«Solarexpress»: Aktueller Stand beim Ausbau der alpinen Solaranlagen Schweiz, Förderziele deutlich verfehlt.
31.10.2025.
Inhaltsverzeichnis.
Was ist der aktuelle Stand beim Ausbau der alpinen Solaranlagen Schweiz?
Wieso gibt es Verzögerungen beim Solarexpress?
Welches sind die Hauptschwierigkeiten bei Alpinen Solaranlagen, die zu zahlreichen Projektrückzügen geführt haben?
Was könnte bei Verfahren und Fristen verbessert werden?
Welche alpinen Solaranlagen werden aktuell unter "alpine-pv" gelistet?
Welche Rolle spielt der VSE bei der Förderung und Regulierung grosser, erneuerbarer Energieprojekte?
Wiki-Plattform - Unterstützung für Forschung, Planung, Betrieb, Unterhalt und Produktewahl.
4 Projekte sind im Bau oder teilweise in Betrieb.
Alpine Solaranlage Madrisa Solar in Klosters.
Alpine Solaranlage NalpSolar: Ein Pionierprojekt für die Schweizer Winterstromversorgung in Tujetsch (GR).
Sedrun Solar: erste alpine Photovoltaik-Grossanlage der Schweiz.
Sidenplangg, im Urner Schächental: Die erste alpine Solaranlage der Zentralschweiz nimmt Gestalt an.
Stand Oktober 2025.
Was ist der aktuelle Stand beim Ausbau der alpinen Solaranlagen Schweiz?
Der aktuelle Stand beim Ausbau der alpinen Solaranlagen in der Schweiz ist durch das dringliche Bundesgesetz, den sogenannten «Solarexpress», gekennzeichnet, der die Realisierung von hochalpinen Photovoltaik-Grossanlagen beschleunigen soll.

Status der Projekte und Solarexpress-Ziele.
Der «Solarexpress» wurde ursprünglich bis Ende 2025 befristet, um eine rasche Umsetzung zu ermöglichen. Aufgrund von Verzögerungen verlängerte das Parlament die Frist jedoch bis 2030.
Aktueller Stand "Solarexpress" (Oktober 2025):
- Projektanzahl und -status (Stand 20.10.2025 / Jan. 2025): Von insgesamt 53 Projekten, die im Rahmen des Solarexpress diskutiert wurden, wurden 23 Projekte (43,4%) nach Vorprojekt abgebrochen oder von der Gemeinde abgelehnt/eingestellt.
- Es sind derzeit 4 Projekte im Bau oder teilweise in Betrieb (Madrisa Solar, NalpSolar, Sedrun Solar, Sidenplangg).
- 2 Projekte sind rechtskräftig bewilligt (Solar Magriel, Vorab).
- 6 Projekte sind erstinstanzlich bewilligt (z. B. Gondo Solar, Hohsaas, Morgeten Solar, PV Alpin Parsenn).
- 12 Projekte wurden öffentlich aufgelegt.
Geografischer Fortschritt:
- Graubünden (GR): Der Kanton verzeichnet derzeit die grössten Fortschritte, mit drei Anlagen im Bau. Dazu gehören Sedrun Solar (als erstes Projekt in den Bau gegangen), Madrisa Solar (im Bau, teilweise in Betrieb, soll ab November Strom liefern) und NalpSolar (im Bau, teilweise in Betrieb).
- Uri (UR): Die alpine Photovoltaikanlage Sidenplangg ist das erste alpine Solarprojekt in der Zentralschweiz und befindet sich im Bau. Die Inbetriebnahme des ersten Anlagenteils (10%) ist für 2025, unmittelbar nach der Schneeschmelze (voraussichtlich Anfang Mai 2025), geplant, die Fertigstellung bis 2029.
- Wallis (VS): Obwohl der Solarexpress dort seinen Ursprung nahm, hinkt der Kanton Wallis hinterher. Aktuell stehen zwar zwölf Projekte zur Diskussion, aber keine Anlage ist rechtskräftig bewilligt. Die Kantonale Baukommission hat drei Anlagen (Hohsaas, Gries, Gondo Solar) bewilligt, diese sind aber noch nicht rechtskräftig, da Einsprachen hängig sind und die Genehmigung des eidg. Starkstrominspektorats fehlt. Beispielsweise erhielt Gondosolar im März 2025 die erstinstanzliche Baubewilligung, jedoch wurden Beschwerden eingelegt.
Verfehlte Ausbauziele:
Das Förderziel des Solarexpress ist eine jährliche Gesamtproduktion von 2 TWh/a. Die 32 noch in Planung befindlichen Projekte würden zusammen nur rund 739 GWh (0,739 TWh) pro Jahr produzieren, was das Ziel deutlich verfehlt.
Übersicht alpine Solaranlagen in der Schweiz.
Alpine Solaranlagen in der Schweiz, Beitrag zur Stromsicherheit und zur Schliessung der Winterlücke mit grünem Strom - eine Übersicht.
Übersicht alpine Solaranlagen in der Schweiz.
Wieso gibt es Verzögerungen beim Solarexpress?
Die Ausbauziele des sogenannten «Solarexpress» (dringliches Bundesgesetz zur Beschleunigung hochalpiner Photovoltaik-Grossanlagen) wurden in Bezug auf die angestrebte Stromproduktion und die Einhaltung der ursprünglichen Fristen deutlich verfehlt.
Die verfehlten Ausbauziele lassen sich im Detail wie folgt beschreiben:
1. Verfehltes Ziel der jährlichen Gesamtproduktion.
Der Solarexpress wurde mit dem Ziel beschlossen, eine gesamtschweizerische jährliche Gesamtproduktion von maximal 2 TWh/a (2000 GWh/a) durch die hochalpinen Photovoltaik-Grossanlagen zu erreichen. Die Förderung ist zeitlich befristet, bis diese 2 TWh/a erreicht sind:
Ergebnis:
Die 32 Projekte, die sich noch in der aktiven Planung befinden (inklusive jener, die bereits im Bau oder bewilligt sind), würden zusammen nur rund 739 GWh (0,739 TWh) Strom pro Jahr produzieren, sofern sie alle realisiert werden.
Defizit: Das Förderziel des Solarexpress von 2 TWh/a wird damit deutlich verfehlt.
2. Fehlendes Projektvolumen und hohe Ausfallquote.
Um das Ausbauziel von 2 TWh zu erreichen, wäre eine deutlich höhere Anzahl an realisierten Projekten erforderlich gewesen, als derzeit in der Pipeline sind:
- Anfängliche Erwartung vs. Realität: Anfangs rechnete das Bundesamt für Energie (BFE) mit rund 200 Projekten; in den Medien wurde über 56 geplante Projekte berichtet.
- Abgebrochene Projekte: Bis Januar 2025 wurden 24 Projekte sistiert oder definitiv eingestellt.
- Verbleibende Projekte:
- Lediglich 32 Projekte sind übrig geblieben.
- Gründe für den Rückzug:
- Die Abbrüche sind auf ablehnende Entscheide der Standortgemeinden oder auf eine
- ungenügende Wirtschaftlichkeit zurückzuführen. Beispielsweise wurde das
- Projekt Sufers Solar aufgrund fehlender Rentabilität und Planungssicherheit zurückgezogen.
3. Nichteinhaltung der ursprünglichen Frist (10%-Regel).
Der Solarexpress sah ursprünglich einen engen Zeitplan vor, um schnell zur Winterstromversorgung beizutragen:
- Ursprüngliche Frist: Das dringliche Bundesgesetz war ursprünglich bis Ende 2025 befristet. Bis zu diesem Zeitpunkt musste bei den errichteten Anlagen mindestens 10% der projektierten Jahresproduktion ins Netz eingespeist werden.
- Scheitern der Frist: Die Einhaltung dieser engen Frist war äusserst herausfordernd.
- Verzögerungen: Die Umsetzung verzögert sich massiv aufgrund von zeitintensiven Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP), langen Bearbeitungszeiten der Baugesuche und Beschwerden durch Umweltverbände.
- Konsequenz: Aufgrund der Verzögerungen musste das Parlament den Solarexpress bis 2030 verlängern.
4. Finanzielle Ziele (Indirekter Misserfolg).
Obwohl nicht direkt ein "Ausbauziel", beeinflusst die Wirtschaftlichkeit massgeblich die Realisierung und somit die Erreichung der Produktionsziele:
Unerwartet hohe Kosten:
- Die alpinen Solaranlagen werden deutlich teurer als erwartet.
- Die durchschnittlichen spezifischen Investitionskosten der Solarexpressprojekte liegen mit 4'048 CHF/kW sehr hoch.
Unzureichende Subventionen:
Aus Sicht der Mehrheit der Projektanten stellen die Kosten trotz der Subventionen von bis zu 60% der Investitionskosten ein grosses Fragezeichen bei der Wirtschaftlichkeit dar. Die resultierenden Produktionskosten (LCOE) liegen in vielen Fällen massiv über den erwarteten Marktpreisen.
Planungsunsicherheit:
Die Diskussionen im Parlament über die Festlegung einer Förderobergrenze haben zu fehlender Planungssicherheit geführt, was zur Einstellung von Projekten beitrug.
Herausforderungen und Abbrüche.
Der Bau alpiner Solaranlagen ist mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert, die zu zahlreichen Projektrückzügen geführt haben:
1. Wirtschaftlichkeit und Kosten:
Die alpinen Solaranlagen werden deutlich teurer als erwartet. Die durchschnittlichen spezifischen Investitionskosten der Solarexpressprojekte sind mit 4'048 CHF/kW sehr hoch. Diese Mehrkosten resultieren hauptsächlich aus robusteren Montagevorrichtungen (wegen extremer Wetterverhältnisse), ungünstiger Bodenstruktur, schwierigen Transportbedingungen und der grossen Entfernung zum Netzanschluss.
- Beispielsweise zog Alpiq das Projekt Sufers (GR) zurück, da die Rentabilität und Planungssicherheit fehlten, was unter anderem auf die parlamentarischen Diskussionen zur Förderobergrenze zurückgeführt wurde.
- Die Produktionskosten (LCOE) liegen bei den untersuchten Projekten massiv über den erwarteten Marktpreisen, selbst mit Subventionen von bis zu 60%.
Welches sind die Hauptschwierigkeiten bei Alpinen Solaranlagen, die zu zahlreichen Projektrückzügen geführt haben?
Die Hauptschwierigkeiten bei alpinen Solaranlagen, die zu zahlreichen Projektrückzügen oder Ablehnungen geführt haben (24 Projekte wurden sistiert oder definitiv eingestellt), lassen sich hauptsächlich in drei Bereiche gliedern: die Wirtschaftlichkeit, die Verfahrensdauer und der Widerstand (Akzeptanz).
1. Fehlende Wirtschaftlichkeit und unerwartet hohe Kosten.
Trotz der Aussicht auf hohe staatliche Subventionen von bis zu 60 Prozent der Investitionskosten durch den sogenannten Solarexpress, scheiterte ein grosser Teil der Projekte an der fehlenden Rentabilität:
- Deutlich höhere Investitionskosten (CAPEX): Die alpinen Solaranlagen sind deutlich teurer als ursprünglich erwartet. Die durchschnittlichen spezifischen Investitionskosten der Solarexpressprojekte liegen mit 4'048 CHF/kW sehr hoch. Zum Vergleich: Für grosse Freiflächenanlagen im Tiefland werden Kosten von 700 bis 900 EUR/kW erwartet.
- Gründe für die Mehrkosten: Die hohen Kosten resultieren aus spezifischen alpinen Herausforderungen:
- Robuste Montagevorrichtungen: Die extremen Wetterverhältnisse in den Bergen, einschliesslich starker Winde und grosser Schneemengen, erfordern sehr viel stabilere Fundamente und robustere Montagevorrichtungen. Die Montagevorrichtungen verursachen im Mittel 2'000 CHF/kW.
- Logistik und Erschliessung: Die schwierige Erschliessung abgelegener Gebiete, ungünstige Bodenstruktur und anspruchsvolle Transportbedingungen (Materialseilbahnen, Helikopterflüge) erhöhen die Kosten massiv.
- Netzanschluss: Die grosse Entfernung zum Netzanschluss ist ebenfalls ein wesentlicher Kostentreiber.
- Hohe Produktionskosten (LCOE): Selbst mit den hohen Subventionen von 60% sind die Produktionskosten (LCOE) der alpinen Anlagen oft massiv höher als die erwarteten Marktpreise.
- Fehlende Planungssicherheit: Die laufenden Diskussionen im Parlament über die Festlegung einer Obergrenze für die Förderung alpiner Solarprojekte hatten einen erheblichen Einfluss auf die Rentabilität und Planungssicherheit. Dies war der ausschlaggebende Grund für den Rückzug des Projekts Sufers (GR) durch Alpiq.
Verfahrenstechnische Hürden und Fristendruck.
Trotz der im Rahmen des dringlichen Bundesgesetzes («Solarexpress») vorgesehenen Verfahrenserleichterungen, bleiben die administrativen Prozesse langwierig und führten zu Verzögerungen:
- Enge Fristen: Die ursprüngliche Anforderung, dass bis Ende 2025 mindestens 10% der Jahresproduktion ans Netz gehen muss, war äusserst herausfordernd. Das Parlament musste die Frist verlängern.
- Zeitintensive Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP): Die Durchführung der UVP und die lange Bearbeitungszeit der Baugesuche verzögern die Umsetzung der Projekte.
- Unvollständige Dossiers: Die Kantonale Baukommission (KBK) im Wallis bemerkte, dass gewisse Initianten Dossiers eingereicht hatten, die nicht vollständig waren oder Lücken in der Umweltverträglichkeitsprüfung aufwiesen, was zu Nachbesserungen führte und den Prozess verlangsamte.
Akzeptanzprobleme und Widerstand durch Umweltverbände.
Der Widerstand gegen die Grossprojekte, insbesondere im Zusammenhang mit Landschafts- und Naturschutz, führte zu zahlreichen Einsprachen und Beschwerden, die Projekte sistierten oder scheitern liessen:
- Lokale und politische Ablehnung: Viele Projekte wurden aufgrund ablehnender Entscheide der Standortgemeinden oder der kantonalen Verwaltung eingestellt. Beispielsweise wurde das Projekt Nandro-Solar von der Gemeindeversammlung Surses abgelehnt, ebenso wie Solar Alpin Ybrig und Solar Alpin Käserstatt.
- Einsprachen und Beschwerden: Umweltverbände nutzen ihr Beschwerderecht (Rechtsmittel) gegen die erteilten Bewilligungen, was eine gerichtliche Überprüfung ermöglicht. Diese Beschwerden verzögern die Projekte oft um Jahre.
- Beispiele für Projekte mit Einsprachen: Gondo Solar, Grengiols Solar, Morgeten Solar und Gibidum Solar.
- Auswirkungen auf Landschaft und Biodiversität: Obwohl alpines PV-Potenzial in Gebieten mit bereits bestehender Infrastruktur (Skigebiete, Stauseen) gesucht werden soll, stossen die Grossprojekte auf Widerstand, da sie als grosser Eingriff in die Landschaft wahrgenommen werden.
- ◦ Einsprüche beziehen sich oft auf ökologisch wertvolle Lebensräume, wie fehlende Feldaufnahmen zu geschützten Tierarten oder die Tatsache, dass Anlagen in Jagdbanngebieten entstehen sollen.
Insgesamt zeigt die Bilanz, dass die Kombination aus extremen Kosten, der Komplexität der Genehmigungsverfahren und dem Widerstand der Umweltverbände das Erreichen der ehrgeizigen Ausbauziele des Solarexpress stark behindert hat.
2. Verfahren und Fristen:
Trotz der Verfahrenserleichterungen des Solarexpress stellen die engen Fristen, zeitintensive Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP), lange Bearbeitungszeiten der Baugesuche und Beschwerden durch Umweltverbände grosse Herausforderungen dar und verzögern die Umsetzung der Projekte.
- Umweltverbände haben in mehreren Fällen Einsprachen und Beschwerden gegen bewilligte Projekte eingereicht, darunter Gibidum Solar, Gondo Solar, Grengiols Solar und Morgeten Solar, was eine gerichtliche Überprüfung der Bewilligungen ermöglicht.
Forschung und Potenzial.
Die Forschung unterstreicht das hohe Potenzial alpiner Anlagen, insbesondere für die Winterstromproduktion:
- Produktionsvorteile: Anlagen in höheren Lagen (1500–2500 m.ü.M.) mit steiler Montage (70° oder steiler) produzieren das ganze Jahr über relativ gleichmässig, mit maximaler Produktion gegen Ende des Winters (Februar/März), wenn die Stauseen ihren tiefsten Füllstand erreichen.
- Messergebnisse: Die Versuchsanlage Alpenstrom Davos Totalp (2500 m.ü.M.) der ZHAW/EKZ lieferte Jahreserträge, die 70 bis 85 Prozent höher sind als bei einer durchschnittlichen PV-Anlage in der Schweiz (knapp 1'000 kWh/kWp). Die Winterstromerträge waren 2,3- bis 3,6-mal höher als bei einer Vergleichsanlage im Mittelland. Dies liegt an der geringeren Nebelhäufigkeit, der hohen Solarstrahlung und dem Albedo-Effekt (Reflexion des Lichts durch den Schnee).
- Realisierte Pilotanlage: Die AlpinSolar Anlage an der Muttsee-Staumauer (2,2 MW) unterstützt ab August 2025 die Netzstabilität, indem sie als Teil des Pilotprojekts PV4Balancing Regelenergie zur Verfügung stellt. AlpinSolar erhielt 2023 den Solarpreis.
Wissensplattform.
Zur Förderung der Transparenz und Vernetzung wurde im Juli 2024 die Plattform alpine-pv.ch von vier Fachhochschulen (ZHAW, BFH, OST, SUPSI) lanciert, die einen Überblick über alle geplanten, realisierten und verworfenen Projekte bietet.
Insgesamt wird der Ausbau der alpinen Solaranlagen als zwingend notwendig erachtet, um den erforderlichen beschleunigten Zubau zu erreichen und den dringend benötigten Winterstrom zu liefern. Das technisch ausschöpfbare Potenzial alpiner Freiflächen wird auf 16,4 TWh/a geschätzt, wobei Swissolar von einem möglichen Beitrag von 5 TWh zur Zielerreichung bis 2050 ausgeht.
Was könnte bei Verfahren und Fristen verbessert werden?
Wie könnten zeitintensive Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) optimiert werden? Wie können lange Bearbeitungszeiten der Baugesuche und Beschwerden durch Umweltverbände verkürzt werden?
Die Beschleunigung des Ausbaus alpiner Solaranlagen wird durch die engen Fristen, zeitintensive Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) und langwierige Genehmigungsverfahren, oft verbunden mit Beschwerden von Umweltverbänden, massiv behindert. Um diese Verfahren und Fristen zu optimieren, sind Massnahmen in den Bereichen Transparenz, rechtliche Klarheit, Standardisierung der Dossiers und strategische Standortwahl erforderlich.
Mögliche Verbesserungen.
1. Optimierung der Verfahren und Fristen.
Die BKW setzt sich grundsätzlich für eine Vereinfachung und Beschleunigung der Genehmigungsverfahren sowie einen Regulierungsrahmen ein, der dem neuen Energiesystem entspricht:
- a) Verlängerung und Klärung der Fristen: Obwohl der ursprüngliche «Solarexpress» bis 2025 befristet war (mit der Anforderung, dass 10 % der Produktion am Netz sein müssen), ist die Einhaltung dieser Frist selbst mit Verlängerung bis 2030 (im vorangegangenen Kontext erwähnt) äusserst herausfordernd. Die laufenden Diskussionen im Parlament über die Förderobergrenze haben bereits zu fehlender Planungssicherheit geführt, was den Abbruch von Projekten (z. B. Sufers) zur Folge hatte. Eine frühzeitige, definitive Festlegung der Förderbedingungen und eine klare Kommunikation der Fristvorgaben könnten die Planungssicherheit erhöhen.
- b) Strategische Standortwahl zur Beschleunigung: Die Standortwahl beeinflusst massgeblich die Verfahrensdauer und den Widerstand:
- Nutzung bereits belasteter Gebiete: Anlagen, die in Gebieten mit bestehender Infrastruktur (z. B. Skigebiete, Stauseen, Militäranlagen) oder auf bereits vorbelasteten Flächen (Konversionsflächen) errichtet werden, stossen auf weniger Widerstand von Umweltschutzorganisationen, was die Verfahren beschleunigt. Projekte wie Madrisa Solar in Graubünden konnten schneller voranschreiten, da sie bereits genutzte Landschaft (am Rande des Skigebiets) nutzen.
- Netznähe: Die grosse Entfernung zum Netzanschluss ist ein wesentlicher Kostentreiber. Eine strategische Priorisierung von Standorten mit angemessenem Aufwand für Erschliessung und Anschluss würde die Wirtschaftlichkeit verbessern und die Verfahren beschleunigen.
2. Optimierung zeitintensiver Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP).
Die zeitintensiven UVPs sind eine der Hauptursachen für Verzögerungen. Oftmals sind Dossiers unvollständig, was Nachbesserungen erfordert.
a) Standardisierung und Vollständigkeit der Dossiers: Ein Hauptproblem, das die Verfahren verlangsamt, ist die ungenügende Qualität der eingereichten Baudossiers. Die Kantone könnten dies verbessern durch:
- Klare Anforderungen und Checklisten: Die Kantonale Baukommission (KBK) im Wallis stellte fest, dass die Verwaltung anfangs nicht genau wusste, wie mit den Dossiers umzugehen sei, und hat daraufhin Checklisten eingeführt, um den Prozess zu verbessern. Die flächendeckende Nutzung von Checklisten und die Forderung nach vollständigen Dossiers (inklusive Umweltberichten, die alle relevanten Fragestellungen abdecken) könnten die Bearbeitungszeit verkürzen.
- Detaillierte Erfassung von Naturwerten: Einsprachen gegen Projekte wie Gibidum Solar basierten auf dem Fehlen von Feldaufnahmen zu Schmetterlingen, Heuschrecken, Reptilien und Amphibien. Dies zeugt von der Notwendigkeit einer präziseren Erfassung der lokalen Naturwerte bereits in der Planungsphase.
b) Erhöhte Transparenz und Wissensaustausch:
- Wissensplattformen: Die Vernetzung von Forschung und Praxis durch Plattformen wie alpine-pv.ch soll wissenschaftliche Erkenntnisse (z. B. zur Biodiversität oder zu technischen Herausforderungen) unmittelbar in Form von Fachartikeln bereitstellen, um Projektverantwortlichen zu helfen, Problemstellungen effizient zu bearbeiten und so Optimierungen vorzunehmen.
- Publikation von UVP-Berichten: Es wird kritisiert, dass Dokumente zu Baueingaben, einschliesslich des Berichts zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), nur lokal in den Standortgemeinden eingesehen werden können. Eine digitale Bereitstellung (als PDF zum Download) würde die Transparenz erhöhen und die öffentliche Zugänglichkeit verbessern.
3. Verkürzung der Bearbeitungszeiten und Beschwerden.
a) Frühe und umfassende Kommunikation: Die Kommunikation der Baueingaben sollte am Tag der Eingabe erfolgen, um die Medien und die Öffentlichkeit zeitnah zu informieren.
b) Präzisierung des Vorrangs und rechtliche Klarheit: Beschwerden (Rechtsmittel) durch Umweltverbände wie Helvetia Nostra oder Pro Natura entstehen oft durch die Unsicherheit darüber, wie die neuen Regeln des Solarexpress (welche den Projekten einen grundsätzlichen Vorrang einräumen) im Verhältnis zu Natur-, Landschafts- und Umweltschutz anzuwenden sind.
- Gerichtliche Klärung der Regeln: Unabhängige Stellen (Gerichte) müssen entscheiden, wie die neuen Regeln anzuwenden sind, da Projektanten und Umweltverbände diese oft unterschiedlich auslegen. Einmal getroffene, definitive Entscheidungen schaffen Präzedenzfälle und reduzieren zukünftige Beschwerden.
- Nutzung des Prioritätsgrundsatzes im Richtplan: Das nach dem Solarexpress geplante Recht (Art. 9a Abs. 4 StromVG) sieht vor, dass Kantone im Richtplan Gebiete festlegen müssen. Hierbei müssen die Kantone den grundsätzlichen Vorrang des Interesses an Energie nutzen, um nur annähernd genügend prüfenswerte Flächen festlegen zu können. Diese klare Festlegung in der kantonalen Raumplanung (Richtplanung dauert 2–5 Jahre) würde nachträgliche Einsprachen erschweren, da der Standort grundsätzlich politisch abgesegnet ist.
c) Verpflichtende Transparenz und Datenpublikation: Da die Projekte hohe staatliche Subventionen (bis zu 60 % der Investitionskosten) erhalten, wird die Forderung nach voller Transparenz lauter.
- Publikation von Messergebnissen: Die Messergebnisse der Testanlagen (die zu fast jedem Projekt errichtet werden) sollten publiziert werden. Dies würde wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Vorhaben liefern, die Transparenz erhöhen und potenziell technische Diskussionen und Zweifel (z. B. bezüglich des tatsächlichen Winterertrags) ausräumen.
Durch die Kombination aus klareren gesetzlichen und administrativen Vorgaben sowie erhöhter Transparenz und strategischer Standortwahl könnten die Verfahren gestrafft und die Anzahl der erfolgreichen Beschwerden reduziert werden.
Was bringt die neue Wissensplattform alpine-pv.ch?
Die neue Wissensplattform alpine-pv.ch wurde im Juli 2024 von vier Fachhochschulen – der Berner Fachhochschule (BFH), der Ostschweizer Fachhochschule (OST), der Fachhochschule der italienischen Schweiz (SUPSI) und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW School of Engineering) – lanciert.
Ziel dieser Initiative ist es, Transparenz zu schaffen und den Fortschritt der alpinen Solaranlagenprojekte, die für die Energiewende von grosser Bedeutung sind, öffentlich zugänglich zu machen.
Die Plattform leistet zur Förderung der Transparenz und Vernetzung insbesondere folgende Beiträge:
1. Umfassender Überblick und Transparenz.
Die Plattform bietet Interessierten einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand aller alpinen Solaranlagen in der Schweiz. Dazu gehören:
- Geplante Projekte.
- Realisierte Projekte.
- Verworfene oder abgebrochene Projekte.
Als Pionierprojekt zur Förderung der Transparenz bietet die Plattform auch konkrete Daten. Beispielsweise werden Informationen über den kumulierten jährlichen Energieertrag aller geplanten Anlagen (1229 GWh) sowie der Anteil, der sich noch in aktiver Planung (673 GWh) oder bereits im Status "zurückgezogen/abgelehnt" (556 GWh) befindet, bereitgestellt.
2. Know-how Hub und Vernetzung von Forschung und Praxis.
Die zentrale Funktion der Plattform ist es, die Vernetzung zwischen Forschung und Praxis zu fördern und als Wissens-Hub für alpine Photovoltaikanlagen zu dienen:
- Teilen von Erkenntnissen: Die Fachhochschulen veröffentlichen und teilen wissenschaftliche Erkenntnisse sowie praktische Erfahrungen, die im Bereich der hochalpinen Solarenergie gewonnen wurden.
- Identifikation von Herausforderungen: Durch die enge Zusammenarbeit mit und geführte Interviews von Projektverantwortlichen werden technische Herausforderungen und Problemstellungen identifiziert.
- Erarbeitung von Lösungen: Forschende der beteiligten Hochschulen (ZHAW, BFH, OST, SUPSI) bearbeiten diese identifizierten Problemstellungen.
3. Beschleunigter Wissenstransfer.
Ein wesentlicher Vorteil ist die unmittelbare Bereitstellung neuer Ergebnisse. Die gewonnenen Erkenntnisse und Lösungsansätze werden unmittelbar nach Erkenntnisgewinn in Form von Fachartikeln auf alpine-pv.ch veröffentlicht.
Dies stellt sicher, dass die Projektverantwortlichen maximal vom gemeinsamen Wissen profitieren und diese Erkenntnisse in ihre laufenden Vorhaben einfliessen lassen können.
4. Unterstützung der Energiewende.
Durch die Bündelung von Wissen und Ressourcen tragen die Hochschulen dazu bei, die Effizienz und Wirksamkeit der alpinen Solaranlagenprojekte zu maximieren. Die Initiative dient dazu, die Optimierung alpiner Solaranlagen zu unterstützen und somit die Schweiz auf ihrem Weg zu einer nachhaltigen Energiezukunft und der Umsetzung der neuen Energiegesetzgebung voranzubringen. Alpine Solaranlagen gelten als wichtiger Baustein, um die Stromlücke im Winter zu schliessen.
Welche alpinen Solaranlagen werden aktuell unter https://alpine-pv.ch/map/ gelistet?
Stand Oktober 2025.
Die Wissensplattform alpine-pv.ch, die von einem Konsortium aus vier Fachhochschulen (ZHAW, BFH, OST, SUPSI) betrieben wird, verfolgt kontinuierlich den Status von alpinen Photovoltaikanlagen in der Schweiz. Die folgenden Tabellenlisten, die dem Statistik-Bereich der Plattform entnommen sind, geben einen Überblick über die Projekte und ihren Status:
Die Liste umfasst sowohl grössere Solarexpress-Projekte als auch bereits realisierte Pilot- und Kleinprojekte, die nicht unter dem Solarexpress (EnG 71a) subventioniert wurden.
Alpine PV-Projekte nach Status (Stand: Oktober 2025).
PV Plant Name |
Kanton |
Nennleistung [MW] |
Status (laut alpine-pv.ch) |
Im Bau. |
|
|
|
|
Alpine Photovoltaikanlage Sidenplangg |
|
8.0 |
im Bau (under construction) |
|
Madrisasolar |
|
10.8 |
im Bau (under construction) |
|
NalpSolar |
GR |
8.1 |
im Bau (under construction) |
|
Sedrun Solar |
GR |
19.3 |
im Bau (under construction) |
|
Solaranlage Vorab |
GR |
8.6 |
im Bau (under construction) |
Am Netz. |
|
|
|
|
Albigna Solar |
|
0.4 |
am Netz (connected to grid) |
|
AlpinSolar |
|
2.2 |
am Netz (connected to grid) |
|
Caischavedra |
|
0.1 |
am Netz (connected to grid) |
|
Lac de l'Hongrin |
|
0.3 |
am Netz (connected to grid) |
|
Lac des Toules |
|
0.4 |
am Netz (connected to grid) |
|
Lago di Lei |
|
0.3 |
am Netz (connected to grid) |
|
Oberaar Staumauer |
|
0.3 |
am Netz (connected to grid) |
|
PVA Punt dal Gall |
|
0.2 |
am Netz (connected to grid) |
|
Räterichsboden Stausee |
|
0.3 |
am Netz (connected to grid) |
In Planung. |
|
|
|
|
Alpe di Laveggia |
|
8.6 |
in Planung (in planning) |
|
BelalpSolar |
|
5.7 |
in Planung (in planning) |
|
Bernina Solar |
|
12.6 |
in Planung (in planning) |
|
Gletschersolar Matterhorn |
|
17.0 |
in Planung (in planning) |
|
Gibidum Solar |
|
25.0 |
in Planung (in planning) |
|
Gondosolar |
|
15.9 |
in Planung (in planning) |
|
Grengiols Solar |
|
92.0 |
in Planung (in planning) |
|
MontSol |
|
8.5 |
in Planung (in planning) |
|
Ovra Solara Magriel |
|
9.5 |
in Planung (in planning) |
|
Parc Solaire des Grands Plans |
|
12.0 |
in Planung (in planning) |
|
Parco Solare Alpino Duragno |
|
9.9 |
in Planung (in planning) |
|
Prafleuri |
|
18.5 |
in Planung (in planning) |
|
PVA Hohsaas |
|
7.0 |
in Planung (in planning) |
|
PV Alpin Parsenn |
|
8.3 |
in Planung (in planning) |
|
Rosswald Solar |
|
5.7 |
in Planung (in planning) |
|
Scuol Solar |
|
33.6 |
in Planung (in planning) |
|
Solaranlage Gries |
|
21.0 |
in Planung (in planning) |
|
Solarfarm Bergbahnen Lenk (Hahnenmoosbärgli) |
|
12.9 |
in Planung (in planning) |
|
Solarprojekt Morgeten |
|
8.3 |
in Planung (in planning) |
|
Solarkraftwerk Alp Hintisberg |
|
12.0 |
in Planung (in planning) |
|
Solarkraftwerk Samedan |
|
14.5 |
in Planung (in planning) |
|
SufersSolar |
|
8.0 |
in Planung (in planning) |
|
Vispertal Solar Mäsweide |
|
30.0 |
in Planung (in planning) |
|
Vispertal Solar Wysse-Bode/Sattel |
|
30.0 |
in Planung (in planning) |
|
z’Opmisch Hubil |
|
27.0 |
in Planung (in planning) |
Zurückgestellt. |
|
|
|
|
Heinzenberg |
|
8.0 |
zurückgestellt (deferred) |
|
Ovronnaz Solar |
|
30.0 |
zurückgestellt (deferred) |
|
SafientalSolar Alp Falätscha |
|
12.9 |
zurückgestellt (deferred) |
|
SafientalSolar Alp Tenna |
|
12.4 |
zurückgestellt (deferred) |
|
Solaranlage Schwandfäl |
|
11.0 |
zurückgestellt (deferred) |
|
Splügen-Tambo |
|
12.0 |
zurückgestellt (deferred) |
|
Vispertal Solar Galmen |
|
|
zurückgestellt (deferred) |
|
Vispertal Solar Mattwald |
|
|
zurückgestellt (deferred) |
Verworfen, Eingestellt |
|
|
|
|
Alpin Solar Ybrig |
|
9.0 |
verworfen (discarded) |
|
Glarus Süd Solar |
|
10.0 |
verworfen (discarded) |
|
Grindelwald Gemschberg |
|
12.3 |
verworfen (discarded) |
|
Grindelwald Oberjoch |
|
9.7 |
verworfen (discarded) |
|
Nandro Solar |
|
38.0 |
verworfen (discarded) |
|
Ovra Solara Camplauns |
|
15.0 |
verworfen (discarded) |
|
Ovra Solara Rueun |
|
30.0 |
verworfen (discarded) |
|
Parc Solaire de Chargerat |
|
15.0 |
verworfen (discardal) |
|
PV Schafberg |
|
80.0 |
verworfen (discardal) |
|
SchiltSolar |
|
10.0 |
verworfen (discarded) |
|
Solaranlage Melchsee-Frutt |
|
27.0 |
verworfen (discarded) |
|
Solar Alpin Disentis |
|
27.0 |
verworfen (discarded) |
|
Solar Alpin Käserstatt |
|
12.0 |
verworfen (discarded) |
|
SolSarine Hornberg |
|
26.0 |
verworfen (discarded) |
|
SolSarine Vorderi Schneit |
|
24.0 |
verworfen (discarded) |
|
Schattenhalb Tschingel Ost |
|
8.6 |
verworfen (discarded) |
|
Schattenhalb Tschingel West (Grindelfeld) |
|
12.0 |
verworfen (discarded) |
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SimmeSolar |
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25.0 |
verworfen (discarded) |
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Varneralp Solar |
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verworfen (discarded) |
Anmerkung.
Der Status „in planning“ bedeutet laut den Statistik-Quellen, dass die Anlage aktiv in der Planungsphase ist–. Der Status „under construction“ bedeutet, dass sich das Projekt im Bau befindet. Einigen dieser Projekte (wie Madrisasolar, Sedrun Solar und NalpSolar) wird auch in anderen Quellen bestätigt, dass sie sich im Bau befinden oder teilweise in Betrieb sind. Das Projekt SufersSolar, das in der Statistik als "in planning" gelistet ist, wurde laut Medienberichten von Alpiq aufgrund fehlender Rentabilität und Planungssicherheit zurückgezogen/eingestellt.
Welche Rolle spielt der VSE bei der Förderung und Regulierung grosser, erneuerbarer Energieprojekte
Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) spielt eine zentrale Rolle in der Schweizer Energiepolitik und Stromwirtschaft, auch wenn er bei spezifischen Projekten nicht direkt als Investor oder Betreiber auftritt. Die Rolle des VSE lässt sich in drei Hauptbereiche unterteilen, gestützt auf die im Kontext von erneuerbaren Grossprojekten relevanten Schwerpunkte des Verbandes:
1. Interessenvertretung und Gestaltung der Rahmenbedingungen (Regulierung und Förderung)
Als Plattform zur Repräsentation und Interessensvertretung der schweizerischen Stromwirtschaft setzt sich der VSE aktiv für die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen ein, die Grossprojekte überhaupt ermöglichen:
- Verlässliche Rahmenbedingungen: Der VSE setzt sich für verlässliche nationale und internationale Rahmenbedingungen sowie für eine sichere, markt- und wettbewerbsfähige, nachhaltige und innovative Stromversorgung ein.
- Politische Einflussnahme: Er vertritt die Anliegen der Strombranche in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Der Verband koordiniert die gemeinsamen Interessen der Branche und trägt diese zum Parlament und den Behörden, um sich für gute energiepolitische Rahmenbedingungen stark zu machen.
- Fokus auf Schlüsselthemen: Zu den Schwerpunkten des VSE gehören Themen, die direkt mit dem Ausbau alpiner Solaranlagen verbunden sind, wie die Versorgungssicherheit, der Beschleunigungserlass (die gesetzliche Grundlage für den "Solarexpress"), das Stromgesetz (Mantelerlass) und allgemein die Förderung erneuerbarer Energien und der dazugehörigen Ausbauprojekte.
2. Information und Wissenstransfer
Der VSE agiert als zentrale Informationsstelle innerhalb der Branche und stellt Wissen über die rapide Entwicklung des Energiesystems bereit.
- Brancheninformation: Der VSE veröffentlicht Nachrichten und Medienmitteilungen.
- Publikation von Projektfortschritten.
3. Positionierung.
Obwohl der VSE die Rahmenbedingungen schafft und über den Fortschritt informiert, ist er nicht operativ am Projekt beteiligt:
- Keine direkte Beteiligung/Investition.
- Neutralitätshinweis: Bei der Veröffentlichung von Nachrichten stellt der VSE explizit klar, dass es sich um Medienmitteilungen der Partner handelt und dass die darin publizierten Inhalte "nicht notwendigerweise die Meinung des VSE wiedergeben". Dies unterstreicht die Rolle des VSE als neutraler Verband und Kommunikationsplattform, die die Erfolge ihrer Mitglieder im Rahmen der durch den Verband politisch unterstützten Energiewende bekannt macht.
Wiki-Plattform - Unterstützung für Forschung, Planung, Betrieb, Unterhalt und Produktewahl.
Die Plattform enthält eine Wiki-Plattform, welche alle gesammelten Kenntnisse zu alpinen PV-Systemen unter den folgenden Hauptkategorien strukturiert und kontinuierlich erweitert:
Research (Forschung).
Dieser Bereich bietet einen Überblick über wissenschaftliche Tätigkeiten und Studien im Zusammenhang mit alpiner PV:
- Projects outside Switzerland (Projekte ausserhalb der Schweiz).
- Research projects (Forschungsprojekte).
- Planning (Planung)
Diese Sektion sammelt Informationen, die für die Konzeption und Genehmigung alpiner Projekte relevant sind:
Environmental impact (Umweltauswirkungen).
- Legal aspects (Rechtliche Aspekte).
- Software.
- Site assessment (Standortbewertung).
- Energy yield / Winter yield (Energieertrag / Winterertrag).
Operation & Maintenance (Betrieb & Wartung).
Dieser Abschnitt befasst sich mit den praktischen Herausforderungen und Erfahrungen beim Betrieb hochalpiner Anlagen. Die alpinen Umgebungsbedingungen stellen hohe Anforderungen an die Wartung:
Field experiences so far (Bisherige Felderfahrungen).
- Operation and maintenance of alpine PV-plants (Betrieb und Wartung alpiner PV-Anlagen).
- Monitoring & Data evaluation (Überwachung & Datenauswertung).
- Ein spezieller Artikel behandelt das Monitoring of pilot projects. Dieses Monitoring hat oft einen experimentellen Ansatz, da Pilotprojekte Lösungen unter realen Bedingungen testen und weitere Informationen über den Standort sammeln sollen.
- Outdoor measurement (Aussenmessung).
- Cleaning of systems (Reinigung von Anlagen).
Products (Produkte).
Hier werden die spezifischen technischen Anforderungen und Tests für die Komponenten alpiner PV-Systeme behandelt, die extremen alpinen Bedingungen wie hohen Windlasten, starker UV-Strahlung und extremen Temperaturschwankungen standhalten müssen:
Module (Module) und Mounting system (Montagesystem).
Hierzu gehört der Artikel "Alpine PV Module Testing", der sich mit Zuverlässigkeitsprüfungen befasst, die über die Anforderungen etablierter IEC-Standardtests hinausgehen. Es werden Tests vorgestellt, die speziell die erhöhten mechanischen Belastungen (statische und dynamische Lasten durch Schnee und Wind) sowie die erhöhte UV-Strahlung und thermischen Zyklen in alpinen Umgebungen simulieren.
Further Information (Weitere Informationen).
Dieser Bereich dient der allgemeinen Informationsbereitstellung und Vernetzung:
- Actors in Alpine PV (Akteure in Alpine PV).
- Alpine PV and Winter Power (Alpine PV und Winterstrom).
- Guides (Leitfäden). Hier wird eine Sammlung von Links zu relevanten, veröffentlichten Leitfäden erstellt. Beispiele sind der "Leitfaden zu PV-Kraftwerken in den Alpen" von Swissolar und das "Handbuch für bifaziale vertikale PV-Anlagen" der BFH.
- Interesting links for more information (Interessante Links für weitere Informationen).
4 Projekte sind im Bau oder teilweise in Betrieb:
- Madrisa Solar
- NalpSolar
- Sedrun Solar
- Sidenplangg
Stand Oktober 2025.
2 Projekte sind rechtskräftig bewilligt:
- Solar Magriel
- Vorab
6 Projekte sind erstinstanzlich bewilligt:
- Gondo Solar
- Hohsaas
- Morgeten Solar
- PV Alpin Parsenn
Alpine Solaranlage Madrisa Solar in Klosters.
Die alpine Photovoltaik-Grossanlage Madrisa Solar in Klosters ist ein Schlüsselprojekt zur Stärkung der Versorgungssicherheit mit Winterstrom in der Schweiz. Das Projekt, das im Rahmen des eidgenössischen «Solarexpresses» realisiert wird, hat nach einer intensiven Planungsphase und erfolgreichen Baufortschritten einen wichtigen Meilenstein erreicht: die erste alpine Solaranlage, die im Rahmen dieser Initiative Strom ins Netz einspeist.
I. Eckdaten und Partnerschaft: Ein Leuchtturmprojekt im Graubünden.
Das Solarkraftwerk entsteht oberhalb von Klosters Dorf auf rund 2000 Metern über Meer im Gebiet Züg. Die Lage oberhalb der Waldgrenze und die südliche Ausrichtung sind optimal für eine hohe Energieausbeute, insbesondere in den Wintermonaten. Im Endausbau soll die Anlage eine Produktionsleistung von 12 MW (AC) und eine installierte Leistung von 11 MWp (DC) erreichen. Die erwartete Jahresproduktion beträgt rund 17 Gigawattstunden (GWh), was zur Versorgung von über 3.500 Haushalten ausreicht.
Die Anlage ist ein Gemeinschaftsprojekt der Madrisa Solar AG, deren Anteile zu je einem Drittel von der Gemeinde Klosters, Repower und den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ) gehalten werden. Paul Sidler, Leiter Erneuerbare Energien bei EKZ, bezeichnete Madrisa Solar als ein komplexes Pionierprojekt und ein wichtiges Engagement für eine sichere und nachhaltige Stromversorgung.
II. Fortschritte und Meilensteine (Update-Chronologie).
Die Realisierung von Madrisa Solar ist durch mehrere wichtige Schritte im Genehmigungs- und Bauprozess gekennzeichnet, die den Status des Projekts von einer Vision zur teilweisen Inbetriebnahme überführten:
1. Öffentliche Zustimmung und Genehmigung: Die Stimmbevölkerung von Klosters befürwortete den Bau- und Dienstbarkeitsvertrag sowie die finanzielle Beteiligung der Gemeinde bereits im Oktober 2023. Die Baubewilligung durch die Bündner Regierung wurde im August 2024 erteilt.
2. Bauentscheid und Vorarbeiten: Der definitive Bauentscheid der Madrisa Solar AG fiel Ende November 2024. Im Herbst 2024 begannen die ersten Vorarbeiten.
3. Start der Bauarbeiten: Der offizielle Spatenstich fand am 4. Juni 2025 statt. Anwesend waren Vertreter der Partner, darunter Paul Sidler (EKZ), Michael Roth (Repower) und Gemeindepräsident Hansueli Roth.
4. Erfolgreiche Teilinbetriebnahme: Nur wenige Monate nach Baubeginn, Ende September 2025, begann Madrisa Solar mit der Einspeisung von Strom ins Netz. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 500 Solartische im Boden verankert und 3.000 bifaziale Solarmodule montiert. Die Bauarbeiten kamen so gut voran, dass bereits rund 15 Prozent der Anlage Strom einspeisten, womit die Solarexpress-Vorgabe, bis Jahresende mindestens ein Zehntel der Jahresproduktion anzuschliessen, übertroffen wurde.
5. Finanzielle Bestätigung: Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) von Klosters bestätigte im August 2025, dass die Anlage vollständig finanziert und die Rentabilität dank des langfristigen Energieabnahmevertrags mit EKZ und den Bundessubventionen längerfristig gesichert ist.
III. Technologische Lösungen und Logistische Abgrenzung.
Madrisa Solar ist ein Beispiel für innovative Lösungen, die auf die extremen Bedingungen im alpinen Raum zugeschnitten sind. Im Gegensatz zu Projekten im Mittelland ist die alpine Bauweise aufgrund der Witterungseinflüsse (starke Schneefälle, extreme Windbedingungen, tiefe Temperaturen) deutlich anspruchsvoller und kostspieliger:
- Spezialmodule und Konstruktion: Es werden rund 19.000 bis 20.000 bifaziale Hochleistungsmodule (je 580 Wp) verwendet. Die bifaziale Technologie trägt zur hohen Energieausbeute bei. Die Module sind auf etwa 3.170 Solartischen montiert, deren Gesamthöhe circa 5,6 Meter beträgt. Die Module befinden sich immer mindestens drei Meter über dem Boden, um sie vor Schneelasten zu schützen.
- Hoher Winterertrag: Trotz der klimatischen Herausforderungen bietet die alpine Höhe Vorteile: Im Winter ist der Ertrag durch die vielen Sonnentage oberhalb der Nebelgrenze und die Schneereflexion (Albedo-Effekt) besonders hoch. Über 40 Prozent der Gesamtproduktion (ca. 17 GWh) fallen im Winterhalbjahr (Oktober bis März) an.
- Logistik und Infrastruktur: Im Gegensatz zu anderen hochalpinen Projekten wurde auf den Bau einer Materialseilbahn oder den Luftweg verzichtet. Der Materialtransport erfolgt mit Lastwagen über die bestehenden, asphaltierten Zufahrtsstrassen. Auch der Netzausbau ist gering, da ein Grossteil der Infrastruktur bereits vorhanden ist.
- Wichtige Akteure: Die Planeco GmbH aus Münchenstein (eine Tochterfirma der IWB) erhielt den Grossauftrag für die Lieferung und Montage der PV-Module und DC-Elektrik. Planeco gilt als einer der wenigen Anbieter in der Schweiz mit Erfahrung im Bau alpiner Solaranlagen und konnte Erkenntnisse aus ihrem früheren Pionierprojekt "Alpinsolar" am Muttsee in die Planung einbeziehen.
IV. Nutzung, Regionale Beteiligung und Ausblick.
Madrisa Solar trägt nicht nur zur nationalen Energiewende bei, sondern ist auch stark in die lokale Infrastruktur eingebunden:
- Stromabnahme: Der erzeugte Strom wird von EKZ für ihre Kundinnen und Kunden im Versorgungsgebiet sowie direkt vor Ort von den Klosters-Madrisa Bergbahnen für den Betrieb ihrer Anlagen abgenommen. Dank der erfolgten Teilinbetriebnahme kann die Anlage in Kombination mit den bereits vorhandenen PV-Anlagen der Bergbahnen den gesamten Energiebedarf der Bergbahnen für die kommende Wintersaison decken.
- Regionale Wertschöpfung: Bei der Planung und Umsetzung wurde vorwiegend mit regional ansässigen Unternehmen zusammengearbeitet. Zu den beauftragten Firmen gehören unter anderem die Bauunternehmung Vetsch Klosters AG (Logistik, Tiefbau) und die Jörimann Stahl AG (Stahlbau Solartische).
- Umweltschutz: Obwohl Madrisa Solar nicht in einem Naturschutzgebiet liegt, sind ökologische Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen gemäss dem Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz (NHG) im Raum Prättigau vorgesehen. Dazu zählt die Aufwertung von Trockenwiesen von nationaler Bedeutung. Die Anlage fügt sich zudem in die bereits durch das Skigebiet genutzte Landschaft ein.
- Öffentliche Einblicke: Am 4. Oktober 2025 veranstaltete die Madrisa Solar AG einen "Tag der offenen Baustelle", der rund 300 Besuchern exklusive Einblicke in das komplexe Pionierprojekt gewährte.
- Fertigstellung: Die vollständige Inbetriebnahme der Solaranlage ist laut Plan für Ende 2027 vorgesehen. Eine weitere Teilinbetriebnahme von circa 50 bis 60 Prozent der Leistung ist für Herbst 2026 geplant.
V. Technische Fakten und Zeitplan (Zusammenfassung).
Kennzahl |
Daten |
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Standort |
Gebiet Züg, Klosters Dorf, Graubünden, ca. 2.000 Meter über Meer |
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Installierte Leistung (DC) |
11 MWp |
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Produktionsleistung (AC) |
12 MW (MVA) |
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Jährliche Produktion |
ca. 17 GWh (für 3.500 Haushalte) |
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Winterstromanteil |
Über 40 % der Jahresproduktion (Okt. bis März) |
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Anzahl Module |
ca. 19.000 bis 20.000 bifaziale Hochleistungsmodule (je 580 Wp) |
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Anzahl Solartische |
ca. 3.170 |
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Gesamthöhe Solartische |
ca. 5,6 Meter (mindestens 3m ab Boden) |
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Gesamtinvestition |
ca. 70 Millionen Schweizer Franken |
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Baubeginn (offiziell) |
4. Juni 2025 (Spatenstich) |
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Teilinbetriebnahme |
Ende September 2025 (15 % der Leistung) |
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Vollständige Inbetriebnahme |
Ende 2027 (geplant) |
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Bauherrin |
Madrisa Solar AG (EKZ, Repower, Gemeinde Klosters, je 1/3) |
Wie positioniert sich Madrisa Solar innerhalb der Schweizer Solarexpress-Initiative und ihrer Ziele?
Die Positionierung von Madrisa Solar ist fundamental mit der Schweizer Solarexpress-Initiative verbunden, da das Projekt nicht nur deren Ziele konsequent verfolgt, sondern auch einen zentralen, richtungsweisenden Meilenstein innerhalb dieser nationalen Offensive markiert.
1. Das Kernziel des Solarexpress: Stärkung der Winterstromversorgung.
Der eidgenössische «Solarexpress» ist ein Gesetz, das vom Bundesparlament im Herbst 2022 geschaffen wurde, um die Genehmigung und Förderung von Photovoltaik-Grossanlagen im Hochgebirge zu beschleunigen. Das Hauptziel dieser Initiative ist die Stärkung der Versorgungssicherheit mit erneuerbarer Energie, insbesondere im Winter, da die Schweiz in dieser Zeit traditionell auf Stromimporte angewiesen ist.
Madrisa Solar positioniert sich als direkter Erfüllungsgehilfe dieses Mandats:
- Fokus Winterstrom: Die Anlage in Klosters, gelegen auf rund 2000 Metern über Meer, ist konsequent auf eine hohe Winterstrom-Erzeugung ausgelegt.
- Hoher Winteranteil: Durch die optimale Höhenlage, die südliche Ausrichtung und die Nutzung der Schneereflexion (Albedo-Effekt) produziert Madrisa Solar über 40 Prozent der jährlichen Gesamtproduktion (ca. 17 GWh) im Winterhalbjahr (Oktober bis März).
- Beitrag zur Deckung der Lücke: Die Partner (EKZ, Repower, Gemeinde Klosters) sehen das komplexe Projekt als ein "weiteres Engagement für eine sichere und nachhaltige Stromversorgung in der Schweiz" und betonen, dass es einen wichtigen Beitrag für den dringend benötigten Winterstrom leistet.
2. Pionierrolle und Beschleunigungserfolg.
Der Solarexpress wurde ins Leben gerufen, um Genehmigungsverfahren zu vereinfachen, geriet jedoch laut Quellen zwischenzeitlich ins Stocken, unter anderem wegen lokaler Widerstände und technischer Komplexität. Madrisa Solar dient als wichtiges Erfolgsexempel der Initiative:
- Erste Solarexpress-Anlage am Netz: Madrisa Solar ist das erste alpine Solarkraftwerk der Schweiz, das im Rahmen des nationalen Solarexpress Strom ins Netz eingespeist hat (Stand: Ende September 2025).
- Übererfüllung der Vorgaben: Um von den Solarexpress-Subventionen profitieren zu können, müssen Projekte bis Ende Jahr mindestens ein Zehntel (10%) der erwarteten Jahresproduktion ans Netz anschliessen. Madrisa Solar übertraf diese Vorgabe bereits im Herbst 2025, indem rund 15 Prozent der Anlage Strom einspeisten, nur wenige Monate nach dem offiziellen Spatenstich im Juni 2025.
- Leuchtturmprojekt: Madrisa Solar wird als "Pionierprojekt" und "Leuchtturmprojekt" im alpinen Solarsektor wahrgenommen, das als Modell für ähnliche Regionen dienen kann.
3. Finanzierung und technische Eignung (Förderung des Solarexpress).
Der Solarexpress bietet finanzielle Anreize, um die höheren Kosten alpiner Anlagen auszugleichen. Madrisa Solar nutzt diese Mechanismen gezielt:
- Subventionsanspruch: Das Energiegesetz sieht eine maximale Förderung von 60 Prozent der Investitionskosten vor. Die Gesamtinvestition für Madrisa Solar beträgt etwa 70 Millionen Schweizer Franken.
- Wirtschaftliche Rentabilität: Die Rentabilität des Projekts ist dank des langfristigen Energieabnahmevertrags (PPA) mit EKZ und den namhaften Bundessubventionen (Solarexpress) längerfristig gesichert. Die EKZ nimmt den Strom langfristig ab, was das Preisrisiko bei der Energiebeschaffung reduziert.
- Herausforderungen und Lösungen: Madrisa Solar demonstriert, dass alpine Solaranlagen realisierbar sind, obwohl die Bauweise aufgrund von starkem Schnee, Wind und der erschwerten Zugänglichkeit teurer und aufwändiger ist als im Mittelland. Das Projekt löst diese Probleme durch spezielle robuste Bauweisen (Module mindestens drei Meter über dem Boden) und die Nutzung der bereits bestehenden Zufahrtsstrassen, wodurch auf den aufwändigen Bau einer Materialseilbahn verzichtet werden konnte.
Madrisa Solar ist demnach nicht nur ein Projekt, das die Ziele des Solarexpresses (Winterstrom, Versorgungssicherheit) mit einem hohen Winterertrag von über 40% erfüllt, sondern es ist auch das praktische Aushängeschild der Initiative, da es als erste alpine Solaranlage, die im Rahmen dieses Gesetzes ans Netz ging, einen wichtigen Beschleunigungs- und Umsetzungserfolg liefert.
4. Weitere Solarexpress-Projekte in Graubünden.
Madrisa Solar ist Teil einer grösseren Entwicklung in Graubünden, die durch den Solarexpress vorangetrieben wird. Weitere grosse alpine Solaranlagen, die im Rahmen der Initiative im Kanton entstehen, sind NalpSolar (von Axpo) und SedrunSolar (von Energia Alpina), die beide in der Gemeinde Tujetsch in der Surselva liegen.
Welche spezifischen Betreiber und regionalen Auswirkungen sind mit dem alpinen Solarkraftwerk verbunden?
Die spezifischen Betreiber und die regionalen Auswirkungen des alpinen Solarkraftwerks Madrisa Solar sind durch eine starke Partnerschaft und weitreichende lokale Effekte gekennzeichnet.
I. Spezifische Betreiber und Eigentümer.
Die Bauherrin und somit die juristische Einheit hinter dem Projekt ist die Madrisa Solar AG.
An dieser Gesellschaft sind drei Hauptpartner zu je einem Drittel beteiligt:
1. EKZ (Elektrizitätswerke des Kantons Zürich): EKZ ist ein Hauptinvestor und engagiert sich für den Ausbau erneuerbarer Energien. EKZ ist zusammen mit Repower für die Projektleitung Bauherrschaft zuständig. EKZ nimmt einen Teil des produzierten Solarstroms ab, um Kundinnen und Kunden im eigenen Versorgungsgebiet zu versorgen. Die Beteiligung von EKZ ist besonders relevant, da das Unternehmen – im Gegensatz zu Repower – zu wenig eigene Energie produziert, um seine Kunden zu versorgen, wodurch die langfristige Abnahme des Madrisa-Stroms das Preisrisiko bei der Energiebeschaffung reduziert.
2. Repower AG: Repower ist ein Schweizer Energieunternehmen und ebenfalls ein Hauptinvestor. Repower ist massgeblich an der Projektleitung der Bauherrschaft beteiligt.
3. Gemeinde Klosters: Die Gemeinde Klosters ist Teilhaberin und unterstützt das Projekt als Teil ihrer nachhaltigen Energiepolitik. Die Bevölkerung der Gemeinde Klosters stimmte im Oktober 2023 der Beteiligung und dem Bau- und Dienstbarkeitsvertrag zu. Gemeindepräsident Hansueli Roth bezeichnete das Projekt als ein "Leuchtturmprojekt" im Bereich der Produktion erneuerbarer Energien.
Wichtige Auftragnehmer:
Für die Umsetzung und den Bau wurden verschiedene Unternehmen beauftragt:
- Planeco GmbH (Münchenstein BL, Tochterfirma der IWB): Erhielt den Grossauftrag für die Lieferung und Montage der PV-Module sowie die DC-Elektrik.
- Fanzun AG (Chur): Verantwortlich für Generalplanung und Gesamtleitung.
- Bauunternehmung Vetsch Klosters AG: Verantwortlich für Logistik, Tiefbau, Verankerung und Solartischmontage.
II. Regionale Auswirkungen und Abnahme des Stroms.
Die Realisierung von Madrisa Solar im Prättigau hat signifikante regionale Auswirkungen, die über die reine Stromproduktion hinausgehen:
1. Lokale Energienutzung und Entlastung
Direkte Abnahme durch Bergbahnen: Ein wesentlicher Teil des produzierten Solarstroms wird direkt vor Ort von den Klosters-Madrisa Bergbahnen für den Betrieb ihrer Transportanlagen (Skilifte) verwendet.
- Versorgungssicherheit der Bergbahnen: Durch die erfolgreiche Teilinbetriebnahme Ende September 2025 kann Madrisa Solar in Kombination mit den bereits vorhandenen PV-Anlagen der Bergbahnen bereits genügend Energie produzieren, um den gesamten Betrieb der Bergbahnen in der kommenden Wintersaison zu decken.
- Netzinfrastruktur: Der erforderliche Netzausbau ist gering, da ein grosser Teil der Infrastruktur zum Abtransport des Stroms bereits vorhanden ist. Die benötigte Netzverstärkung kann über bestehende Rohranlagen erstellt werden.
2. Regionale Wertschöpfung und Arbeitsplätze.
Aufträge an regionale Unternehmen: Bei der Planung und Umsetzung von Madrisa Solar wurde vorwiegend mit regional ansässigen Unternehmen zusammengearbeitet.
- Wirtschaftlicher Impuls: Der Gemeindepräsident von Klosters betonte, dass im Zusammenhang mit dem Projekt namhafte Aufträge an einheimische Unternehmen vergeben werden konnten.
- Positive Nebeneffekte: Das Projekt führt zur Schaffung von Arbeitsplätzen während der Bauphase und im langfristigen Betrieb.
3. Umwelt und Soziales in Klosters und Prättigau.
Umweltverträglichkeit: Obwohl Madrisa Solar nicht in einem Naturschutzgebiet liegt, werden strenge Umweltauflagen beachtet. Die Anlage wurde so konzipiert, dass sie sich harmonisch in das bereits durch das Skigebiet genutzte Gebiet einfügt.
- Ökologische Ausgleichsmassnahmen (NHG): Im Rahmen des Projekts werden Ersatzmassnahmen gemäss dem Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz (NHG) im Raum Prättigau ergriffen. Ziel ist der ökologische Ausgleich und die Kompensation projektbedingter Eingriffe in die Natur. Ein mögliches Beispiel für eine solche Massnahme ist die Aufwertung von Trockenwiesen von nationaler Bedeutung.
- Transparenz und Besucherattraktion: Die Madrisa Solar AG organisierte am 4. Oktober 2025 einen "Tag der offenen Baustelle", um der Bevölkerung exklusive Einblicke in das Pionierprojekt zu gewähren. Das Projekt wird zudem als Touristenattraktion wahrgenommen, was das Bewusstsein für erneuerbare Energien stärkt.
- Beteiligung der Jugend: Im Rahmen des Spatenstichs am 4. Juni 2025 setzten sich Schüler der 5. und 6. Primarstufe von Klosters Platz mit der Energiezukunft auseinander, wobei ihre Ideen in einer Zeitkapsel für kommende Generationen vergraben wurden.
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Alpine Solaranlage NalpSolar: Ein Pionierprojekt für die Schweizer Winterstromversorgung in Tujetsch (GR).
- März bis April 2025: Start und erste Arbeiten an der Energieableitung.
- Mai 2025: Start der Arbeiten im Perimeter.
- Dezember 2025: Gemäss den Vorgaben des Solarexpress müssen 10 Prozent der installierten Leistung bis Ende dieses Monats ans Netz angeschlossen werden.
- Dezember 2028: Die vollständige Inbetriebnahme der Anlage mit 100 Prozent Leistung ist für diesen Zeitpunkt geplant.
Die alpine Solaranlage NalpSolar, initiiert und realisiert vom Energiekonzern Axpo, markiert einen bedeutenden Pionierschritt in der Entwicklung der Solarenergie in herausfordernden Lagen der Schweiz. Das Projekt entsteht in der Gemeinde Tujetsch im Kanton Graubünden. Es dient nicht nur der Stromproduktion, sondern auch der Sammlung wertvoller Erfahrungen und Erkenntnisse für die Weiterentwicklung alpiner Solartechnologie.
I. Strategische Einordnung und der Solarexpress.
Das Projekt NalpSolar ist ein wichtiger Baustein in der Strategie von Axpo zum Ausbau der erneuerbaren Energien und zur Förderung der Energiewende in der Schweiz. Axpo hat ihre Solar-Ambitionen in der Schweiz deutlich versechsfacht und plant bis 2030 Solaranlagen mit über 1,2 Gigawatt Leistung.
Umsetzung im Rahmen des Solarexpress NalpSolar wird im Rahmen des dringlichen Bundesgesetzes zur kurzfristigen Bereitstellung einer sicheren Stromversorgung im Winter (kurz Solarexpress, Art. 71a des Energiegesetzes) umgesetzt. Dieses Gesetz wurde im Herbst 2022 geschaffen, um den raschen und unkomplizierten Zubau von hochalpinen Photovoltaik-Grossanlagen mit hoher Winterproduktion zu ermöglichen. NalpSolar ist die dritte Solar-Grossanlage in Graubünden und die zweite in der Gemeinde Tujetsch, die im Rahmen dieses Gesetzes realisiert wird. In Tujetsch entsteht zeitgleich auch die PV-Grossanlage Sedrun Solar, realisiert durch Energia Alpina, den öffentlich-rechtlichen Energieversorger der Gemeinde.
II. Technische Spezifikationen und Leistungsparameter.
Die Solaranlage NalpSolar wird auf rund 2.000 Metern über Meer errichtet. Sie liegt oberhalb von Tujetsch, direkt neben dem bereits bestehenden Stausee Lai da Nalps. Die Anlage entsteht auf einer Fläche von zirka 10 Hektaren.
Kennzahlen der Anlage Die Photovoltaikanlage wird mit rund 15.000 Solarmodulen betrieben. Diese Module sind auf etwa 1.500 Tischen montiert, wobei jeder Tisch maximal 10 Module trägt.
- Installierte Spitzenleistung: Rund acht Megawatt (8 MWp).
- Jährliche Stromproduktion: Knapp elf Gigawattstunden (11 GWh) pro Jahr.
- Haushaltsäquivalent: Dies entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von ungefähr 2.000 Haushalten.
- Investitionsvolumen: Axpo rechnet mit Investitionen von rund 50 Millionen Franken.
Der entscheidende Winterstromanteil Ein zentraler Vorteil des alpinen Standorts ist die hohe Winterstromproduktion. Die Anlage soll etwa 40 Prozent der gesamten Jahresproduktion in den Wintermonaten liefern, während 60 Prozent im Sommer anfallen. Die Höhe von 2.000 Metern bietet dafür klarere Luft, und die Reflexion des Sonnenlichts durch Schnee verstärkt die Einstrahlung auf die Module, wodurch die Effizienz gesteigert wird. Die verwendete Technologie wurde speziell darauf ausgelegt, extremen alpinen Wetterbedingungen wie niedrigen Temperaturen und starken Winden zuverlässig standzuhalten.
III. Realisierung und logistische Herausforderungen.
Die Umsetzung von NalpSolar erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen Axpo und ihrer Tochtergesellschaft CKW. Mit der Durchführung der Bauarbeiten wurde unter anderem STRABAG beauftragt.
Zeitplan und Meilensteine Der offizielle Baustart wurde mit einem feierlichen Spatenstich am 5. Mai 2025 markiert. Die Vorbereitungen für die Bauarbeiten, einschliesslich der Schneeräumung der Zufahrtsstrasse am 24. Februar 2025, starteten bereits im März 2025.
Die Hauptarbeiten im Perimeter finden in der Regel von Mai bis Oktober statt. Die Arbeiten an der Energieableitung können auch in den Übergangsmonaten März bis April sowie November bis Dezember erfolgen. Die Arbeiten erfolgen typischerweise im 1-Schicht-Betrieb von Montag bis Freitag, 7:00 bis 17:00 Uhr.
Logistische Komplexität Die Bauarbeiten gelten als technisch anspruchsvoll, logistisch herausfordernd und ökologisch sensibel. Aufgrund der Höhenlage und aus Rücksicht auf die alpine Flora und Fauna kann nur während weniger Monate im Sommer gebaut werden. Die Baulogistik wird dadurch erschwert, dass die Solartische und anderen Bauteile über eine schmale, einspurige Bergstrasse transportiert werden müssen. Da auf der Baustelle am Stausee keine Lagermöglichkeiten bestehen, wird nur das unmittelbar benötigte Material transportiert. Transportfahrten sind auf ein Zeitfenster zwischen 6:00 und 18:00 Uhr beschränkt.
IV. Wirtschaftlichkeit, Abnahme und Pioniergedanke.
Abnahme des produzierten Stroms Der gesamte produzierte Solarstrom ist langfristig gesichert: Die SBB wird den Strom während 20 Jahren abnehmen. Dieser Strom wird für die Versorgung der Bahnstromnetze mit erneuerbaren Energien eingesetzt.
Herausforderung Wirtschaftlichkeit Trotz der Nutzung von Bundesgeldern und den Vorgaben des Solarexpress bleibt die Wirtschaftlichkeit des Projekts laut Axpo eine Herausforderung. Das Unternehmen betont, dass NalpSolar als Pionierprojekt nicht ausschliesslich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet wird. Die gesammelten Erfahrungen und die Lernkurve sind entscheidend, um die alpine Solartechnologie weiterzuentwickeln und zukünftige Projekte effizienter und nachhaltiger umzusetzen. Axpo hat bereits erfolgreich Erfahrungen mit dem Projekt AlpinSolar beim Muttsee auf 2500 Metern gesammelt, welches jährlich 3,3 Millionen Kilowattstunden Strom produziert, die Hälfte davon im Winter.
V. Regionale Bedeutung und Synergien.
Die Gemeinde Tujetsch unterstützt das Vorhaben aktiv und einstimmig. Gemeindepräsident Martin Cavegn bezeichnete den Spatenstich als grossen Tag für die Gemeinde.
Lokale Wertschöpfung und sichere Versorgung Die Gemeinde Tujetsch sieht in NalpSolar einen wichtigen Beitrag zur lokalen Wertschöpfung und zur sicheren Stromversorgung der Schweiz. Tujetsch zählt dank der Kombination von Wasserkraft und Solarstrom dieser Dimension zu den wenigen Energiedörfern in der Schweiz.
Nutzung bestehender Infrastruktur Die Lage der Solaranlage direkt neben der bestehenden Staumauer des Lai da Nalps wird als ideal hervorgehoben. Die Landschaft in diesem Bereich wird somit bereits für die Stromerzeugung beansprucht, was die Akzeptanz des Projekts erhöht. Durch die Nähe zum Stausee existieren zudem bereits eine Erschliessungsstrasse und ein Netzanschlusspunkt in Sedrun. Die Anlage kann als Vorzeigebeispiel für die Erzeugung klimafreundlichen Stroms auch für andere Gemeinden dienen.
Öffentliche Nutzung Obwohl das alpine Gebiet bei Wanderern und Bikern beliebt ist, werden die bestehenden Bikerouten und Wanderwege durch die Bauarbeiten nicht eingeschränkt. Wanderer und Biker werden lediglich auf den Gegenverkehr und die Baustellen hingewiesen. Externe haben generell keine Zufahrt nach Nalps (Fahrverbot), ausser Berechtigte.
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Alpine Solaranlagen in der Schweiz.
Sedrun Solar: erste alpine Photovoltaik-Grossanlage der Schweiz.
29.10.2025, Update zum wegweisenden alpinen PV-Grosskraftwerk.
- August 2024: Spatenstich und Baubeginn des Grossprojekts.
- Dezember 2025: Es müssen 10 Prozent der Anlage (ca. 1100 Modultische) in Betrieb genommen werden, um die Vorgaben des Solarexpresses zu erfüllen.
- Ende 2028: Erreichung der vollen Leistung (100%) mit allen 5700 Modultischen
Die alpine Photovoltaik-Grossanlage Sedrun Solar in der Bündner Surselva, auf dem Gemeindegebiet von Tujetsch, stellt das erste derartige Grossprojekt in der Schweiz dar und gilt als wichtiger Meilenstein für die inländische Energieversorgung. Das Projekt, das im Rahmen des politischen «Solarexpresses» des Bundes ermöglicht wurde, zielt darauf ab, die kritische Winterstromlücke zu schliessen.
Standortvorteile und Leistungsdaten.
Die Anlage befindet sich auf einer Höhe zwischen 1950 und 2100 Metern über Meer im Gebiet Scharinas / Cuolm Val. Diese hochalpine Lage bietet entscheidende Vorteile für die Solarstromproduktion. Durch die intensive Sonneneinstrahlung, insbesondere über den Wolken im Winter, und die Reflexion des Schnees ist die Stromproduktion in den kalten Monaten vier- bis fünfmal höher als bei Solaranlagen in tieferen Lagen.
Die wichtigsten Kennzahlen im Überblick:
- Gesamtleistung: 19,3 Megawatt Peak (MWp).
- Jahresproduktion: 29 Gigawattstunden (GWh), ausreichend für rund 6500 Haushalte.
- Winterstromanteil: Herausragende 47 Prozent der Gesamtproduktion fallen in den Wintermonaten an.
- Fläche: Die Anlage beansprucht eine Fläche von 300.000 bis 330.000 Quadratmetern.
Technologie und Bauweise für alpine Bedingungen.
Für die Realisierung des Grossprojekts sind insgesamt 5700 speziell entwickelte Modultische notwendig, auf denen 34'200 hochleistungsfähige, bifaziale Solarmodule montiert werden. Die bifazialen Module nutzen nicht nur das direkte Sonnenlicht, sondern auch die Reflexion auf der Unterseite, was ihre Effizienz steigert.
Die Planung der Modultischkonstruktion vom Typ ALPIN QUATTRO® erfolgte durch das Churer Unternehmen ZENDRA AG. Diese Konstruktion ist robust und speziell für die anspruchsvollen alpinen Bedingungen ausgelegt, mit erhöhter UV-Beständigkeit und verstärkter mechanischer Belastbarkeit. Die primäre Konstruktion wird mittels Mikropfählen 2 bis 5 Meter tief im Boden verankert, wodurch auf Betonfundamente verzichtet wird, der Eingriff in den Boden minimiert und ein einfacher Rückbau ermöglicht wird. Die gesamte Anlage ist für eine Mindestbetriebsdauer von 60 Jahren konzipiert.
Die Solarmodule werden in einer Höhe von rund 3 bis 4,5 Metern über dem Boden angebracht, um die Beweidung der Fläche im Sommer zu ermöglichen und den Betrieb bei hoher Schneelage im Winter zu sichern. Die logistische Herausforderung des abgelegenen Standorts wird durch den Einsatz einer Transportseilbahn und von Helikoptern für die präzise Montage bewältigt. Der erzeugte Strom wird über sechs Transformatorenstationen in das Netz eingespeist.
Projektgeschichte und Zeitplan.
Die Trägerinnen des Projekts sind die lokale Sedruner Energieversorgerin Energia Alpina und die Stromproduzentin Aventron AG, die im Juli 2024 als Partner gewonnen wurde.
Der ambitionierte Zeitplan des Projekts, der durch den Solarexpress gefördert wird, sah folgende wichtige Schritte vor:
Datum |
Meilenstein |
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März 2023 |
Inbetriebnahme der schweizweit ersten Testanlage mit drei Modultischen. |
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August 2023 |
Die Gemeindeversammlung Tujetsch stimmt dem Bauprojekt und dem Baurecht einstimmig zu. |
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Mai 2024 |
Erhalt der rechtsgültigen Baubewilligung als erste alpine PV-Grossanlage der Schweiz, ohne Einsprachen. |
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August 2024 |
Spatenstich und Baubeginn des Grossprojekts. |
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Ende 2025 |
Es müssen 10 Prozent der Anlage (ca. 1100 Modultische) in Betrieb genommen werden, um die Vorgaben des Solarexpresses zu erfüllen. |
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Ende 2028 |
Erreichung der vollen Leistung (100%) mit allen 5700 Modultischen. |
Gesellschaftliche und Ökologische Aspekte.
Die Planung erfolgte in enger Abstimmung mit der lokalen Bevölkerung und den Behörden. Die breite Unterstützung in der Gemeinde Tujetsch wurde durch die einstimmige Zustimmung im August 2023 und das Ausbleiben von Einsprachen gegen die Baubewilligung bestätigt.
Obwohl das Gebiet Scharinas / Cuolm Val ausserhalb kantonaler und nationaler Schutzzonen liegt, wurde eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt. Es wird besondere Rücksicht auf vorhandene Biotope wie Trockenwiesen, Flachmoore und Orchideenflächen genommen. Ein wissenschaftliches Monitoring dokumentiert die Entwicklung der Biodiversität, wobei erste Erkenntnisse darauf hindeuten, dass das Projekt sogar zusätzliche Lebensräume für Wildtiere und Vögel schaffen könnte. Die Anlage wurde zudem so in das Landschaftsbild integriert, dass sie vom Wohngebiet aus nicht sichtbar ist.
Die Bauherrschaft hat die Finanzierung für den kompletten Rückbau der Anlage gesichert, der frühestens in 60 Jahren vorgesehen ist. Die Module selbst haben eine Lebensdauer von etwa 30 Jahren und werden bei Bedarf im Zuge eines Repowerings ersetzt.
Langfristiger Strombezug durch Winterthur.
Das Projekt wird vom Bund im Rahmen des «Solarexpress» mit bis zu 59 Millionen Franken subventioniert.
Die Stadt Winterthur hat im Oktober 2025 einen langfristigen Stromliefervertrag über eine Dauer von zwanzig Jahren abgeschlossen, um einen Teil des hochalpinen Solarstroms zu beziehen. Winterthur wird 10 Prozent der jährlichen Produktion von Sedrun Solar beziehen, was voraussichtlich 3 GWh pro Jahr entspricht (inklusive Herkunftsnachweise).
Dieser Bezug ist strategisch wichtig, da er es Stadtwerk Winterthur ermöglicht, die neue gesetzliche Mindestvorgabe des Bundes zu erfüllen: Demnach müssen mindestens 20 Prozent des erneuerbaren Strombedarfs der Grundversorgung aus dem Inland und aus erweiterter Eigenproduktion (wie langfristigen Bezugsverträgen oder Beteiligungen) stammen.
Werkvorsteher Stefan Fritschi (FDP) betont die energiepolitische Überzeugung, solche Projekte "zum Fliegen zu bringen", da Sedrun Solar ein "konkreter Problemlöser" für die Winterstromlücke sei. Aufgrund der höheren Produktionskosten für hochalpinen Solarstrom wird sich die Beschaffung auf den Stromtarif für Winterthurer Haushalte auswirken, jedoch aller Voraussicht nach nur geringfügig, mit einer erwarteten Steigerung von nur etwa 0,3 Prozent (0,035 Rappen) basierend auf Simulationen von 2025. Winterthur leistet zudem einen indirekten Beitrag zur Schliessung der Winterstromlücke, da die Stadt mit 10 Prozent an der Holding der Aventron AG beteiligt ist.
Einblicke und Zugänglichkeit des Projekts.
Sedrun Solar präsentiert sich aktiv als innovativer Bestandteil der Schweizer Energiewende. Am 3. September 2025 fand eine Studienreise zum Projekt statt, organisiert für SP-Energiefachleute, zu der auch Gäste willkommen waren. Die Teilnehmer erhielten zunächst eine Präsentation im Erlebnisraum Aventura Energia im Gemeindehaus Tujetsch, gefolgt von einer geführten Wanderung vom Oberalppass zum Bauplatz. Aktuelle Baufortschritte können auch über Live-Webcams eingesehen werden.
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Alpine Solaranlagen in der Schweiz.
Sidenplangg, im Urner Schächental: Die erste alpine Solaranlage der Zentralschweiz nimmt Gestalt an.
- Mai 2025, Baustart. Der Baustart erfolgt unmittelbar nach der Schneeschmelze, voraussichtlich Anfang Mai 2025.
- 2. Juli 2025 Spatenstich in Spiringen
- Ende 2025, erste Stromproduktion. Wie vom nationalen Solarexpress vorgegeben, sollen die ersten 10 Prozent der Anlage noch im Jahr 2025 ans Netz angeschlossen werden.
- 2028/2029, vollständige Inbetriebnahme. Der vollständige Projektabschluss ist bis 2028 geplant.
Alpine Photovoltaikanlage Sidenplangg (APV Sidenplangg).
Die alpine Photovoltaikanlage Sidenplangg, das derzeit einzige alpine Solarprojekt in der Zentralschweiz, das zur Realisierung gelangt, hat entscheidende Meilensteine erreicht und befindet sich in der Bauphase. Die Anlage entsteht in der Sidenplangg oberhalb der Gemeinde Spiringen im Urner Schächental. Hinter dem visionären Projekt steht die APV Sidenplangg AG, ein Anfang 2025 gegründetes Partnerwerk. Die Hauptpartner sind der Urner Energiedienstleister energieUri AG (ehemals EWA-energieUri) und die Schweizer Grünstromproduzentin aventron AG. Das Engagement der aventron AG wird zusätzlich durch ihre Miteigentümerinnen Primeo Energie, Energie Wasser Bern (ewb) und Stadtwerk Winterthur unterstützt.
1. Rechtliche und politische Fundamente.
Die Grundlage für die Realisierung des Projekts wurde durch mehrere politische und behördliche Zustimmungen geschaffen.
- Lokale Akzeptanz: Die Stimmberechtigten der Gemeinde Spiringen befürworteten die geplante alpine Solaranlage bereits im Sommer 2024 deutlich.
- Baurecht: Die Korporation Uri als Grundeigentümerin des Areals erteilte das notwendige Baurecht. Kurt Schuler, Präsident der Korporation Uri, betonte, dass der Standort bereits als Heimkuhweide eher knapp bestossen war, wodurch keine bäuerliche Existenz gefährdet wurde.
- Bewilligungen: Im Januar 2025 erhielt EWA-energieUri die Baubewilligung vom Kanton Uri sowie die Plangenehmigungsverfügung vom eidgenössischen Starkstrominspektorat (Esti).
2. Baustatus und Zeitplan.
Das Projekt liegt trotz der Komplexität eines alpinen Vorhabens weiterhin im Zeitplan.
- Baustart: Obwohl ursprünglich der Baustart unmittelbar nach der Schneeschmelze, voraussichtlich Anfang Mai 2025, geplant war, begannen die tatsächlichen Bauarbeiten bereits im April 2025.
- Spatenstich: Der offizielle Spatenstich, der diesen bereits begonnenen Bau feierte, fand am 2. Juli 2025 in Spiringen statt. Anwesend waren Vertreter des Urner Regierungsrats (Hermann Epp), der Korporation Uri und des Gemeinderats von Spiringen.
- Vorgaben des Solarexpress: Um die staatliche Förderung zu sichern, müssen die ersten 10 Prozent der Anlage noch im Jahr 2025 ans Netz gehen.
- Gesamtfertigstellung: Die Fertigstellung der gesamten Anlage ist mehrheitlich bis 2029 geplant.
- Herausforderungen: Die Bauarbeiten finden auf steilem, unwegsamem und steinigem Gelände statt, was die Installation technisch anspruchsvoll macht und robuste, wetterbeständige Materialien erfordert. Für die letzten Höhenmeter wird ein Helikopter für den Materialtransport eingesetzt. Werner Jauch, CEO von energieUri, zeigte sich zuversichtlich, die Frist für die ersten zehn Prozent trotz fragiler internationaler Lieferketten einzuhalten.
3. Standort, Leistung und technische Vorteile.
Der Standort Sidenplangg wurde aufgrund seiner idealen alpinen Eigenschaften ausgewählt, um einen maximalen Beitrag zur Winterstromproduktion zu leisten.
- Standort und Höhe: Die Anlage liegt in einer Höhe zwischen 1.800 und 2.000 Metern über Meer im Urner Schächental.
- Infrastrukturelle Vorteile: Das Gelände ist bereits durch Lawinenverbauungen genutzt und geprägt. Zudem ist der Standort durch eine bestehende Strasse erschlossen. Die Energieeinspeisung ins Verteilnetz erfolgt effizient über die nahegelegene Trafostation Ratzi.
- Technische Daten: Die Anlage beansprucht eine Fläche von rund 10,7 Hektar (andere Quellen nennen 12 Hektar). Sie wird eine Leistung von circa 8 Megawatt (MW) (oder 8.04 MWp) aufweisen. Insgesamt werden 2.310 Modultische mit 13.860 PV-Modulen und zwei Trafostationen installiert.
- Produktion und Winterstrom: Ab 2029 soll die Anlage jährlich rund 12,5 Gigawattstunden (GWh) erneuerbare Energie produzieren. Diese Menge entspricht dem Jahresbedarf von etwa 2.600 bis 2.800 durchschnittlichen Haushalten. Alpine Solaranlagen sind für die Winterstromproduktion besonders geeignet, da sie im Winterhalbjahr rund dreimal so viel Strom liefern wie vergleichbare Anlagen im Flachland. Die Sidenplangg weist einen Winterproduktionsanteil von fast 50 Prozent bzw. circa 45 Prozent auf.
4. Wirtschaftliche Bedeutung und regionale Wertschöpfung.
Die Investitionskosten für das Projekt belaufen sich auf zirka 40 Millionen Franken brutto (oder 39 Millionen Franken).
- Fördermittel: Die finanzielle Unterstützung des Bundes ist für die Wirtschaftlichkeit des Projekts entscheidend. Der Bund finanziert bis zu 60 Prozent der anrechenbaren Investitionen, falls die Frist des Solarexpress (10% bis Ende 2025) eingehalten wird, was einer Summe von rund 22 Millionen Franken entspricht.
- Lokale Aufträge: Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die hohe regionale Wertschöpfung. Rund 75 Prozent der Investitionskosten – das sind etwa 30 bis 31 Millionen Franken – bleiben in Form von Aufträgen für Urner Unternehmen im Kanton Uri.
- Abgaben: Zusätzlich werden jährlich Abgaben und Steuern von über 100.000 Franken an die Gemeinde Spiringen, die Korporation Uri und den Kanton Uri generiert. Die Korporation Uri selbst erwirtschaftet jährlich zwischen 50.000 und maximal 100.000 Franken, die der Bevölkerung zugutekommen.
- Betriebsverantwortung: energieUri AG ist für die Planung, die Projektleitung sowie den zukünftigen Betrieb und die Energiebewirtschaftung zuständig, was eine jährlich wiederkehrende Wertschöpfung für Uri generiert.
5. Strategischer Beitrag zur Energiewende.
Das Projekt APV Sidenplangg wird als wichtiger Beitrag zur nationalen Energiepolitik gewertet.
- Versorgungssicherheit: Projekte wie Sidenplangg sind zentrale Bausteine des nationalen Solarexpress und tragen wesentlich zur Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit der Schweizer Stromversorgung bei.
- Pionierrolle: Die beteiligten Unternehmen beweisen mit diesem Vorhaben Pioniergeist, da es sich um ein komplexes Energieprojekt mit wenigen bisherigen Erfahrungswerten handelt.
- Überregionale Kooperation: Regierungsrat Hermann Epp betonte die überregionale Bedeutung, da die Schweiz insbesondere auf den Ausbau von Winterenergie angewiesen ist. Dominik Baier, Verwaltungsratspräsident der aventron AG, hob hervor, dass das Projekt die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Mittelland und den Bergkantonen unterstreicht.
- Netto-Null-Ziel: Die Korporation Uri sieht in der Diversifizierung, weg von der dominierenden Wasserkraft, hin zu Wind- und Solaranlagen, einen notwendigen Schritt, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen und dem steigenden Energieverbrauch durch Elektrifizierung gerecht zu werden. Kurt Schuler merkte an, dass die 12,5 GWh zwar nur einen kleinen Beitrag zur Gesamtmenge des benötigten alpinen Solarstroms leisten, aber jeder Beitrag zählt, und dass viele kleinere Projekte bessere Umsetzungs-Chancen haben als einzelne Gigaprojekte.
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Alpine Solaranlagen in der Schweiz.
Alpine Solaranlagen im Bau und Ausbau.
Das Schweizer Stromnetz der Zukunft.
Disclaimer / Abgrenzung
Stromzeit.ch übernimmt keine Garantie und Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der in diesem Bericht enthaltenen Texte, Massangaben und Aussagen.
Anmerkung Positionspapier von Swissolar:
Das Positionspapier von Swissolar skizziert einen Plan zur Erreichung von 50 Gigawatt installierter Photovoltaik-Leistung bis 2050, um jährlich etwa 45 TWh Solarstrom in der Schweiz zu erzeugen, insbesondere da die Kernkraftwerke ab 2035 wegfallen. Um einen stark steigenden Stromimportbedarf im Winter zu vermeiden, muss der jährliche Zubau rasch auf etwa 2000 MW bis 2030 gesteigert werden. Das Dokument untersucht verschiedene Potenziale für die Installation dieser Leistung, wobei Dächer und Fassaden mit 54 TWh beziehungsweise 17 TWh das grösste technische Potenzial aufweisen. Zusätzlich werden Infrastrukturen (10 TWh), Agri-Photovoltaik (5 TWh) und alpine Freiflächen (16 TWh) als wichtige Beiträge genannt, wobei alpine Anlagen entscheidend für die Winterstromversorgung sind. Swissolar argumentiert für einen "klugen Mix" dieser Anlagentypen und betont die Notwendigkeit, den Ausbau auf Gebäuden zu forcieren und alpine Solarkraftwerke für den beschleunigten Zubau zu nutzen, während kurzfristig die Speicherwirtschaft und Sparpotenziale für die Winterversorgung wichtig sind.
Quellen (Oktober 2025).
https://www.energieinside.ch/im-fokus/alpine-solaranlagen
https://www.strom.ch/de/pressemitteilung/alpine-solaranlage-muttsee-unterstuetzt-netzstabilitaet
https://www.energieuri.ch/die-erste-alpine-photovoltaikanlage-der-zentralschweiz-wird-realisiert/
https://www.obeng.ch/Obeng2/Pages/AlpineSolarPlants.aspx?Id=7419
https://bauschweiz.ch/kategorie/baunews/wegweisende-resultate-fuer-alpine-solaranlagen/
https://www.obeng.ch/Obeng2/Pages/AlpineSolarPlantsSwiss.aspx?Id=8449
https://www.gondosolar.ch/news
https://georgschwarz.ch/alpine-pv/
https://georgschwarz.ch/ausbaupotenzial/
https://georgschwarz.ch/ersatzbedarf/
https://alpine-pv.ch/
https://alpine-pv.ch/map/
https://alpine-pv.ch/statistics/
https://alpine-pv.ch/wiki/
https://alpine-pv.ch/about/
https://alpine-pv.ch/wiki/uncategorized/29-10-2025-online-workshop/
https://alpine-pv.ch/wiki/further-informations/guides/
https://alpine-pv.ch/wiki/alpine-environment-and-its-impact-on-modules/alpine-pv-module-testing/
https://alpine-pv.ch/wiki/monitoring-data-evaluation/monitoring-of-pilot-projects/
https://www.be-connected.ch/en/news/fachhochschulen-lancieren-plattform-zu-alpinen-solaranlagen
https://www.photovoltaik.eu/solarparks/schweiz-graubuenden-genehmigt-alpines-solarprojekt
https://www.baublatt.ch/bauprojekte/alpine-solaranlage-in-sufers-gr-wird-nicht-gebaut-37908













