die MS Ceresio ist dabei das erste vollelektrische Linienschiff im Kanton Tessin mit einer Kapazität von über 200 Passagieren, und die 2016 umgerüstete MNE Vedetta 1908 war sogar das erste vollelektrische Linienschiff der Schweiz überhaupt.
Die Elektrifizierung der SNL-Flotte ist somit ein umfassendes Projekt, das nicht nur ökologische Ziele verfolgt, sondern auch die regionale Mobilität, Wirtschaft und den Tourismus nachhaltig stärkt. Es ist ein klares Zeichen für eine zukunftsweisende und grüne Schifffahrt.
Technische Daten.
Die technischen Daten und gelösten Probleme der Umstellung lassen sich primär am Beispiel der MS Ceresio 1931 illustrieren, dem ersten historischen Schiff der Flotte, das umgerüstet wurde und den Projektstart markierte. Technische Daten der umgerüsteten MS Ceresio 1931:
- Baujahr: 1931 (ursprünglich mit Dieselantrieb gebaut).
- Betriebsart: Rein elektrischer und emissionsfreier Schiffsbetrieb.
- Antriebssystem: Zwei DST2-Elektromotoren von Baumüller mit einer Leistung von je 180 kW. Das Schiff wurde von einem Detroit-Dieselmotor mit 162 kW auf elektrische Motoren umgerüstet.
- Batteriekapazität: 840 kWh.
- Batteriegewicht: Ca. 6,5 Tonnen.
- Länge: 31,35 m (unverändert).
- Breite: 6,28 m (unverändert).
- Kapazität: ca. 240 Passagiere.
- Verdrängung bei Volllast: 80 Tonnen (unverändert, mögliche Reduzierung).
- Höchstgeschwindigkeit: 23,5 km/h (zuvor 22,4 km/h bei 1800 U/min).
- Propeller: Neuer Propeller (zuvor ein Festpropeller).
- Generator: Mehrere Batteriefächer (zuvor ein 11 kW Dieselgenerator).
- Tatsächliche Betriebszeit: Die tatsächliche Nutzung zeigt Betriebszeiten von ca. 6-7 Stunden als möglich, da der reale Verbrauch aufgrund niedrigerer Fahrgeschwindigkeiten deutlich besser ist.
- Ladeinfrastruktur und -technologie:
- Schnellladetechnologie: Die MS Ceresio kann in nur 20 Minuten voll geladen werden.
- Ladestellen-Ausstattung:
- Für das Schnellladen wurde ein 4 MW Trafo an der Ladestelle installiert.
- Die tatsächliche Ladeleistung an den Ladestellen beträgt 1,6 MW.
- Der neue Landungssteg Lugano-Centrale (eingeweiht Mai 2024) ist mit einer Schnellladekapazität von 1,5 Megawatt ausgestattet, die ein Schiff in etwa 20-25 Minuten wieder aufladen kann.
- Eine langsame Ladestation wurde bereits 2021 auf der SNL-Werft gebaut.
- Weitere Ladestationen sind in Lugano Centrale und Melide geplant, um eine vollständige Abdeckung des Sees zu gewährleisten.
- DC-Schnellladung: Reduziert die notwendige Infrastruktur und Batteriekapazität an Bord des Schiffes, was Gewicht spart, die Fahrzeit verlängert und den nutzbaren Raum optimiert.
Weitere technische Optimierungen und Details:
- Oberflächenbeschichtung: Eine spezielle Lackierung wurde verwendet, die den Wasserwiderstand sowie Algen- und Muschelablagerungen verringert, was zur Effizienzsteigerung beiträgt.
- Systemintegration und Sicherheit: Die Planung umfasste detaillierte Aspekte wie das Kühlsystem, Brandschutz, elektrische Bilanz und Notfallsystem.
- Retrofit-Verfahren: Beinhaltete die Entfernung alter Dieselkomponenten und die Installation neuer elektrischer Antriebe, basierend auf detaillierten technischen Studien und Leistungstests des ausgewählten Schiffes sowie Erfassung aller Masse, Gewichte und Leistungsdaten vor Beginn der Arbeiten.
- Erstes elektrisches Linienschiff der Schweiz: Es ist wichtig zu beachten, dass die MNE Vedetta 1908 bereits 2016 vollständig elektrifiziert wurde und als erstes vollelektrisches Linienschiff der Schweiz gilt. Die MS Ceresio 1931 ist das erste vollelektrische Linienschiff im Kanton Tessin mit einer Kapazität von über 200 Passagieren.
Wer sind die Investoren der Umstellung auf Elektroantrieb?
Die Umstellung der gesamten Flotte der Società Navigazione del Lago di Lugano (SNL) auf Elektroantrieb im Rahmen des „Projekt 20-35“ wird von mehreren wichtigen Partnern und Organisationen finanziell und technologisch unterstützt:
Società Navigazione del Lago di Lugano (SNL): Die SNL selbst ist der Auftraggeber und die Projektleitung dieses ehrgeizigen Vorhabens. Sie hat das Projekt im Jahr 2020 gestartet.
Baumüller Gruppe: Als Antriebs- und Automatisierungsspezialist ist Baumüller ein entscheidender technischer Partner. Das Unternehmen liefert die innovativen, zukunftsweisenden Antriebssysteme für die Elektrifizierung der Schiffe, wie beispielsweise zwei DST2-Elektromotoren mit je 180 kW für die MS Ceresio. Andreas Baumüller, Geschäftsführer der Baumüller Gruppe, betont die langjährige Erfahrung des Unternehmens in Ladeinfrastruktur und Schiffsantrieben. Sie verwirklichen das Projekt gemeinsam mit der SNL.
Zurich Schweiz: Zurich Schweiz ist ein Nachhaltigkeitspartner des Projekts „Venti35“. Das Engagement von Zurich beinhaltet eine finanzielle Unterstützung der Schifffahrtsgesellschaft Luganersee. Sie unterstützen das Vorhaben, da es hervorragend zu ihren eigenen Nachhaltigkeitszielen passt und sie einen Beitrag dazu leisten wollen.
Bundesamt für Verkehr (OFT): Das Schweizer Bundesamt für Verkehr trägt massgeblich zum Projekt bei. Für das „Progetto d’elettrificazione flotta SNL 2020 -2035“ ist ein Gesamtbudget von 1’672’806 CHF vorgesehen, wovon das OFT 1’003’684 CHF als Beitrag leistet. Dies unterstreicht die nationale Bedeutung und Unterstützung des Vorhabens.
AIL (Aziende Industriali di Lugano): AIL wird als Energiepartner für die eMS Ceresio genannt. Ihr CEO, Andrea Prati, war bei der Einweihung des neuen Schnellladestegs Lugano-Centrale anwesend und betonte die Integration der Mobilität in einen positiven Transportkreislauf durch die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor.
Weitere geplante Infrastrukturpartner: Das Projekt umfasst auch den Aufbau einer umfassenden elektrischen Ladeinfrastruktur an Land, mit Hauptladestationen bei der SNL-Werft, in Lugano Centrale und in Melide. Diese Infrastruktur soll auch als „treibende Kraft für die Elektrifizierung von privaten Booten“ wirken, was auf eine breitere regionale Unterstützung und Nutzung hindeutet.
Das Projekt „Venti35“ ist eine gemeinsame Anstrengung der SNL mit wichtigen privaten und öffentlichen Partnern, die sowohl die technologische Expertise als auch die notwendige finanzielle Unterstützung für dieses umfassende Elektrifizierungsvorhaben bereitstellen.
Grüne Wellen, neue Wege: Die vielfältigen Anwendungen der SNL-Flottenelektrifizierung.
Die Anwendungen dieses Pionierprojekts reichen von der direkten Umweltschonung bis zur Schaffung neuer wirtschaftlicher Chancen.
Umfassender Umweltschutz:
Weniger Emissionen, mehr Ruhe Die primäre und wohl offensichtlichste Anwendung der elektrifizierten Flotte ist die radikale Reduktion von Emissionen und Lärmbelästigung. Mit den elektrisch betriebenen Schiffen gehören Dieselgeruch, Abgase und das typische Dröhnen von Motoren der Vergangenheit an. Dies hat einen direkt positiven Einfluss auf die Wasserqualität der Tessiner Seen und trägt massgeblich zum Kampf gegen den Klimawandel bei, indem CO2-Emissionen reduziert werden. Die SNL möchte so ein Zeichen für eine nachhaltige Schifffahrt im Tourismus und öffentlichen Verkehr setzen.
Transformation des Mobilitätssystems:
Vom Land aufs Wasser Ein wesentliches Ziel des Projekts ist die Verlagerung der Mobilität von der Strasse auf das Schiff, um den Pendlerverkehr zu reduzieren. Dies bedeutet eine Integration der Tessiner Seen in den öffentlichen Tarifverbund „Arcobaleno“.
Die „Green Line“ auf dem Luganersee, die von der MNE Ceresio bedient wird, ist ein Beispiel für diese neue, zu 100% nachhaltige öffentliche Verbindung zwischen Lugano, Gandria und San Rocco.
Auch auf dem Schweizer Becken des Lago Maggiore wird der öffentliche Schiffsverkehr bereits erfolgreich umgesetzt, etwa auf der Strecke "Locarno-Tenero-Magadino" (LOMA) mit rund 130.000 beförderten Fahrgästen jährlich.
Zukünftig soll Melide als strategischer Knotenpunkt dienen, um den Schiffsverkehr optimal mit Bahn- und Busverbindungen zu verknüpfen.
Förderung des Tourismus und der regionalen Attraktivität:
Die Elektrifizierung trägt zur Entwicklung des Tourismussektors bei, indem sie eine ökologische und technologisch fortschrittliche Schifffahrt ermöglicht. Dies erhöht die Attraktivität der Region Tessin als „grünes“ Reiseziel. Angebote wie die „Green-Line-Kreuzfahrt“ oder die „Vedetta-Tour“ bieten Besuchern ein nachhaltiges und ruhiges Erlebnis auf dem See. Kombinierte Tickets für Bahn und Schiff, wie die „Drei-Seen-Karte“, sollen den Tourismus weiter fördern.
Aufbau von Kompetenzen und Arbeitsplätzen:
Die Wissensbasis der Zukunft Das Projekt zielt auf die Schaffung eines technologischen Kompetenzzentrums für nachhaltige Mobilität im Seengebiet ab.
Dies beinhaltet:
- Die Ausbildung neuer beruflicher Kompetenzen für angehende Schiffsführer und Matrosen im Bereich Elektrifizierung und nachhaltige Energien.
- Die Schaffung neuer Arbeitsplätze zum Nutzen der gesamten Region.
Infrastruktur als Katalysator:
Unterstützung für die gesamte See-Gemeinschaft Die Entwicklung einer umfassenden elektrischen Ladeinfrastruktur an Land – mit Hauptladestationen bei der SNL-Werft, in Lugano Centrale und in Melide – ist ein zentraler Anwendungsbereich. Diese Infrastruktur dient nicht nur der SNL-Flotte, sondern wird auch als „treibende Kraft für die Elektrifizierung von privaten Booten“ wirken. Die Schnellladetechnologie, wie sie am neuen Landungssteg Lugano-Centrale zum Einsatz kommt (1,5 Megawatt Ladeleistung für eine Ladung in 20-25 Minuten), zeigt das Potenzial für eine breite Anwendung.
Vorbildfunktion und nationale Ausdehnung Die SNL möchte als Vorbild für andere Schifffahrtsunternehmen und Seen in der Schweiz dienen. Hierfür wurde der Verband „Green Swiss Lakes“ gegründet, um Know-how zu teilen und die Entwicklung ökologisch nachhaltiger Technologien zu fördern. Das Projekt „Venti35“ strebt an, die Elektrifizierung auf Bundesebene zu fördern und andere Seen sowie Schifffahrtsunternehmen dabei zu unterstützen, ihre Flotten umzurüsten und die notwendige Ladeinfrastruktur aufzubauen. Die Elektrifizierung der SNL-Flotte ist somit ein umfassendes Projekt, dessen Anwendungen weit über die blosse Motorumstellung hinausgehen. Es ist ein aktiver Beitrag zur Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft für Mobilität, Tourismus und Umwelt in der gesamten Schweiz.
Künftige Märkte.
Von der Umwelt über den Tourismus bis hin zur technologischen Expertise – die SNL positioniert sich als wichtiger Akteur in der nachhaltigen Mobilität.
Der Markt für emissionsfreien und leisen Seeverkehr.
Der offensichtlichste und dringendste künftige Markt ist der für umweltfreundlichen Transport auf Gewässern. Durch die Umstellung auf Elektroantrieb werden Dieselgeruch, Abgase und Lärmbelästigung eliminiert. Dies trägt nicht nur zur CO2-Reduktion bei und verbessert die Wasserqualität der Tessiner Seen, sondern schafft auch ein neues, ruhigeres und angenehmeres Reiseerlebnis für Passagiere. Der Markt für "grüne" Kreuzfahrten und Fährdienste wird an Bedeutung gewinnen, da das Umweltbewusstsein der Reisenden wächst.
Integration in den öffentlichen Verkehr und Reduktion des Pendlerverkehrs.
Ein Kernziel des Projekts ist die Verlagerung der Mobilität von der Strasse auf das Schiff. Die SNL strebt die Integration der Tessiner Seen in den öffentlichen Tarifverbund „Arcobaleno“ an. Dies schafft einen neuen Markt für integrierte, multimodale Mobilitätslösungen, insbesondere im Pendlerverkehr. Beispiele wie die erfolgreiche "Locarno-Tenero-Magadino" (LOMA) Verbindung auf dem Lago Maggiore, die jährlich rund 130.000 Fahrgäste befördert, zeigen das Potenzial auf. Die "Green Line" auf dem Luganersee, die Lugano, Gandria und San Rocco verbindet und zu 100% nachhaltig ist, ist ein Vorreiter in diesem Bereich. Strategische Knotenpunkte wie Melide sollen zukünftig den Schiffsverkehr optimal mit Bahn- und Busverbindungen verknüpfen.
Katalysator für den Öko-Tourismus und regionale Entwicklung.
Die Elektrifizierung der Flotte ist ein wichtiger Motor für den nachhaltigen Tourismus. Die Region Tessin positioniert sich als "grünes" Reiseziel, was Touristen anzieht, die Wert auf Umweltverträglichkeit legen. Angebote wie die "Green-Line-Kreuzfahrt" und die "Vedetta-Tour" bieten Besuchern ein einzigartiges, umweltfreundliches Erlebnis auf dem See. Die SNL wird zu einem Aushängeschild für die Region, das Innovation und Nachhaltigkeit vereint.
Infrastruktur als Service.
Elektrifizierung für private Boote Das Projekt beschränkt sich nicht nur auf die SNL-Flotte, sondern sieht auch den Aufbau einer umfassenden elektrischen Ladeinfrastruktur an Land vor. Hauptladestationen entstehen bei der SNL-Werft, in Lugano Centrale und Melide. Diese Infrastruktur soll als "treibende Kraft für die Elektrifizierung von privaten Booten" wirken. Dies schafft einen völlig neuen Markt für elektrische Bootsladedienste und fördert die breitere Adoption von E-Booten im privaten Sektor.
Kompetenzzentrum und Know-how-Transfer.
Der Bildungs- und Beratungsmarkt Die Schaffung eines technologischen Kompetenzzentrums für nachhaltige Mobilität im Seengebiet ist ein wichtiger Markt für Wissenstransfer. Die SNL Academy bildet angehende Schiffsführer und Matrosen in den Bereichen Elektrifizierung und nachhaltige Energien aus. Dies deutet auf einen künftigen Markt für Beratungsdienstleistungen, Ausbildungsprogramme und Technologieexport hin. Die SNL möchte als Vorbild für andere Schifffahrtsunternehmen in der Schweiz dienen und hat zu diesem Zweck den Verband „Green Swiss Lakes“ gegründet, um Know-how zu teilen und die Entwicklung ökologisch nachhaltiger Technologien zu fördern.
Ausweitung auf andere Seen und neue Schiffe.
Das Projekt sieht nicht nur das Retrofitting bestehender Schiffe vor, sondern auch den Kauf neuer elektrischer Schiffe. Insbesondere auf dem Lago Verbano (Lago Maggiore) sind das Umrüsten von zwei Schiffen und der Zukauf von zwei weiteren Elektroschiffen geplant. Das Ziel ist es, die Elektrifizierung auf Bundesebene zu fördern und andere Seen sowie Schifffahrtsunternehmen dabei zu unterstützen, ihre Flotten umzurüsten und die notwendige Ladeinfrastruktur aufzubauen. Dies öffnet einen nationalen Markt für Schiffselektrifizierungsprojekte und die damit verbundenen Dienstleistungen und Produkte von Unternehmen wie Baumüller, die die Antriebssysteme liefern.
Das "Projekt 20-35" ist ein Musterbeispiel dafür, wie ein Infrastrukturprojekt nicht nur direkte Vorteile bringt, sondern auch als Impulsgeber für multiple neue Märkte wirken kann – von der direkten Reduktion von Emissionen bis hin zur Positionierung als Technologie- und Nachhaltigkeitsvorreiter. Die grüne Wende auf dem Luganersee ist erst der Anfang.
Wie ist das Erlebnis auf einem Elektroschiff?
Lautlose Gleiter, klare Luft: Das einzigartige Erlebnis auf einem Elektroschiff. Stellen Sie sich vor, Sie gleiten über das ruhige Wasser eines Sees, umgeben von atemberaubender Landschaft. Kein störender Dieselgeruch in der Nase, kein lautes Motorendröhnen in den Ohren, keine Vibrationen, die den Bootsrumpf ruckeln lassen. Stattdessen nur das sanfte Plätschern der Wellen und die frische Seeluft. Dies ist das Versprechen und die Realität der neuen Ära der Elektroschifffahrt, die durch Projekte wie das „Projekt 20-35“ der Società Navigazione del Lago di Lugano (SNL) Wirklichkeit wird.
Bisher fühlte sich die Fahrt auf einem Motorboot oft an, „als sässe man in einem schwimmenden Oldtimer, der seine beste Zeit schon lange hinter sich hat“, begleitet von Dieselgeruch, dröhnenden Ohren und einem ruckelnden Bootsrumpf. Mit der Umstellung auf elektrisch betriebene Schiffe wie die umgerüstete MS Ceresio und die bereits 2016 elektrifizierte MNE Vedetta 1908 wird eine „neue Mobilität“ auf dem Wasser spürbar.
Was macht das Erlebnis auf einem Elektroschiff so besonders?
Emissionsfrei und geruchsneutral: Das Fahren mit Elektromotoren eliminiert vollständig Abgase und den unangenehmen Dieselgeruch. Dies hat einen direkt positiven Einfluss auf die Wasserqualität der Tessiner Seen und trägt massgeblich zum Kampf gegen den Klimawandel bei, indem CO2-Emissionen reduziert werden.
Lautlosigkeit und Ruhe: Das Fehlen des typischen Motorenlärms sorgt für eine bemerkenswerte Stille an Bord. Passagiere können die Naturgeräusche, die sanften Wellen und die Unterhaltungen an Bord ohne störende Hintergrundgeräusche geniessen. Dies fördert eine entspannte Atmosphäre und macht die Fahrt zu einem echten Genuss.
Sanftes Gleiten: Ohne die Vibrationen eines Verbrennungsmotors gleiten Elektroschiffe besonders ruhig und sanft über die Wasseroberfläche. Das „lautlose Gleiten“ trägt massgeblich zum Komfort bei.
Nachhaltiges Tourismuserlebnis: Das Projekt ermöglicht eine „ökologische und technologisch fortschrittliche Schifffahrt“ und positioniert das Tessin als „grünes“ Reiseziel. Touristen können eine nachhaltige „Green-Line-Kreuzfahrt“ oder die „E-Vedetta Tour“ erleben, die Lugano mit der Villa Heleneum verbindet. Solche Angebote bieten ein „nachhaltiges und ruhiges Erlebnis“ auf dem See.
Moderne Infrastruktur und Komfort: Die SNL investiert in modernisierte Schiffe und eine effiziente Ladeinfrastruktur an Land, inklusive Schnellladestationen, die ein Aufladen in nur 20-25 Minuten ermöglichen. Die Schiffe bieten weiterhin alle Annehmlichkeiten wie Gastronomie an Bord und sind auf Barrierefreiheit ausgelegt, um sicherzustellen, dass alle eine Kreuzfahrt auf dem See geniessen können.
Die Umstellung auf Elektroantrieb macht die Schifffahrt auf dem Luganersee und zukünftig auch auf dem Lago Maggiore zu einem „ökologischen und emissionsfreien Erlebnis“. Es ist eine Reise, die nicht nur die Sinne verwöhnt, sondern auch ein gutes Gefühl vermittelt, Teil einer nachhaltigen Zukunft zu sein.
Welches Potenzial haben Elektroschiffe in der Schweiz?
Lautlos in die Zukunft: Das immense Potenzial von Elektroschiffen in der Schweiz. Die Schweizer Seen sind bekannt für ihre malerische Schönheit, aber traditionell auch für den Geruch von Diesel und den Lärm von Verbrennungsmotoren auf dem Wasser. Projekte wie das "Projekt 20-35" der Società Navigazione del Lago di Lugano (SNL), das die gesamte Flotte von 13 Schiffen bis 2035 auf Elektroantrieb umstellen will, zeigen jedoch das immense Potenzial der Elektroschifffahrt in der Schweiz auf. Es geht dabei nicht nur um die Modernisierung einzelner Schiffe, sondern um eine tiefgreifende Transformation, die weitreichende Vorteile für Umwelt, Mobilität, Tourismus und Technologie birgt.
Drastische Reduzierung von Emissionen und Lärm: Das offensichtlichste Potenzial liegt in der Eliminierung von Emissionen. Elektroschiffe sind emissions- und geruchsfrei. Das bedeutet nicht nur saubere Luft, sondern auch eine Verbesserung der Wasserqualität der Seen und eine Reduzierung der Lärmbelästigung. Wo sich die Fahrt früher wie in einem "schwimmenden Oldtimer" anfühlte, der mühsam durch das Wasser kämpfte, ermöglichen Elektroschiffe nun ein sanftes und lautloses Gleiten. Dies trägt massgeblich zum Kampf gegen den Klimawandel bei, indem CO2-Emissionen deutlich reduziert werden.
Integration in den öffentlichen Verkehr und Entlastung der Strassen: Ein wesentliches Ziel ist die Verlagerung der Mobilität von der Strasse auf das Schiff. Elektroschiffe können einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des Strassenverkehrs leisten. Die SNL strebt die Integration der Tessiner Seen in den öffentlichen Tarifverbund "Arcobaleno" an, um Pendler und Touristen zu überzeugen, das Schiff als attraktive Alternative zu nutzen. Erfolgreiche Beispiele wie die Verbindung "Locarno-Tenero-Magadino" (LOMA) auf dem Lago Maggiore, die jährlich rund 130.000 Fahrgäste befördert, zeigen, dass dies bereits erfolgreich umgesetzt wird. Die "Green Line" auf dem Luganersee, die Lugano, Gandria und San Rocco verbindet, ist ein 100% nachhaltiger öffentlicher Verkehrsdienst.
Förderung des Öko-Tourismus und der regionalen Entwicklung: Die Elektrifizierung der Flotte positioniert Regionen wie das Tessin als "grüne" und technologisch fortschrittliche Reiseziele. Angebote wie die "Green-Line-Kreuzfahrt" auf der MS Ceresio oder die "E-Vedetta Tour" mit dem im Jahr 2016 elektrifizierten Elektroboot Vedetta 1908 bieten Touristen ein einzigartiges, umweltfreundliches und ruhiges Erlebnis auf dem See. Dies zieht umweltbewusste Reisende an und stärkt den Tourismussektor. Zudem können sich Regionen wie das Tessin als Forschungs- und Entwicklungsstandorte im Bereich Nachhaltigkeit positionieren.
Ausbau der Ladeinfrastruktur und Impuls für private E-Boote: Das Projekt beschränkt sich nicht nur auf die Flotte der SNL, sondern umfasst auch den Aufbau einer umfassenden elektrischen Ladeinfrastruktur an Land. Hauptladestationen befinden sich bereits bei der SNL-Werft und in Lugano Centrale, wobei letztere eine schnelle elektrische Kapazität von 1,5 Megawatt bietet, die ein Schiff in etwa 20-25 Minuten aufladen kann. Diese Infrastruktur soll als "treibende Kraft für die Elektrifizierung von privaten Booten" dienen.
Schaffung eines Kompetenzzentrums und Know-how-Transfers: Die Elektrifizierungsprojekte führen zur Schaffung eines technologischen Kompetenzzentrums für nachhaltige Mobilität im Seengebiet. Die SNL Academy bildet angehende Schiffsführer und Matrosen in den Bereichen Elektrifizierung und nachhaltige Energien aus. Dies schafft neue Berufe und berufliche Kompetenzen. Die SNL möchte als Vorbild für andere Schifffahrtsunternehmen in der Schweiz dienen und hat dafür den Verband "Green Swiss Lakes" gegründet, um Know-how zu teilen und die Entwicklung ökologisch nachhaltiger Technologien zu fördern.
Wirtschaftliche Vorteile und Skalierbarkeit: Neben den ökologischen Vorteilen können Elektroschiffe auch zu einer Reduzierung der Betriebskosten führen. Das Projekt "20-35" ist ein Modell für eine nachhaltige Schifffahrt, das auf Bundesebene gefördert und auf andere Seen sowie Schifffahrtsunternehmen in der Schweiz übertragen werden soll.
Disclaimer / Abgrenzung
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Fotos: © Copyright Bruno Giordano