COP30, Treibhausgasemissionen auf Rekordniveau, globale Energie Revolution, Investitionen in saubere Energie.
14.11.2025
Zusammenfassung der zentralen Klimathemen und der COP30.
I. Der Auftrag der COP30 in Belém.
Die UN-Klimakonferenz COP30 in Belém, Brasilien, im November 2025, wird als „COP der Umsetzung“ bezeichnet und dient als Prüfstein dafür, ob Länder die Lücke zwischen ihren aktuellen Klimazusagen (NDCs) und dem tatsächlich notwendigen Handeln schließen können. Brasiliens Präsident Lula da Silva forderte zum Auftakt, Desinformationen zur Klimakrise entgegenzutreten. Zentrale Verhandlungspunkte sind die nationalen Klimaschutzbeiträge, Anpassungsmaßnahmen und die Finanzhilfen reicher Staaten für ärmere Länder.

II. Globaler Status und Emissionsbilanz.
Zehn Jahre nach dem Pariser Abkommen ist die Welt an einem kritischen Punkt angelangt:
- Erwärmung und Ziele: Die globale Durchschnittstemperatur lag von Januar bis August 2025 bereits 1,42 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Die UN hält ein Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze für „unvermeidlich“.
- Emissionen: Trotz einiger Fortschritte sind die Treibhausgasemissionen auf Rekordniveau und liegen 65 Prozent über dem Niveau von 1990. Der weltweite CO2-Ausstoß wird 2025 voraussichtlich um 1,1 Prozent steigen und das verbleibende CO2-Budget für das 1,5-Grad-Ziel wird bei Fortsetzung der Emissionen noch vor 2030 aufgebraucht sein.
III. Die Revolution im Energiesektor.
Die Internationale Energieagentur (IEA) spricht von „nichts Geringerem als einer Revolution im Energiesektor“:
- Saubere Energien: Erneuerbare Energien sind stark gewachsen und liefern nun 40 Prozent des weltweiten Stroms. Investitionen in saubere Energie sind inzwischen doppelt so hoch wie die Investitionen in fossile Brennstoffe.
- Wende der Fossilen: Die Nachfrage nach Öl und Kohle wird im Stated Policies Scenario (STEPS) spätestens bis 2030 ihren Höhepunkt erreichen.
IV. Wegweiser für Belém und Finanzierung.
Das World Resources Institute (WRI) schlägt fünf konkrete Maßnahmen vor, um die COP30 zum Wendepunkt zu machen. Dazu gehören die Bestätigung des 1,5-Grad-Ziels durch einen globalen Fahrplan und die kurzfristige Beschleunigung sektoraler Maßnahmen, wie die Verdreifachung erneuerbarer Energien.
Für die Umsetzung ist ein glaubwürdiges Finanzpaket entscheidend:
- Die Konferenz muss das New Collective Quantified Goal (NCQG) verabschieden.
- Dieses Ziel erfordert von Industrieländern, bis 2035 jährlich mindestens 300 Milliarden US-Dollar zu mobilisieren, um ein Gesamtziel von 1,3 Billionen US-Dollar zu erreichen.
V. Regionale Dynamiken.
China: China ist der größte Emittent fossiler CO2-Emissionen (13,12 Gigatonnen CO2 in 2024). Gleichzeitig stagnieren oder fallen Chinas Emissionen seit 18 Monaten, getrieben durch massive Investitionen in Solar- und Windkraft sowie Elektroautos, was eine globale „Exportwirkung“ für günstige Klimatechnologien entfaltet.
- Deutschland/EU: Die EU strebt eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 90 Prozent bis 2040 an. Deutschland steht in der Kritik, da es seine traditionelle Vorreiterrolle verlässt und sich bei konkreten finanziellen Zusagen, etwa für Brasiliens Tropenwaldfonds (TFFF), zurückhält.
- USA: Die Vereinigten Staaten haben sich vom Pariser Konsens verabschiedet und schicken keine Delegation zur COP30.
Globale Klimakennzahlen und die COP30.
Die Welt befindet sich in einem Zustand des Paradoxons: Die Revolution der sauberen Energien schreitet unaufhaltsam voran (Verdopplung der Solarkapazität alle drei Jahre), aber die globalen Emissionen fossiler Brennstoffe steigen weiterhin an und führen zu einer kritischen Erwärmung. Die COP30 in Belém muss diese Kluft dringend durch konkrete Umsetzungspläne und eine massive Aufstockung der Klimafinanzierung schließen.

Kategorie |
Kennzahl, Ziel |
Wert |
Zeitrahmen, Referenz |
I. Globaler Klimastatus (Erwärmung & Emissionen) |
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Globale Durchschnittstemperatur (Jan. – Aug. 2025) |
Erwärmung über vorindustriellem Niveau |
1,42 °C |
2025 |
|
CO2-Emissionen (Prognose Anstieg) |
Weltweiter Anstieg gegenüber Vorjahr |
1,1 % |
2025 |
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CO2-Emissionen (Gesamtwert Prognose) |
Weltweite Gesamttonnen (fossile) |
38,1 Milliarden Tonnen |
2025 |
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CO2-Budget für 1,5 °C (Aufbrauch) |
Prognostizierter Zeitpunkt der Erschöpfung |
Vor 2030 |
Bei Fortsetzung des aktuellen Niveaus |
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Globale Treibhausgasemissionen |
Anstieg über Niveau von 1990 |
65 % |
Bis 2024 |
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Projektierte Erwärmung (bei derzeitiger Politik) |
Erwärmung bis 2100 |
2,1 bis 3,9 °C |
Bis 2100 |
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Wirtschaftliche Verluste durch Hitze |
Weltweite Verluste pro Jahr |
304 Milliarden USD |
Im vergangenen Jahr |
|
Tote durch Luftverschmutzung (fossil) |
Schätzungen pro Jahr |
2,5 Millionen Menschen |
Pro Jahr |
|
Flüchtlinge durch Klimafolgen |
Weltweit (letzte 10 Jahre) |
250 Millionen Menschen |
In den letzten zehn Jahren |
II. Fortschritte der Energiewende |
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Anteil Erneuerbare am globalen Strom |
Aktueller Anteil |
40 % |
2024 |
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Steigerung Solarkapazität |
Verdopplungsrate |
Alle 3 Jahre |
Seit Pariser Abkommen |
|
Solarkapazität China (Juni 2025) |
Gesamtkapazität |
> 1 Terawatt (TW) |
Juni 2025 |
|
Investitionen in Saubere Energie |
Verhältnis zu fossilen Brennstoffen |
Doppelt so hoch |
Aktuell |
|
E-Fahrzeuge (Anteil an Autoverkäufen) |
Steigerung seit Pariser Abkommen |
Von 1 % auf fast 25 % |
Letzte zehn Jahre |
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Peak Fossile Nachfrage (STEPS-Szenario) |
Höchststand für Öl und Kohle |
Spätestens 2030 |
World Energy Outlook 2025 |
|
Länder mit Emissionssenkung + Wirtschaftswachstum |
Anzahl der Länder |
35 Länder |
2015 bis 2024 |
III. Finanzierungs- und Umsetzungsziele |
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NCQG – Mobilisierungsziel Industrieländer |
Jährliche Mobilisierung |
≥ 300 Milliarden USD |
Bis 2035 |
|
NCQG – Gesamtziel |
Gesamtes Finanzziel |
1,3 Billionen USD |
Bis 2035 |
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Brasilianischer TFFF (Zielvolumen) |
Geplante Gesamtsumme (davon 100 Mrd. privat) |
125 Milliarden USD (25 Mrd. Staaten) |
Geplant |
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WRI Sektorziele für 2030 (Erneuerbare) |
Ziel der Beschleunigung |
Verdreifachung |
Bis 2030 |
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WRI Sektorziele für 2030 (Energieeffizienz) |
Ziel der Beschleunigung |
Verdopplung |
Bis 2030 |
IV. Nationale/Regionale Kennzahlen |
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China (Anteil an globalen Emissionen) |
Höchster Anteil |
ca. 30 % |
2024 |
|
China (CO2-Emissionen, fossile) |
Gesamtwert |
13,12 Gt CO2 |
2024 |
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EU-Klimaziel |
Reduktion der Treibhausgase |
90 % |
Bis 2040 (vs. 1990) |
|
Deutschland (Industrie Emissionen) |
Jährlicher THG-Ausstoß der Industrie |
> 100 Millionen Tonnen |
Aktuell |
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Guyana (Ölvorkommen) |
Geschätzte Barrel |
≥ 11 Milliarden Barrel |
Entdeckt |
Umsetzung.
Die Konferenz in Belém (COP30) muss sich auf die Umsetzung fokussieren. Die Daten zeigen, dass technologische Fortschritte (z. B. 40 Prozent des globalen Stroms aus Erneuerbaren) durch steigende Emissionen konterkariert werden. Um das 1,5-Grad-Ziel, dessen Überschreitung als „unvermeidlich“ gilt, noch in Reichweite zu halten, ist die schnelle Bereitstellung des NCQG-Finanzrahmens von jährlich 300 Milliarden US-Dollar und die sektorale Beschleunigung entscheidend. Länder wie China zeigen, dass Wachstum und Klimaschutz durch massive Investitionen in saubere Technologien nicht unvereinbar sind.
Die COP30 in Belém: Kontext und Aufrufe zur Umsetzung.
Die UN-Klimakonferenz COP30 findet im November 2025 in Belém, Brasilien, statt. Die Welt schaut dabei auf den Amazonas. Die Konferenz dient als Prüfstein dafür, ob die Länder die Kluft zwischen ihren aktuellen Klimazusagen und dem tatsächlich notwendigen Handeln schließen können.

A. Rolle und Anspruch der Konferenz.
In diesem Jahr erneuern die Staaten ihre national festgelegten Beiträge (NDCs) im Rahmen des Pariser Abkommens. Brasiliens Präsident Lula da Silva forderte zum Auftakt der 30. UNO-Klimakonferenz die Teilnehmerstaaten auf, Desinformationen zur Klimakrise entgegenzutreten.
Der brasilianische COP-Präsident do Lago rief zu entschlossenem Handeln auf und betonte, die Konferenz müsse Lösungen präsentieren und als „COP der Umsetzung“ in Erinnerung bleiben. Er merkte an, dass es angesichts der Verzögerungen bei der Erreichung der Klimaziele jetzt Lösungen brauche, anstatt zu jammern.
Die Wahl Beléms als Konferenzort, obwohl sie wegen fehlender Unterkünfte kritisiert wurde, wurde von Lula da Silva verteidigt, um mit politischem Willen zu zeigen, dass im Amazonas nichts unmöglich sei.
B. Zentrale Verhandlungsthemen.
An den zweiwöchigen Verhandlungen nehmen Delegationen aus mehr als 190 Staaten teil, wobei insgesamt 50.000 Teilnehmer erwartet werden. Die zentralen Themen sind:
1. Die nationalen Klimaschutzzusagen (NDCs) zur Begrenzung der Erderwärmung.
2. Die Finanzhilfen reicher Staaten für den Klimaschutz.
3. Anpassungsmaßnahmen an die Erderwärmung in ärmeren Ländern.
Globaler Status und Bilanz des Pariser Abkommens (2015).
Zehn Jahre nach dem bahnbrechenden Pariser Abkommen ist die Welt an einem kritischen Punkt angelangt. Trotz einiger Fortschritte liegen die Maßnahmen insgesamt stark hinter dem Notwendigen zurück.
A. Aktuelle Klimaentwicklungen.
Das Pariser Abkommen zielte darauf ab, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius und möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen:
- Erwärmung: Das vergangene Jahrzehnt war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, und 2024 war das heißeste Jahr bisher. Die globale Durchschnittstemperatur lag von Januar bis August 2025 bereits 1,42 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau.
- 1,5-Grad-Ziel: Die UN hat erklärt, dass ein Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze "unvermeidlich" sei und "verheerende Folgen" haben werde. Angesichts der steigenden CO2-Emissionen wird es als nicht mehr realistisch angesehen, die globale Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten.
- Projektionen: Die derzeitigen NDCs und Politiken reduzieren das Risiko einer Erwärmung um 4 Grad Celsius (die vor zehn Jahren drohte) auf 2,3 bis 2,8 Grad. Dennoch ist der Planet bei derzeitiger Politik auf dem Weg, sich bis 2100 um 2,1 bis 3,9 Grad zu erwärmen.
- Kipppunkte: Die Welt hat erstmals einen sogenannten "Kipppunkt" (Tipping Point) überschritten, was irreversible Veränderungen zur Folge hat, wie das massive Korallensterben durch die Erwärmung der Ozeane. Weitere Kipppunkte, wie der Zusammenbruch lebenswichtiger Meeresströmungen oder das Absterben des Amazonas-Regenwaldes, sind gefährlich nahe.
B. Emissionen und fossile Brennstoffe.
Der kritische Zustand wird laut Wissenschaftlern durch die fortgesetzte Verbrennung fossiler Brennstoffe seit dem Pariser Abkommen verursacht:
- Rekordwerte: Im vergangenen Jahr erreichten die Treibhausgasemissionen einen Rekordwert. Sie liegen nun 65 Prozent über dem Niveau von 1990.
- Aktueller Anstieg (2025): Der weltweite CO2-Ausstoß wird 2025 voraussichtlich um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen und 38,1 Milliarden Tonnen erreichen. Dieses Wachstum umfasst alle fossilen Brennstoffe: Kohle (+0,8 %), Erdöl (+1,0 %) und Erdgas (+1,3 %).
- Emissionsbudget: Wenn die Emissionen sich auf diesem Niveau fortsetzen, wird das verbleibende CO2-Budget für das 1,5-Grad-Ziel noch vor 2030 aufgebraucht sein.
- Hauptemittenten: Zwei Drittel der Emissionen stammten im letzten Jahr aus nur acht Volkswirtschaften: China, USA, EU, Indien, Russland, Indonesien, Brasilien und Japan. Von diesen verringerten nur die EU und Japan ihre jährlichen Emissionen im Vergleich zu 2023.
- Zustand der Senken: Die Aufnahmefähigkeit der Ozean- und Landsenken für CO2 verringert sich, hauptsächlich aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels.
C. Sozioökonomische Folgen.
Die Folgen des Klimawandels haben massive humanitäre und wirtschaftliche Auswirkungen:
- Gesundheit und Wirtschaft: Die zunehmende Hitze führt dazu, dass etwa jede Minute ein Mensch stirbt. Luftverschmutzung durch fossile Brennstoffe tötet schätzungsweise 2,5 Millionen Menschen pro Jahr. Allein im vergangenen Jahr verursachte Hitze weltweit etwa 304 Milliarden US-Dollar an wirtschaftlichen Verlusten.
- Migration: Die Folgen des Klimawandels haben in den vergangenen zehn Jahren weltweit 250 Millionen Menschen in die Flucht getrieben, wobei die meisten innerhalb der Grenzen ihrer Länder fliehen.
Zukunftsstrategien und die Fünf Maßnahmen des WRI.
Das World Resources Institute (WRI) schlägt fünf konkrete Maßnahmen vor, um die COP30 in Belém zu einem Wendepunkt zu machen:
1. Das 1,5-Grad-Ziel mit einem globalen Fahrplan bekräftigen Die Konferenz soll das 1,5-Grad-Ziel als unverrückbaren Leitstern bestätigen. Nötig ist ein „globaler Fahrplan für eine beschleunigte Umsetzung“, der auf der globalen Bestandsaufnahme basiert. Dieser Fahrplan muss konkrete Schritte in Sektoren wie Energie, Wälder, Verkehr und Methan definieren, sowie Anpassungen, Resilienz und einen gerechten Übergang umfassen.
2. Sektorale Maßnahmen kurzfristig beschleunigen Der Fahrplan des WRI muss in nationale Politiken münden. Länder sollen kurzfristige sektorale Strategien entwickeln, um die globalen Ziele für 2030 zu erreichen.
Prioritäten sind:
- Verdreifachung erneuerbarer Energien.
- Verdopplung der Energieeffizienz.
- Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.
- Senkung von Verkehrsemissionen.
- Stopp und Umkehr der Entwaldung.
3. Langfristige Strategien für einen nachhaltigen Übergang Als dritte Maßnahme fordert das WRI langfristige Strategien, die NDCs (bis 2035) mit Netto-Null-Zielen bis Mitte des Jahrhunderts verbinden. Die COP30 sollte alle Staaten auffordern, solche Pläne bis zur COP31 einzureichen oder zu aktualisieren und sie in Wirtschafts-, Entwicklungs- und Finanzpläne zu integrieren.
4. Stärkung zwischenstaatlicher Initiativen Initiativen außerhalb der UNFCCC müssen an Fahrt gewinnen, und die COP30 könnte sie stärker einbinden. Transparenz durch regelmäßige Berichte an das UNFCCC Global Climate Action Portal ist dabei wichtig.
5. Ein glaubwürdiges Finanzpaket Ambitionierte Ziele erfordern eine glaubwürdige Finanzierung. Der „Baku-Belém-Fahrplan“ muss vorangetrieben werden, um die Klimafinanzierung für Entwicklungsländer bis 2035 aus allen Quellen auszubauen. Die Konferenz muss sich auf einen neuen Klimafinanzrahmen, das New Collective Quantified Goal (NCQG), einigen. Dieses Ziel erfordert von Industrieländern, bis 2035 jährlich mindestens 300 Milliarden US-Dollar zu mobilisieren, um ein Gesamtziel von 1,3 Billionen US-Dollar zu erreichen.
Die Revolution im Energiesektor.
Der World Energy Outlook 2025 der Internationalen Energieagentur (IEA) zeigt, dass die Energiewende unaufhaltsam ist und „nichts Geringeres als eine Revolution im Energiesektor“ stattfindet.
A. Fortschritte bei sauberen Technologien.
Trotz des rasant wachsenden globalen Energiebedarfs setzt sich der Ausbau sauberer Technologien immer stärker durch:
- Erneuerbare Energien: Die erneuerbaren Energien sind weltweit stark gewachsen und haben optimistische Erwartungen übertroffen. Sie liefern mittlerweile 40 Prozent des weltweiten Stroms. In der ersten Hälfte des Jahres 2025 haben Solar- und Windenergie erstmals die Kohle bei der Stromerzeugung überholt.
- Solar- und Windkapazität: Die weltweite Solarkapazität ist heute mehr als viermal so hoch wie 2015 prognostiziert und verdoppelt sich alle drei Jahre. Die Windkraftkapazität wurde verdreifacht. Bis 2030 wird mehr erneuerbare Energie installiert als in den vergangenen 40 Jahren zusammen.
- Investitionen und Kosten: Investitionen in saubere Energie sind inzwischen doppelt so hoch wie die Investitionen in fossile Brennstoffe. Erneuerbare Energien setzen sich als günstigere Technologie durch.
- E-Mobilität: Der Anteil der Elektrofahrzeuge an den Autoverkäufen ist in den letzten zehn Jahren von etwa einem Prozent auf fast 25 Prozent gestiegen. Das Ziel des Pariser Abkommens, 100 Millionen E-Fahrzeuge bis 2030 auf die Straße zu bringen, wird voraussichtlich früher erreicht.
B. Dynamik der fossilen Brennstoffe.
Im Stated Policies Scenario (STEPS) wird erwartet, dass die Nachfrage nach Öl und Kohle bis spätestens 2030 ihren Höhepunkt erreicht. Der weltweite Gasverbrauch steigt gegenüber heute noch um rund zehn Prozent. Die IEA betont, dass keine neuen Öl- oder Gasprojekte nötig sind, um das 1,5-Grad-Szenario zu erreichen; die Produktion aus bestehenden Projekten reicht aus.
C. Energiezukunft und Wettbewerbsfähigkeit.
Die Energiewende ist nicht mehr nur ein Klimathema, sondern wird zum zentralen Wettbewerbsfaktor der kommenden Jahrzehnte. 35 Länder, darunter zahlreiche europäische Staaten, konnten im Zeitraum 2015 bis 2024 ihre Emissionen reduzieren bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum.
Regionale und Nationale Klimadynamiken.

A. Das China-Paradox: Größter Emittent und Treiber der Wende.
China ist der größte Emittent fossiler CO2-Emissionen (13,12 Gigatonnen CO2 in 2024) und stößt rund 30 Prozent der globalen Emissionen aus. Gleichzeitig treibt das Land die globale Energiewende massiv voran und agiert als heimlicher Treiber:
- Emissionsentwicklung: Trotz dieser Rolle stagnieren oder fallen Chinas CO2-Emissionen seit 18 Monaten. Experten halten es für möglich, dass 2025 das erste Jahr mit einer Minimierung der Emissionen über das gesamte Jahr hinweg wird, trotz robusten Wirtschaftswachstums.
- Ursachen des Rückgangs: Der Rückgang wird hauptsächlich durch den rapiden Zuwachs von Elektroautos (Reduktion von Benzin/Diesel um ca. 5 %) und den massiven Ausbau von Solar- und Windkraft verursacht. In den ersten neun Monaten 2025 installierte China Rekordwerte von 240 GW Solar- und 61 GW Windkraftkapazität.
- Globale Exportwirkung: Massive Investitionen in Solartechnologien und Batterien führen zu einer „Exportwirkung“ – Länder weltweit profitieren von günstigeren Windturbinen, Solarzellen und Batterien. China zeigt, dass Wachstum und Klimaschutz durch massive Investitionen in saubere Technologien nicht unvereinbar sind.
B. Deutschland und die EU: Nationale Ziele und politische Debatte.
Deutschland strebt Klimaneutralität bis 2045 an, wofür allein der Industriesektor von über 100 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen auf Null kommen muss:
- Industrieherausforderungen: Unternehmen wie SE Tylose setzen auf grüne Rohstoffe (mit Windenergie produzierte Natronlauge, spart 15 % CO2) und technologische Modernisierung. Diese Investitionen sind jedoch ohne staatliche Förderung oft nicht wirtschaftlich. Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) fordert eine Verschiebung des Klimaneutralitätsziels auf 2055, da hohe Energiekosten und schwache Konjunktur die Betriebe belasten.
- Vorreiterrolle Deutschlands: Die Glaubwürdigkeit der deutschen Klimapolitik steht auf dem Prüfstand. Kanzler Merz' Rede vor der COP30, die hauptsächlich die Wettbewerbsfähigkeit betonte und fossile Ausstiege vermied, wurde stark kritisiert. Die Regierung agiert zurückhaltend bei konkreten finanziellen Zusagen für internationale Projekte, wie Brasiliens Tropical Forest Forever Facility (TFFF).
- Bedeutung des Vorreiter-Effekts: Experten wie Klimaforscher Mojib Latif mahnen, dass Europa als drittgrößter Emittent vorangehen muss, um ein Signal an ärmere Länder zu senden. Der Klima-Vorreiter-Effekt besagt, dass derjenige, der heute beim Klimaschutz vorangeht, auch in Zukunft wirtschaftlich die Nase vorne haben wird.
C. Guyana: Das neue Öl-El Dorado und die „Holländische Krankheit“.
Guyana hat sich durch die Entdeckung riesiger Ölvorkommen (mindestens 11 Milliarden Barrel, Wert: 750 Mrd. USD) zu einem neuen El Dorado der fossilen Energie entwickelt und erlebt das schnellste Wirtschaftswachstum der Welt:
- Wirtschaftlicher und sozialer Konflikt: Trotz der massiven Ölinvestitionen, die für Infrastruktur und kostenlose Universitätsbildung genutzt werden, lebt die Hälfte der 800.000 Einwohner Guyanas weiterhin in Armut.
- Die "Dutch Disease": Experten sehen die Gefahr der „Holländischen Krankheit“, bei der Ressourcen zum lukrativen Ölsektor abwandern, die traditionelle Landwirtschaft leidet und die Landeswährung aufwertet, was die Preise steigen lässt. Viele Hochschulabsolventen verlassen weiterhin das Land.
- Umweltrisiken: Der Ölboom führt bereits zur Zerstörung gesetzlich geschützter Mangrovenwälder, die für den Küstenschutz lebenswichtig sind. Das Hinterland, bestehend aus Savanne, Bergen und Regenwald, ist durch Goldabbau (mit giftigem Quecksilber) und die Ölförderung bedroht.
Fazit.
Die technologische Revolution der erneuerbaren Energien ist unaufhaltsam und es werden Erfolge feiert, während die globalen Emissionen und die Erwärmung weiterhin dramatisch steigen. Die COP30 in Belém steht somit vor der gewaltigen Aufgabe, diese Kluft durch konkrete Umsetzungspläne, sektorale Beschleunigung und eine glaubwürdige Klimafinanzierung zu schließen.
COP30 Weltklimakonferenz in Belém, Brasilien.
COP30 Weltklimakonferenz Brasilien, Bilanz 1,5-Grad-Ziel, Kipppunkte, Waldschutz, Elektrifizierung, CO2-Abscheidung und -Bepreisung. Ziel des Pariser Abkommens, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, wurde faktisch verfehlt.
COP30 Weltklimakonferenz in Belém, Brasilien.
Disclaimer / Abgrenzung
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