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COP30 Weltklimakonferenz Brasilien, TFFF und Blended Finance Modell, IMO und US-Druck auf die EU.

Neue Nationally Determined Contributions (NDCs) mit Zielen für 2035.

COP30 Weltklimakonferenz Brasilien, TFFF und Blended Finance Modell, IMO und US-Druck auf die EU.


12.11.2025 

I. Historischer Kontext und zentrale Ziele des 30. Klimagipfels (COP30).

Die 30. Vertragsstaatenkonferenz (COP30), die in Belém an der Mündung des Amazonas Flusses in Brasilien stattfindet, wird in einem besonders schwierigen politischen Klima abgehalten. Das übergeordnete Ziel des Gipfels ist es, dieses Generationenprojekt der globalen Klimadiplomatie, das bis in die 1990er Jahre zurückreicht, am Leben zu erhalten.


1. Der Rahmen des Pariser Abkommens.

Was sind die zentralen Inhalte des Pariser Abkommens?

Das ist eine wichtige und zentrale Frage, um den Rahmen der globalen Klimadiplomatie zu verstehen. Die zentralen Inhalte und Ziele des Pariser Abkommens, das vor genau zehn Jahren verabschiedet wurde, lassen sich wie folgt zusammenfassen. Vor genau 10 Jahren wurde das Pariser Klimaabkommen verabschiedet:

Die internationale Staatengemeinschaft verpflichtete sich damals, die globale Erwärmung deutlich unter 2°C zu halten und sich um eine Begrenzung auf 1,5°C zu bemühen.

Im Rahmen des Abkommens definierten alle Staaten (sowohl Industrie- als auch Entwicklungsländer) eigenständig ihre Emissionsminderungsbeiträge. Diese sogenannten Nationally Determined Contributions (NDCs) sollen turnusmässig alle fünf Jahre aktualisiert werden. Die ursprüngliche Idee war, dass dieser periodische Rhythmus zu einer Steigerungsspirale immer höherer Ambitionen führen würde.

Die Klimadiplomatie strebt an, bis 2050, 2060 oder 2070 Netto-Null-Emissionen (Net Zero) zu erreichen. Dieses Ziel wurde spätestens 2021 in Glasgow, der verschobenen COP (eigentlich 2020), von fast allen grossen Ländern – einschliesslich China (2060) und Indien (mindestens 2070) – akzeptiert.

1. Temperaturziele und Ambitionen.

Die internationale Staatengemeinschaft hat sich darauf verständigt, die globale Erwärmung deutlich unter 2°C zu halten.

Darüber hinaus verpflichtete man sich, Anstrengungen zu unternehmen, die Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen.

2. Emissionsminderungsbeiträge (NDCs).

Im Rahmen des Abkommens definierten alle Staaten – sowohl Industrie- als auch Entwicklungsländer – eigenständig ihre jeweiligen Emissionsminderungsbeiträge.

Diese Beiträge werden als Nationally Determined Contributions (NDCs) bezeichnet.

Die NDCs sollen alle fünf Jahre aktualisiert werden, wobei die ursprüngliche Idee dahinter eine Steigerungsspirale von immer höheren Ambitionen war.

3. Langfristige Ziele (Net Zero).

Das übergeordnete Ziel der Klimadiplomatie ist es, bis 2050, 2060 oder 2070 sogenannte Netto-Null-Emissionen (Net Zero) zu erreichen.

Dieses Ziel wurde spätestens 2021 in Glasgow (der verschobenen COP) von fast allen grossen Ländern, einschliesslich China (2060) und Indien (mindestens 2070), akzeptiert.

4. Geschichtliche Einordnung.

Das Abkommen von 2015 galt als Lösung für das Problem, jahrzehntelang keinen umfassenden Rahmen für die globale Klimadiplomatie und -politik gefunden zu haben. Das UN-Klimaabkommen selbst geht auf das Jahr 1992 zurück.

Wichtig für die COP30:

Die COP30 in Belém knüpft direkt an dieses Abkommen an, indem sie im Fünfjahresrhythmus die neuen NDCs (diesmal mit Zielen für 2035) wieder einsammeln will. Zudem geht es um die Konkretisierung der Klimafinanzierung (1,35 Billionen Dollar bis 2030) und die Operationalisierung des Ausstiegs aus der fossilen Energie.

Die konkrete Agenda der COP30:

Die Hauptaufgaben der COP30 in Belém umfassen mehrere kritische Punkte:

  • Die Einsammlung neuer NDCs im Fünfjahresrhythmus, wobei die Ziele diesmal für das Jahr 2035 festzulegen sind.
  • Die Konkretisierung des in Baku vage formulierten Ziels, bis 2030 rund 1,35 Billionen Dollar für den Klimaschutz im globalen Süden zu mobilisieren.
  • Die Operationalisierung des Ausstieges aus der fossilen Energie, der erstmals vor zwei Jahren in Dubai beschlossen wurde. Die erste Erwähnung von Fossilien in diesem Kontext erfolgte in Glasgow, als man sich gegen Kohle aussprach – was bereits sehr kontrovers war.

 

II. Die Ambivalenz der aktuellen Klimasituation.

Die Konferenz findet in einer Zeit statt, die von kämpferischen Auseinandersetzungen geprägt ist. Einerseits nimmt die Klimakrise dramatischere Ausmasse an, andererseits gibt es positive Entwicklungen in der grünen Technologie. 

1. Wissenschaftliche Dringlichkeit und Extremereignisse.

Die wissenschaftlichen Befunde sind zunehmend dramatisch und weisen darauf hin, dass die Welt vor einem Moment steht, in dem eine Reihe von entscheidenden Tipping Points katastrophale Veränderungen in relativ kurzer Frist auslösen könnten. Jüngste Extremwetterereignisse wie der Hurrikan Melissa in der Karibik verdeutlichen die Gefahr. Im Jahr 2024 wurde erstmals beobachtet, dass die globale Erderwärmung an einem Tag 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau überschritten hat.

Die wichtigsten wissenschaftlichen und aktuellen Fakten, die explizit genannt werden:

I. Fakten zur Erderwärmung und Extremereignissen.
  • 1,5°C Überschreitung: Im Jahr 2024 wurde erstmals beobachtet, dass die globale Erderwärmung an einem Tag 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau überschritten hat.
  • Wissenschaftliche Befunde: Die wissenschaftlichen Befunde sind immer dramatischer und deuten darauf hin, dass die Welt vor einem Moment steht, in dem eine Reihe von entscheidenden sogenannten Tipping Points katastrophale Veränderungen in relativ kurzer Frist auslösen könnten.
  • Extremwetterereignisse: Kürzlich gab es das Extremwetterereignis des Hurrikan Melissa, der in der Karibik alles klein und kurz geschlagen hat.
II. Fakten zur Energie und Kosten.
  • Kosten der sauberen Energie: Saubere Energiequellen (Erneuerbare Energien) sind mittlerweile billiger zu haben als jemals zuvor.
  • Vergleich mit herkömmlicher Elektrifizierung: Saubere Energiequellen sind jetzt billiger als jede bisher dagewesene Form der Elektrifizierung.
  • Elektrifizierung in Afrika: Die billigste Methode, um über 600 Millionen plus Menschen in Afrika zum allerersten Mal mit Strom zu versorgen, ist die Kombination aus Solarpanelen und Batterien aus China.
III. Fakten zu Emissionen und globalen Zielen
  • Emissionen des Schiffsverkehrs: Die Emissionen des internationalen Schiffsverkehrs machen etwa 2% der globalen CO2-Emissionen aus. Diese Menge entspricht in etwa den Gesamtemissionen von Japan.
  • Netto-Null-Ziele (Net Zero): Fast alle grossen Länder haben ein Netto-Null-Ziel akzeptiert, darunter China (2060) und Indien (mindestens 2070).
IV. Fakten zur Waldfläche und Finanzierung.
  • Fläche der Regenwälder: Es geht bei den Schutzmassnahmen um die Bewahrung von etwas mehr als einer Milliarde Hektar bestehender Regenwälder.
  • Jahresbedarf für Anreize: Die jährlichen Subventionen zur Entlohnung der Communities für den Schutz dieser Fläche werden auf rund 4 Milliarden Dollar geschätzt.
  • Anreizsystem: Die vorgeschlagene Zahlung an Communities beträgt 4 USD pro Jahr und Hektar.
  • Angestrebtes Finanzierungsvolumen (TFFF): Die Tropical Forest Forever Facility (TFFF) soll insgesamt 125 Milliarden USD mobilisieren, bestehend aus 25 Milliarden USD von Regierungen (öffentlichem Geld) und 100 Milliarden USD vom privaten Markt.
  • Rendite: Die Zinsspanne oder Marge aus den Investitionen (die die 4 Milliarden USD jährlich ausschütten soll) müsste bei rund 3% liegen.
  • Verteilung der Subventionen: Etwa 20% der 4 Milliarden USD (rund 1 Milliarde USD) sollen an Indigenous Communities gehen.
  • Internationaler Finanzierungsbedarf: Eines der Hauptziele der COP30 ist die Konkretisierung des Ziels, bis 2030 rund 1,35 Billionen Dollar für den Klimaschutz im globalen Süden zu mobilisieren.

Diese Zahlen verdeutlichen sowohl die existenzielle Dringlichkeit (Überschreitung von 1,5°C, Tipping Points) als auch das enorme ökonomische Potenzial (Preisverfall der Erneuerbaren) und die politisch-finanziellen Herausforderungen (Volumen der Klimafinanzierung, Komplexität des TFFF-Modells).

2. Positive technologische Fortschritte.

Trotz der negativen Nachrichten, die oft mehr Aufmerksamkeit erregen, schreitet der Ausbau erneuerbarer Energien global voran.

Saubere Energiequellen sind mittlerweile billiger zu haben als jemals zuvor.

Tatsächlich sind sie billiger als jede bisher dagewesene Form der Elektrifizierung.

Dies bedeutet, dass das schwierige Dilemma eines Trade-offs zwischen grüner und traditioneller Entwicklung im Grunde nicht mehr existiert.

Beispielsweise ist die billigste Methode, um über 600 Millionen Menschen in Afrika erstmals mit Strom zu versorgen, die Kombination aus Solarpanelen und Batterien aus China, die mittlerweile sportbillig erhältlich sind.


III. Der vielschichtige Widerstand gegen den Klimaschutz.

Dem Fortschritt steht ein neuer und komplexer Widerstand entgegen, der in drei Dimensionen unterteilt werden kann:

1. Der Rückhaltskampf fossiler Industrien.

Dies ist der Kampf bestimmter Interessen, die erkennen, dass es "jetzt wirklich ernst wird". Ein Beispiel ist die Verbrennerindustrie in der europäischen Automobilbranche. Beobachter sehen die Zukunft des Automobilbaus bereits entschieden zugunsten batteriegetriebener Elektrofahrzeuge (EVs), was zu Widerstand bei den etablierten Interessen führt.

2. Der hochgradig ideologische Widerstand (USA).

Dieser Widerstand kommt primär aus den USA und der Trump Administration.

Ziel ist die bewusste Sabotage der Energiewende, selbst in republikanischen Bundesstaaten wie Texas.

Es geht hierbei nicht nur um konkrete fossile Interessen, sondern um ein ideologisches Projekt der Verhinderung einer bewussten Klimapolitik.

Die Politik der Trump-Leute ist extrem aggressiv und zielt auf einen Rollback (Rücknahme) der Klimapolitik ab. Es geht darum, eine Strategie der Veränderung des internationalen Diskurses zu verfolgen, sodass bestimmte Dinge nicht mehr besprechbar oder nicht mehr Thema sind. Die Trumpleute lehnen Klima nicht nur ab, sondern betreiben eine militante Absage.

3. Verschiebung und Lockerung aus materiellen Zwängen.

Diese Form des Widerstands ist in Europa, Kanada und Brasilien verbreitet.

Sie ist weniger ideologisch und bezieht sich auf schwere Entscheidungen im Angesicht materieller Zwänge wie drohender Rezession, hoher Zinsraten oder hoher Lebenshaltungskosten.

Wenn es hart auf hart kommt, werden Entscheidungen gegen das Klima getroffen, Massnahmen verschoben, Bedingungen gelockert oder Massnahmen fallen ganz weg, beispielsweise um Geld zu sparen.

Beispiele hierfür sind die Lockerung von Ökobestimmungen in der Landwirtschaft, die Carbonbepreisung für Sprit in Kanada oder das Aussetzen des Sojamoratoriums in den landwirtschaftlichen Bundesstaaten Brasiliens.


IV. Der Fall der International Maritime Organization (IMO) und US-Erpressung.

Ein bezeichnendes Beispiel für den militanten, ideologischen Widerstand der Trump-Administration ist der Vorfall bei der International Maritime Organization (IMO) in London.

1. Bedeutung des internationalen Schiffsverkehrs.

Der internationale Schiffsverkehr ist für etwa 2% der globalen CO2-Emissionen verantwortlich, was etwa den Emissionen Japans entspricht.

Dieser Sektor gehört zu den sogenannten Hard to Abate Sectors (Sektoren, die schwer dekarbonisiert werden können), ebenso wie die Luftfahrt.

Obwohl Lösungen für den Landverkehr (elektrifizierte Eisenbahn, E-Autos) existieren, fehlt es an guten Optionen für den massiven Handel mit schweren Schiffen. Das Ziel war, langfristige Signale zu setzen, um die Brennstoffmischung zu "grünen" und schwere Öle steuerlich zu belasten.

Vorreiter wie die dänische Reederei Maersk waren bereit, die Führungsrolle zu übernehmen.

2. Der Vorgang der Sabotage.

Vor wenigen Wochen trafen sich die Vertreter der Staaten bei der IMO in London, um ein bereits ausgehandeltes Abkommen zur Emissionsminderung im Schiffsverkehr abzuschliessen.

Die USA, zusammen mit Saudi-Arabien und Russland, schafften es jedoch, den Beschluss des Abkommens um ein Jahr zu verschieben.

Die Amerikaner gingen dabei wohl mafiös vor. Es wurde berichtet, dass die Amerikaner mit massiver persönlicher Druckausübung und Erpressung auftraten.

Sie drohten technischen Delegierten, insbesondere aus vulnerablen afrikanischen Staaten, mit persönlichen Sanktionen, falls diese nicht im Sinne der US-Interessen abstimmten.

Dieses Vorgehen wird als "terroristisch" und eine Form der Einschüchterung einzelner Menschen beschrieben. Die Amerikaner suchten sich gezielt die schwächsten Länder aus, um ein Veto gegen die lang vorbereiteten, technisch komplexen Überlegungen auszusprechen.

3. Notwendigkeit des Gegendrucks.

Die einzige adäquate Antwort auf solche Taktiken muss die Entwicklung von Gegendruckmitteln sein.

Es sei klar, dass man entweder Mittel des Gegendrucks entwickeln müsse (wie China mit den Seltenen Erden, Rare Earths), oder man wird zum Opfer.

Da die USA 15% des Welthandels ausmachen, müsse die Gegenseite bereit sein, sich schnell zu organisieren und zu sagen: "Es geht auch ohne euch, wir machen weiter". Es wird konstatiert, dass die Amerikaner in einer normalen technischen Diskussion nicht mehr zurechnungsfähig seien.

4. Weitere Beispiele für US-Druck auf die EU.

Die USA üben auch massiven Druck auf europäische interne Gesetze aus, wie das europäische Lieferkettengesetz oder die Regulierung grosser Plattformen (Digital Markets Act/Digital Service Act).

Im Fall des Lieferkettengesetzes drohten die USA (teils zusammen mit Katar) als Haupt-LNG-Exporteure in die EU mit Einschnitten.

Die amerikanische Begründung ist, dass europäische Gesetze eine einseitige Diskriminierung amerikanischer Firmen (wie Exon oder US-Plattformen) darstellen, da diese befürchten, verklagt zu werden.

Die Brutalität und die Bereitschaft, alle möglichen Sanktionen anzudrohen – im maritimen Fall sogar persönliche Konsequenzen – stellt ein Novum dar. Souveränität sei nicht einfach gegeben, sondern müsse behauptet werden; Europa müsse bereit sein, "Nein" zu sagen und die Konsequenzen in Kauf zu nehmen, anstatt einer Selbstpreisgabe.


V. Die Tropical Forest Forever Facility (TFFF): Innovative Finanzierung der Regenwälder.

Brasilien, das Gastgeberland der COP30, plant die Auflegung der Tropical Forest Forever Facility (TFFF), ein innovatives Finanzierungsinstrument zur Rettung der Regenwälder. Der Schutz der grossen Regenwälder (Amazonas, Kongo, Indonesien) ist seit der UN-Versammlung in Rio 1992 ein zentrales Problem. 


Bedeutung und Ziel:

Die TFFF ist ein innovatives Finanzierungsinstrument zur Rettung und zum Schutz der Regenwälder.

  • Das Gastgeberland der COP 30, Brasilien, hat diesen Vorschlag eingebracht.
  • Der Mechanismus soll es honorieren, wenn der Regenwaldschutz aufrechterhalten wird.
  • Die Idee dahinter ist, dass die Länder, die aktiv im Regenwaldschutz tätig sind, finanziell entschädigt werden sollen.
  • Ziel ist es, etwa eine Milliarde Hektar der noch bestehenden Regenwälder zu stabilisieren.
Funktionsweise und Finanzierung

Die TFFF ist als ein permanenter, stehender Fonds konzipiert – daher der Zusatz „Forever“:

  1. Anreizsystem: Die Vorstellung ist, dass Gemeinschaften und Menschen dafür bezahlt oder belohnt werden, die bestehenden Regenwälder zu hüten und zu bewahren. Beispielsweise könnten Anreize von etwa 4 US-Dollar pro Jahr angeboten werden, um die Wälder zu erhalten. Umgekehrt gäbe es auch ein System, bei dem bei schwerer Entwaldung $100 oder $200 verloren gingen.
  2. Kapitalbedarf: Um diese Anreize zu finanzieren, werden jährlich etwa 4 Milliarden US-Dollar benötigt.
  3. Hebelwirkung (Blended Finance): Um einen Fonds zu schaffen, der dauerhaft 4 Milliarden USD pro Jahr ausschütten kann, sollen 25 Milliarden USD von Regierungen (öffentliches Geld) genutzt werden, um 100 Milliarden USD auf dem privaten Markt zu mobilisieren. Daraus entsteht ein Gesamtinvestitionsvolumen von 125 Milliarden USD.
  4. Ertragsgenerierung: Diese 125 Milliarden USD sollen in feste Werte investiert werden. Die Gewinne, die durch die Zinsspanne zwischen dem, was für das geliehene Geld bezahlt wird, und dem, was durch die angelegten Gelder verdient wird, können die benötigten 4 Milliarden USD pro Jahr für die Subventionen erwirtschaften (geschätzt auf eine Marge von etwa 3 %).

Kritische Perspektiven und Risiken.

Das Modell der TFFF wird auch kritisch gesehen, da es Merkmale des sogenannten Blended Finance aufweist:

  • Sozialisierung von Risiken: Die 25 Milliarden USD aus der öffentlichen Kasse dienen als vorbeugende Versicherung oder "Derisking" für die privaten Investoren. Falls die Anlage nicht rentiert oder es zu Verlusten kommt (z. B. bei Investitionen in Anleihen von Schwellen- und Entwicklungsländern), wären die öffentlichen Gelder als erste dran, um die Verluste zu tragen.
  • Privatisierung von Gewinnen: Dieses Vorgehen wird als Sozialisierung der Risiken und Privatisierung der Gewinne beschrieben. Der Übergewinn, also das, was sonst Hedgefonds als Gewinn verbuchen würden, fliesst in die Subventionen.
  • Begünstigte: Etwa 20 % der jährlichen Ausschüttung (rund eine Milliarde USD) soll an Indigenous Communities gehen, wodurch diese zu Nutzniessern eines "grünen Hedgefonds" gemacht werden.
  • Hintergrund: Die Notwendigkeit einer solch elaborierten Konstruktion wird als Armutszeugnis für die Politik interpretiert, da man ihr nicht mehr zutraut, 4 Milliarden USD direkt zu mobilisieren, weshalb der Fonds als stehendes, entpolitisiertes, marktbasiertes Instrument gebaut werden muss.

Die TFFF wird als eine Koalition der Willigen gesehen, zu der sich auch Deutschland zählen soll.

1. Funktionsweise und Ziele.

Die TFFF soll Anreize schaffen, um die etwa eine Milliarde Hektar bestehender Regenwälder zu bewahren und zu hüten.

Die Idee ist, lokale Communities mit 4 USD pro Jahr und Hektar zu entlohnen.

Zusätzlich soll ein Anreizsystem geschaffen werden, das bei schwerer Entwaldung höhere Strafen vorsieht (Verlust von 100 USD oder sogar 200 USD für schwere Entwaldung).

Der jährliche Bedarf für diese Subventionen liegt bei rund 4 Milliarden Dollar.

2. Das Blended Finance Modell.

Da der Politik nicht mehr zugetraut wird, die benötigten 4 Milliarden Dollar direkt zu mobilisieren, soll ein stehender Fonds (forever) etabliert werden, aus dem die Gelder jährlich ausgeschüttet werden.

Das Finanzierungsmodell basiert auf Blended Finance:

  • 25 Milliarden USD sollen von Regierungen (öffentliches Geld) bereitgestellt werden.
  • Dieses öffentliche Geld soll 100 Milliarden USD von privaten Märkten mobilisieren.
  • Die gesamten 125 Milliarden USD werden investiert (z.B. in feste Werte).
  • Die Gewinne oder Zinsmargen aus diesen Anlagen (angestrebt sind ca. 3%, also 4 Milliarden USD jährlich) werden dann als feste Subventionen "für immer" ausgeschüttet.
3. Kritik am Modell.

Die Struktur der TFFF wird als ein Armutszeugnis der Politik betrachtet, da sie zeigt, dass man der Politik nicht mehr zutraut, die relativ geringe Summe von 4 Milliarden Dollar direkt aufzubringen.

Das Blended Finance Modell impliziert eine Umkehrung der Risikoverteilung:

  • Die 25 Milliarden USD aus der öffentlichen Kasse nehmen eine untergeordnete Position in der Hierarchie der Kredituren ein.
  • Das öffentliche Geld dient als erste Versicherungsschicht gegen Verluste, falls die Anlagen schieflaufen.
  • Das Modell führt somit zu einer Sozialisierung der Risiken (durch die öffentlichen Gelder) und einer Privatisierung der Gewinne (für die 100 Milliarden USD der Privatanleger, die die höheren Renditen für die höheren Risiken kassieren).
  • Tatsächlich bleibt das schöne private Geld in Finanzzentren (London, New York, Frankfurt) zirkulieren; nur der Übergewinn fliesst als Subvention an die Empfänger.
  • Etwa 20% der 4 Milliarden USD (rund 1 Milliarde USD) sollen an indigene Communities gehen, was sie gewissermassen zu Nutzniesern eines grünen Hedgefonds macht.

Die Konstruktion, die darauf abzielt, antikapitalistisch lebende indigene Gruppen mit der Spitze des Finanzkapitalismus zu finanzieren, ist hochinteressant, wirft aber auch Fragen nach den kulturellen Konsequenzen auf. Sollte es zu einem nächsten Finanzcrash kommen und die Risiken sich materialisieren, wären die Staaten und die Regenwaldstaaten die Leidtragenden, während die privaten Finanzinvestoren ungeschoren davonkämen.


Siehe auch:

COP30 Weltklimakonferenz Brasilien.

COP30 Weltklimakonferenz Brasilien, Bilanz 1,5-Grad-Ziel, Kipppunkte, Waldschutz, Elektrifizierung, CO2-Abscheidung und -Bepreisung. Ziel des Pariser Abkommens, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, wurde faktisch verfehlt.

COP30 Weltklimakonferenz Brasilien.


SWEET: 
«SWiss Energy research for the Energy Transition».

 CROSS 

Disclaimer / Abgrenzung

Stromzeit.ch übernimmt keine Garantie und Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der in diesem Bericht enthaltenen Texte, Massangaben und Aussagen.


Quellen (November 2025):

COP30: Klima, Wälde & Erpressung, mit Adam Tooze.
https://www.youtube.com/watch?v=w3S0yGKGRms


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